Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Die schlang in Lerna pfuhl geschrecket und erstochen:Es ist auch Bacchus nicht so weit herumb gekrochen/ Der weit und breit herumb auff seinem wagen fährt/ Und wie man pflantzen sol den wein/ die leute lehrt/ Auch schnelle Tyger treibt von Nisens wüsten höhen Und können wir annoch in schnödem zweifel stehen/ Ob man sol auff dem pfad der tugend gehn herein? Sol oder kan der fürst so starck und mächtig seyn/ Daß sie von Latien dich wollen können beugen? Schau aber/ wer ist der/ der dort mit öhlezweigen Gekrönt das heilge trägt? Ich kenn ihn an dem haar Und grauen bart/ daß er der Numa sey fütwahr/ Der erst Rom bringen wird durch satzungen zum stande/ Der in ein grosses reich aus einem andern lande Und Cures kleiner stadt geschicket worden ist/ An dessen stelle wird mit grosser macht und list Der Tullus kommen an/ der wird des landes friede Und ruhe kehren ümm/ und sein volck/ das fast müde Und träg zum waffen ist/ zum kriege reitzen an/ Das fast entwehnet ist/ und nicht mehr stegen kan. Auff diesen kömmt hernach der Ancus groß von rühmen Und hochgesinnter pracht mehr als ihm kunte ziemen/ Der nunmehr auch zu sehr dem pöbel hänget an/ Und dessen eitler Gunst und rauchs sich freuen kan. Wilst du die könige Tarqvinios auch sehen/ Und wies der stoltzen seel des Bruti mag ergehen/ der unter schnödem schein der sreyheit nam das schwerdt/ Und wolte schützen so gesetz/ altar und herd? Be-
Das Sechſte Buch. Die ſchlang in Lerna pfuhl geſchrecket und erſtochen:Es iſt auch Bacchus nicht ſo weit herumb gekrochen/ Der weit und breit herumb auff ſeinem wagen faͤhrt/ Und wie man pflantzen ſol den wein/ die leute lehrt/ Auch ſchnelle Tyger treibt von Niſens wuͤſten hoͤhen Und koͤnnen wir annoch in ſchnoͤdem zweifel ſtehen/ Ob man ſol auff dem pfad der tugend gehn herein? Sol oder kan der fuͤrſt ſo ſtarck und maͤchtig ſeyn/ Daß ſie von Latien dich wollen koͤnnen beugen? Schau aber/ wer iſt der/ der dort mit oͤhlezweigen Gekroͤnt das heilge traͤgt? Ich kenn ihn an dem haar Und grauen bart/ daß er der Numa ſey fuͤtwahr/ Der erſt Rom bringen wird durch ſatzungen zum ſtande/ Der in ein groſſes reich aus einem andern lande Und Cures kleiner ſtadt geſchicket worden iſt/ An deſſen ſtelle wird mit groſſer macht und liſt Der Tullus kommen an/ der wird des landes friede Und ruhe kehren uͤmm/ und ſein volck/ das faſt muͤde Und traͤg zum waffen iſt/ zum kriege reitzen an/ Das faſt entwehnet iſt/ und nicht mehr ſtegen kan. Auff dieſen koͤmmt hernach der Ancus groß von ruͤhmen Und hochgeſinnter pracht mehr als ihm kunte ziemen/ Der nunmehr auch zu ſehr dem poͤbel haͤnget an/ Und deſſen eitler Gunſt und rauchs ſich freuen kan. Wilſt du die koͤnige Tarqvinios auch ſehen/ Und wies der ſtoltzen ſeel des Bruti mag ergehen/ der unter ſchnoͤdem ſchein der ſreyheit nam das ſchwerdt/ Und wolte ſchuͤtzen ſo geſetz/ altar und herd? Be-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0332" n="310"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sechſte Buch.</hi> </fw><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ſchlang in Lerna pfuhl geſchrecket und erſtochen:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s iſt auch Bacchus nicht ſo weit herumb gekrochen/</l><lb/> <l>Der weit und breit herumb auff ſeinem wagen faͤhrt/</l><lb/> <l>Und wie man pflantzen ſol den wein/ die leute lehrt/</l><lb/> <l>Auch ſchnelle Tyger treibt von Niſens wuͤſten hoͤhen</l><lb/> <l>Und koͤnnen wir annoch in ſchnoͤdem zweifel ſtehen/</l><lb/> <l>Ob man ſol auff dem pfad der tugend gehn herein?</l><lb/> <l>Sol oder kan der fuͤrſt ſo ſtarck und maͤchtig ſeyn/</l><lb/> <l>Daß ſie von Latien dich wollen koͤnnen beugen?</l><lb/> <l>Schau aber/ wer iſt der/ der dort mit oͤhlezweigen</l><lb/> <l>Gekroͤnt das heilge traͤgt? Ich kenn ihn an dem haar</l><lb/> <l>Und grauen bart/ daß er der Numa ſey fuͤtwahr/</l><lb/> <l>Der erſt Rom bringen wird durch ſatzungen zum ſtande/</l><lb/> <l>Der in ein groſſes reich aus einem andern lande</l><lb/> <l>Und Cures kleiner ſtadt geſchicket worden iſt/</l><lb/> <l>An deſſen ſtelle wird mit groſſer macht und liſt</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Tullus kommen an/ der wird des landes friede</l><lb/> <l>Und ruhe kehren uͤmm/ und ſein volck/ das faſt muͤde</l><lb/> <l>Und traͤg zum waffen iſt/ zum kriege reitzen an/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>as faſt entwehnet iſt/ und nicht mehr ſtegen kan.</l><lb/> <l>Auff dieſen koͤmmt hernach der Ancus groß von ruͤhmen</l><lb/> <l>Und hochgeſinnter pracht mehr als ihm kunte ziemen/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er nunmehr auch zu ſehr dem poͤbel haͤnget an/</l><lb/> <l>Und deſſen eitler Gunſt und rauchs ſich freuen kan.</l><lb/> <l>Wilſt du die koͤnige Tarqvinios auch ſehen/</l><lb/> <l>Und wies der ſtoltzen ſeel des Bruti mag ergehen/</l><lb/> <l>der unter ſchnoͤdem ſchein der ſreyheit nam das ſchwerdt/</l><lb/> <l>Und wolte ſchuͤtzen ſo geſetz/ altar und herd?</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [310/0332]
Das Sechſte Buch.
Die ſchlang in Lerna pfuhl geſchrecket und erſtochen:
Es iſt auch Bacchus nicht ſo weit herumb gekrochen/
Der weit und breit herumb auff ſeinem wagen faͤhrt/
Und wie man pflantzen ſol den wein/ die leute lehrt/
Auch ſchnelle Tyger treibt von Niſens wuͤſten hoͤhen
Und koͤnnen wir annoch in ſchnoͤdem zweifel ſtehen/
Ob man ſol auff dem pfad der tugend gehn herein?
Sol oder kan der fuͤrſt ſo ſtarck und maͤchtig ſeyn/
Daß ſie von Latien dich wollen koͤnnen beugen?
Schau aber/ wer iſt der/ der dort mit oͤhlezweigen
Gekroͤnt das heilge traͤgt? Ich kenn ihn an dem haar
Und grauen bart/ daß er der Numa ſey fuͤtwahr/
Der erſt Rom bringen wird durch ſatzungen zum ſtande/
Der in ein groſſes reich aus einem andern lande
Und Cures kleiner ſtadt geſchicket worden iſt/
An deſſen ſtelle wird mit groſſer macht und liſt
Der Tullus kommen an/ der wird des landes friede
Und ruhe kehren uͤmm/ und ſein volck/ das faſt muͤde
Und traͤg zum waffen iſt/ zum kriege reitzen an/
Das faſt entwehnet iſt/ und nicht mehr ſtegen kan.
Auff dieſen koͤmmt hernach der Ancus groß von ruͤhmen
Und hochgeſinnter pracht mehr als ihm kunte ziemen/
Der nunmehr auch zu ſehr dem poͤbel haͤnget an/
Und deſſen eitler Gunſt und rauchs ſich freuen kan.
Wilſt du die koͤnige Tarqvinios auch ſehen/
Und wies der ſtoltzen ſeel des Bruti mag ergehen/
der unter ſchnoͤdem ſchein der ſreyheit nam das ſchwerdt/
Und wolte ſchuͤtzen ſo geſetz/ altar und herd?
Be-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |