Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Siebende Buch.
Das Welsche volck und die Sabiner hohlen rath
Daselbst/ wenn man in noth denselben nöthig hat.
Hieher nun brachte mit der priester seine gaben/
So viel er kunte nur von seiner herde haben;
Und in der stillen nacht legt er sich auff die fell
Der abgeschlachten schaaff und schlieff an heilger stell.
Da sieht er manchen traum vor seinen augen schweben
Mit mancherley figur/ er hört viel stimmen eben;
Erfreut sich des gesprächs mit Göttern/ redet an
Den Acheron/ zu dem er sich gesellen kan
In tieffem höllen pfuhl. Als hier nun gleicher massen
Latin der vater wolt sich ins gespräch einlassen
Und hohlen unterricht; Bracht er zum opffer auch
Viel schaffe/ die er schlacht nach heilger sitt und brauch:
Und als er legte sich auff dererselben felle/
Kam plötzlich dieses wort aus innerm wald und hölle:
Laß deine tochter nicht mit einem Welschen mann/
Mein sohn/ begattet seyn; Du thust nicht wol daran/
Und traue Turno nicht/ der sie ihm wil verbinden;
Es werden andre schon sich in der frembde finden/
Die werden kommen an mit uns gar nah verwand/
Und machen unser reich und namen weit bekand:
Und die vom selben stamm entsprossne kindeskinder
Noch werden unter sich/ als tapffre überwinder/
Bezwingen alle reich zu wasser und zu land/
So weit das regiment der sonnen ist bekand.
Dies antwort/ die Latin von seinem vater höret
In stiller nacht/ und sie/ als treu ermahnung/ ehret/
Hält
Das Siebende Buch.
Das Welſche volck und die Sabiner hohlen rath
Daſelbſt/ wenn man in noth denſelben noͤthig hat.
Hieher nun brachte mit der prieſter ſeine gaben/
So viel er kunte nur von ſeiner herde haben;
Und in der ſtillen nacht legt er ſich auff die fell
Der abgeſchlachten ſchaaff und ſchlieff an heilger ſtell.
Da ſieht er manchen traum vor ſeinen augen ſchweben
Mit mancherley figur/ er hoͤrt viel ſtimmen eben;
Erfreut ſich des geſpraͤchs mit Goͤttern/ redet an
Den Acheron/ zu dem er ſich geſellen kan
In tieffem hoͤllen pfuhl. Als hier nun gleicher maſſen
Latin der vater wolt ſich ins geſpraͤch einlaſſen
Und hohlen unterricht; Bracht er zum opffer auch
Viel ſchaffe/ die er ſchlacht nach heilger ſitt und brauch:
Und als er legte ſich auff dererſelben felle/
Kam ploͤtzlich dieſes wort aus innerm wald und hoͤlle:
Laß deine tochter nicht mit einem Welſchen mann/
Mein ſohn/ begattet ſeyn; Du thuſt nicht wol daran/
Und traue Turno nicht/ der ſie ihm wil verbinden;
Es werden andre ſchon ſich in der frembde finden/
Die werden kommen an mit uns gar nah verwand/
Und machen unſer reich und namen weit bekand:
Und die vom ſelben ſtamm entſproſſne kindeskinder
Noch werden unter ſich/ als tapffre uͤberwinder/
Bezwingen alle reich zu waſſer und zu land/
So weit das regiment der ſonnen iſt bekand.
Dieſ antwort/ die Latin von ſeinem vater hoͤret
In ſtiller nacht/ und ſie/ als treu ermahnung/ ehret/
Haͤlt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0344" n="322"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Siebende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Das Wel&#x017F;che volck und die Sabiner hohlen rath</l><lb/>
          <l>Da&#x017F;elb&#x017F;t/ wenn man in noth den&#x017F;elben no&#x0364;thig hat.</l><lb/>
          <l>Hieher nun brachte mit der prie&#x017F;ter &#x017F;eine gaben/</l><lb/>
          <l>So viel er kunte nur von &#x017F;einer herde haben<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Und in der &#x017F;tillen nacht legt er &#x017F;ich auff die fell</l><lb/>
          <l>Der abge&#x017F;chlachten &#x017F;chaaff und &#x017F;chlieff an heilger &#x017F;tell.</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ieht er manchen traum vor &#x017F;einen augen &#x017F;chweben</l><lb/>
          <l>Mit mancherley figur/ er ho&#x0364;rt viel &#x017F;timmen eben<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>rfreut &#x017F;ich des ge&#x017F;pra&#x0364;chs mit Go&#x0364;ttern/ redet an</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en Acheron/ zu dem er &#x017F;ich ge&#x017F;ellen kan</l><lb/>
          <l>In tieffem ho&#x0364;llen pfuhl. Als hier nun gleicher ma&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Latin der vater wolt &#x017F;ich ins ge&#x017F;pra&#x0364;ch einla&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Und hohlen unterricht; Bracht er zum opffer auch</l><lb/>
          <l>Viel &#x017F;chaffe/ die er &#x017F;chlacht nach heilger &#x017F;itt und brauch:</l><lb/>
          <l>Und als er legte &#x017F;ich auff derer&#x017F;elben felle/</l><lb/>
          <l>Kam plo&#x0364;tzlich die&#x017F;es wort aus innerm wald und ho&#x0364;lle:</l><lb/>
          <l>Laß deine tochter nicht mit einem Wel&#x017F;chen mann/</l><lb/>
          <l>Mein &#x017F;ohn/ begattet &#x017F;eyn; Du thu&#x017F;t nicht wol daran/</l><lb/>
          <l>Und traue Turno nicht/ der &#x017F;ie ihm wil verbinden;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s werden andre &#x017F;chon &#x017F;ich in der frembde finden/</l><lb/>
          <l>Die werden kommen an mit uns gar nah verwand/</l><lb/>
          <l>Und machen un&#x017F;er reich und namen weit bekand:</l><lb/>
          <l>Und die vom &#x017F;elben &#x017F;tamm ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;ne kindeskinder</l><lb/>
          <l>Noch werden unter &#x017F;ich/ als tapffre u&#x0364;berwinder/</l><lb/>
          <l>Bezwingen alle reich zu wa&#x017F;&#x017F;er und zu land/</l><lb/>
          <l>So weit das regiment der &#x017F;onnen i&#x017F;t bekand.</l><lb/>
          <l>Die&#x017F; antwort/ die Latin von &#x017F;einem vater ho&#x0364;ret</l><lb/>
          <l>In &#x017F;tiller nacht/ und &#x017F;ie/ als treu ermahnung/ ehret/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ha&#x0364;lt</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0344] Das Siebende Buch. Das Welſche volck und die Sabiner hohlen rath Daſelbſt/ wenn man in noth denſelben noͤthig hat. Hieher nun brachte mit der prieſter ſeine gaben/ So viel er kunte nur von ſeiner herde haben; Und in der ſtillen nacht legt er ſich auff die fell Der abgeſchlachten ſchaaff und ſchlieff an heilger ſtell. Da ſieht er manchen traum vor ſeinen augen ſchweben Mit mancherley figur/ er hoͤrt viel ſtimmen eben; Erfreut ſich des geſpraͤchs mit Goͤttern/ redet an Den Acheron/ zu dem er ſich geſellen kan In tieffem hoͤllen pfuhl. Als hier nun gleicher maſſen Latin der vater wolt ſich ins geſpraͤch einlaſſen Und hohlen unterricht; Bracht er zum opffer auch Viel ſchaffe/ die er ſchlacht nach heilger ſitt und brauch: Und als er legte ſich auff dererſelben felle/ Kam ploͤtzlich dieſes wort aus innerm wald und hoͤlle: Laß deine tochter nicht mit einem Welſchen mann/ Mein ſohn/ begattet ſeyn; Du thuſt nicht wol daran/ Und traue Turno nicht/ der ſie ihm wil verbinden; Es werden andre ſchon ſich in der frembde finden/ Die werden kommen an mit uns gar nah verwand/ Und machen unſer reich und namen weit bekand: Und die vom ſelben ſtamm entſproſſne kindeskinder Noch werden unter ſich/ als tapffre uͤberwinder/ Bezwingen alle reich zu waſſer und zu land/ So weit das regiment der ſonnen iſt bekand. Dieſ antwort/ die Latin von ſeinem vater hoͤret In ſtiller nacht/ und ſie/ als treu ermahnung/ ehret/ Haͤlt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/344
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/344>, abgerufen am 22.11.2024.