Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Siebende Buch.
Mit trotz und frechem sinn! was sie nur fangen an/
Das ist zu wieder mir und meinem rath gethan
Wie? sind sie dem noch nicht zu Troja umbgekommen?
Hat man sie fangen nicht gekunt/ da sie genommen
In hasst gewesen sind; Hat die verbrandte stadt
Dem Gottsvergessnem volck der Troer nicht geschadt/
Sind sie immitten durch der feinde heer und hauffen/
Ja sind sie sicher so der fruersbrunst entlauffen?
Doch/ glaub ich/ meine macht ist endlich müd und laß/
Und ich hab aus geruht von meinem zorn und haß
Ja ich hab mich erkühnt/ da sie aus ihrem lande
Gestossen worden sind/ und kommen von denn stande
Der stoltzen herrligkeit/ mit unversöhntem grimm
Denselben nach zugehn durch fluth und ungestümm/
Und hab den flüchtigen auff offenbahrem meere/
So weit es immer läufft/ gehalten gegenwehre;
Was nur für kräffte hat der himmel und das meer/
Das hab ich angewandt entgegen diesem heer.
Was haben mir genützt die Syrten/ klippen/ schlünde/
Die Scylla/ die Charybd und tieffe meeres gründe?
Sie ligen sicher nun an gelbem meeres strand/
Und leben da nach wuntsch in weichem ruhestand/
Vorsehn sich keines meers/ noch meiner: man bedencke/
Was das für unrecht sey/ und wies mein hertze kräncke.
Der Kriesgott hat vermocht die blut-ergrimmte schaar
Der Lapither zu grund zu richten gantz und gar.
Der Jupiter hat sein rachgieriges beginnen
Und zorn getreten ab der keuschen jägerinnen
Ent-
Das Siebende Buch.
Mit trotz und frechem ſinn! was ſie nur fangen an/
Das iſt zu wieder mir und meinem rath gethan
Wie? ſind ſie dem noch nicht zu Troja umbgekommen?
Hat man ſie fangen nicht gekunt/ da ſie genommen
In haſſt geweſen ſind; Hat die verbrandte ſtadt
Dem Gottsvergeſſnem volck der Troer nicht geſchadt/
Sind ſie immitten durch der feinde heer und hauffen/
Ja ſind ſie ſicher ſo der fruersbrunſt entlauffen?
Doch/ glaub ich/ meine macht iſt endlich muͤd und laß/
Und ich hab aus geruht von meinem zorn und haß
Ja ich hab mich erkuͤhnt/ da ſie aus ihrem lande
Geſtoſſen worden ſind/ und kommen von denn ſtande
Der ſtoltzen herrligkeit/ mit unverſoͤhntem grimm
Denſelben nach zugehn durch fluth und ungeſtuͤmm/
Und hab den fluͤchtigen auff offenbahrem meere/
So weit es immer laͤufft/ gehalten gegenwehre;
Was nur fuͤr kraͤffte hat der himmel und das meer/
Das hab ich angewandt entgegen dieſem heer.
Was haben mir genuͤtzt die Syrten/ klippen/ ſchluͤnde/
Die Scylla/ die Charybd und tieffe meeres gruͤnde?
Sie ligen ſicher nun an gelbem meeres ſtrand/
Und leben da nach wuntſch in weichem ruheſtand/
Vorſehn ſich keines meers/ noch meiner: man bedencke/
Was das fuͤr unrecht ſey/ und wies mein hertze kraͤncke.
Der Kriesgott hat vermocht die blut-ergrimmte ſchaar
Der Lapither zu grund zu richten gantz und gar.
Der Jupiter hat ſein rachgieriges beginnen
Und zorn getreten ab der keuſchen jaͤgerinnen
Ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0357" n="335"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Siebende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Mit trotz und frechem &#x017F;inn! was &#x017F;ie nur fangen an/</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t zu wieder mir und meinem rath gethan</l><lb/>
          <l>Wie? &#x017F;ind &#x017F;ie dem noch nicht zu Troja umbgekommen?</l><lb/>
          <l>Hat man &#x017F;ie fangen nicht gekunt/ da &#x017F;ie genommen</l><lb/>
          <l>In ha&#x017F;&#x017F;t gewe&#x017F;en &#x017F;ind; Hat die verbrandte &#x017F;tadt</l><lb/>
          <l>Dem Gottsverge&#x017F;&#x017F;nem volck der Troer nicht ge&#x017F;chadt/</l><lb/>
          <l>Sind &#x017F;ie immitten durch der feinde heer und hauffen/</l><lb/>
          <l>Ja &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;icher &#x017F;o der fruersbrun&#x017F;t entlauffen?</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>och/ glaub ich/ meine macht i&#x017F;t endlich mu&#x0364;d und laß/</l><lb/>
          <l>Und ich hab aus geruht von meinem zorn und haß</l><lb/>
          <l>Ja ich hab mich erku&#x0364;hnt/ da &#x017F;ie aus ihrem lande</l><lb/>
          <l>Ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en worden &#x017F;ind/ und kommen von denn &#x017F;tande</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;toltzen herrligkeit/ mit unver&#x017F;o&#x0364;hntem grimm</l><lb/>
          <l>Den&#x017F;elben nach zugehn durch fluth und unge&#x017F;tu&#x0364;mm/</l><lb/>
          <l>Und hab den flu&#x0364;chtigen auff offenbahrem meere/</l><lb/>
          <l>So weit es immer la&#x0364;ufft/ gehalten gegenwehre;</l><lb/>
          <l>Was nur fu&#x0364;r kra&#x0364;ffte hat der himmel und das meer/</l><lb/>
          <l>Das hab ich angewandt entgegen die&#x017F;em heer.</l><lb/>
          <l>Was haben mir genu&#x0364;tzt die Syrten/ klippen/ &#x017F;chlu&#x0364;nde/</l><lb/>
          <l>Die Scylla/ die Charybd und tieffe meeres gru&#x0364;nde?</l><lb/>
          <l>Sie ligen &#x017F;icher nun an gelbem meeres &#x017F;trand/</l><lb/>
          <l>Und leben da nach wunt&#x017F;ch in weichem ruhe&#x017F;tand/</l><lb/>
          <l>Vor&#x017F;ehn &#x017F;ich keines meers/ noch meiner: man bedencke/</l><lb/>
          <l>Was das fu&#x0364;r unrecht &#x017F;ey/ und wies mein hertze kra&#x0364;ncke.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Kriesgott hat vermocht die blut-ergrimmte &#x017F;chaar</l><lb/>
          <l>Der Lapither zu grund zu richten gantz und gar.</l><lb/>
          <l>Der Jupiter hat &#x017F;ein rachgieriges beginnen</l><lb/>
          <l>Und zorn getreten ab der keu&#x017F;chen ja&#x0364;gerinnen</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>nt-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0357] Das Siebende Buch. Mit trotz und frechem ſinn! was ſie nur fangen an/ Das iſt zu wieder mir und meinem rath gethan Wie? ſind ſie dem noch nicht zu Troja umbgekommen? Hat man ſie fangen nicht gekunt/ da ſie genommen In haſſt geweſen ſind; Hat die verbrandte ſtadt Dem Gottsvergeſſnem volck der Troer nicht geſchadt/ Sind ſie immitten durch der feinde heer und hauffen/ Ja ſind ſie ſicher ſo der fruersbrunſt entlauffen? Doch/ glaub ich/ meine macht iſt endlich muͤd und laß/ Und ich hab aus geruht von meinem zorn und haß Ja ich hab mich erkuͤhnt/ da ſie aus ihrem lande Geſtoſſen worden ſind/ und kommen von denn ſtande Der ſtoltzen herrligkeit/ mit unverſoͤhntem grimm Denſelben nach zugehn durch fluth und ungeſtuͤmm/ Und hab den fluͤchtigen auff offenbahrem meere/ So weit es immer laͤufft/ gehalten gegenwehre; Was nur fuͤr kraͤffte hat der himmel und das meer/ Das hab ich angewandt entgegen dieſem heer. Was haben mir genuͤtzt die Syrten/ klippen/ ſchluͤnde/ Die Scylla/ die Charybd und tieffe meeres gruͤnde? Sie ligen ſicher nun an gelbem meeres ſtrand/ Und leben da nach wuntſch in weichem ruheſtand/ Vorſehn ſich keines meers/ noch meiner: man bedencke/ Was das fuͤr unrecht ſey/ und wies mein hertze kraͤncke. Der Kriesgott hat vermocht die blut-ergrimmte ſchaar Der Lapither zu grund zu richten gantz und gar. Der Jupiter hat ſein rachgieriges beginnen Und zorn getreten ab der keuſchen jaͤgerinnen Ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/357
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/357>, abgerufen am 11.05.2024.