Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Siebende Buch. Und gierig trieben auf: Daher ist aller streitGekommen/ der auch hat gereitzt die bauersleut. Es war ein schöner hirsch/ und trug ein hoch geweyhe/ Der Tyrrhus vater mit den söhnen zog mit treue Denselben auf/ so bald er von der hindin kam/ Der auch des königs vieh in fleißig obhut nam; Dem auch vertrauet war die gantze heerd in feldern/ und was sich weit und breit für wilt hält auf in wäldern/ Die schwester Sylvia pflegt seyn mit allem fleiß/ Als der auch war gewohnt derselbigen geheiß. Sie hat offt ihre lust ihm umbs geweyh zu winden Ein frisches kräntzelein/ mit seidner schnur zu binden: Sie kämmt/ sie badet ihn mit klarem brunnen Naß/ Er ließ sich greiffen an/ und mit dem herren aß/ Des tisches er gewohnt: Er lieff herumb in wäldern/ In hecken/ püsch und thal/ auff wiesen und in feldern/ Und kehrte wiederumb zur stelle/ die er kand/ Ob er schon spat bey nacht sich wieder heimwarts fand. Denselben trieben auf des printzens schnelle winde/ Als sie ihn irren sehn/ und schwimmen gar gelinde Den stillen fluß hinab/ und in dem grünen graß Zu lindern grosse hitz sich nieder legt und aß: Es wurd Julus auch entzündet und befangen Von liebe/ grosses lob und namen zuerlangen: Er griffe nach dem pfeil/ und legt ihn auf die sehn; Die Göttin ließ den schuß nach wuntsch und willen gehn/ Der pfeil fährt durch die lufft mit schnurren und trifft eben den hirsch durch bauch und darm: Das wild flieht noch (mit beben Das Siebende Buch. Und gierig trieben auf: Daher iſt aller ſtreitGekommen/ der auch hat gereitzt die bauersleut. Es war ein ſchoͤner hirſch/ und trug ein hoch geweyhe/ Der Tyrrhus vater mit den ſoͤhnen zog mit treue Denſelben auf/ ſo bald er von der hindin kam/ Der auch des koͤnigs vieh in fleißig obhut nam; Dem auch vertrauet war die gantze heerd in feldern/ und was ſich weit und breit fuͤr wilt haͤlt auf in waͤldern/ Die ſchweſter Sylvia pflegt ſeyn mit allem fleiß/ Als der auch war gewohnt derſelbigen geheiß. Sie hat offt ihre luſt ihm umbs geweyh zu winden Ein friſches kraͤntzelein/ mit ſeidner ſchnur zu binden: Sie kaͤmmt/ ſie badet ihn mit klarem brunnen Naß/ Er ließ ſich greiffen an/ und mit dem herren aß/ Des tiſches er gewohnt: Er lieff herumb in waͤldern/ In hecken/ puͤſch und thal/ auff wieſen und in feldern/ Und kehrte wiederumb zur ſtelle/ die er kand/ Ob er ſchon ſpat bey nacht ſich wieder heimwarts fand. Denſelben trieben auf des printzens ſchnelle winde/ Als ſie ihn irren ſehn/ und ſchwimmen gar gelinde Den ſtillen fluß hinab/ und in dem gruͤnen graß Zu lindern groſſe hitz ſich nieder legt und aß: Es wurd Julus auch entzuͤndet und befangen Von liebe/ groſſes lob und namen zuerlangen: Er griffe nach dem pfeil/ und legt ihn auf die ſehn; Die Goͤttin ließ den ſchuß nach wuntſch und willẽ gehn/ Der pfeil faͤhrt durch die lufft mit ſchnurrẽ und trifft ebẽ den hirſch durch bauch und darm: Das wild flieht noch (mit beben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0369" n="347"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Siebende Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Und gierig trieben auf: <hi rendition="#fr">D</hi>aher iſt aller ſtreit</l><lb/> <l>Gekommen/ der auch hat gereitzt die bauersleut.</l><lb/> <l>Es war ein ſchoͤner hirſch/ und trug ein hoch geweyhe/</l><lb/> <l>Der Tyrrhus vater mit den ſoͤhnen zog mit treue</l><lb/> <l>Denſelben auf/ ſo bald er von der hindin kam/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er auch des koͤnigs vieh in fleißig obhut nam;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>em auch vertrauet war die gantze heerd in feldern/</l><lb/> <l>und was ſich weit und breit fuͤr wilt haͤlt auf in waͤldern/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ſchweſter Sylvia pflegt ſeyn mit allem fleiß/</l><lb/> <l>Als der auch war gewohnt derſelbigen geheiß.</l><lb/> <l>Sie hat offt ihre luſt ihm umbs geweyh zu winden</l><lb/> <l>Ein friſches kraͤntzelein/ mit ſeidner ſchnur zu binden:</l><lb/> <l>Sie kaͤmmt/ ſie badet ihn mit klarem brunnen Naß/</l><lb/> <l>Er ließ ſich greiffen an/ und mit dem herren aß/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>es tiſches er gewohnt: <hi rendition="#fr">E</hi>r lieff herumb in waͤldern/</l><lb/> <l>In hecken/ puͤſch und thal/ auff wieſen und in feldern/</l><lb/> <l>Und kehrte wiederumb zur ſtelle/ die er kand/</l><lb/> <l>Ob er ſchon ſpat bey nacht ſich wieder heimwarts fand.</l><lb/> <l>Denſelben trieben auf des printzens ſchnelle winde/</l><lb/> <l>Als ſie ihn irren ſehn/ und ſchwimmen gar gelinde</l><lb/> <l>Den ſtillen fluß hinab/ und in dem gruͤnen graß</l><lb/> <l>Zu lindern groſſe hitz ſich nieder legt und aß:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s wurd Julus auch entzuͤndet und befangen</l><lb/> <l>Von liebe/ groſſes lob und namen zuerlangen:</l><lb/> <l>Er griffe nach dem pfeil/ und legt ihn auf die ſehn;</l><lb/> <l>Die Goͤttin ließ den ſchuß nach wuntſch und willẽ gehn/</l><lb/> <l>Der pfeil faͤhrt durch die lufft mit ſchnurrẽ und trifft ebẽ</l><lb/> <l>den hirſch durch bauch und darm: Das wild flieht noch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">(mit beben</hi> </l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [347/0369]
Das Siebende Buch.
Und gierig trieben auf: Daher iſt aller ſtreit
Gekommen/ der auch hat gereitzt die bauersleut.
Es war ein ſchoͤner hirſch/ und trug ein hoch geweyhe/
Der Tyrrhus vater mit den ſoͤhnen zog mit treue
Denſelben auf/ ſo bald er von der hindin kam/
Der auch des koͤnigs vieh in fleißig obhut nam;
Dem auch vertrauet war die gantze heerd in feldern/
und was ſich weit und breit fuͤr wilt haͤlt auf in waͤldern/
Die ſchweſter Sylvia pflegt ſeyn mit allem fleiß/
Als der auch war gewohnt derſelbigen geheiß.
Sie hat offt ihre luſt ihm umbs geweyh zu winden
Ein friſches kraͤntzelein/ mit ſeidner ſchnur zu binden:
Sie kaͤmmt/ ſie badet ihn mit klarem brunnen Naß/
Er ließ ſich greiffen an/ und mit dem herren aß/
Des tiſches er gewohnt: Er lieff herumb in waͤldern/
In hecken/ puͤſch und thal/ auff wieſen und in feldern/
Und kehrte wiederumb zur ſtelle/ die er kand/
Ob er ſchon ſpat bey nacht ſich wieder heimwarts fand.
Denſelben trieben auf des printzens ſchnelle winde/
Als ſie ihn irren ſehn/ und ſchwimmen gar gelinde
Den ſtillen fluß hinab/ und in dem gruͤnen graß
Zu lindern groſſe hitz ſich nieder legt und aß:
Es wurd Julus auch entzuͤndet und befangen
Von liebe/ groſſes lob und namen zuerlangen:
Er griffe nach dem pfeil/ und legt ihn auf die ſehn;
Die Goͤttin ließ den ſchuß nach wuntſch und willẽ gehn/
Der pfeil faͤhrt durch die lufft mit ſchnurrẽ und trifft ebẽ
den hirſch durch bauch und darm: Das wild flieht noch
(mit beben
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |