Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Du hast es alles wol bestellt/ nichts unterlassenUnd meinem geist bezeigt sein ehr gebührter massen; Allein der götter schluß und unbefugte stück Der Helenen zoch mich in dieses ungeluck. Dieselb hat hinter sich gelassen diese zeichen/ Wie man gesehen hat an meiner blassen leichen. Denu wie die letzte nacht den Troern kam herbey Acht ich dafür/ daß es dir unentfallen sey/ Wie wir dieselbige in fröligkeit verbrachten/ Die falsch und nichtig war/ da sich die feinde machten Mit hauffen aus dem pferd/ das unß als grimme pest Zum untergang der stadt versehen ist gewest. Die Helene/ die sich und ihr beginnen schmückte/ Als wie sie sich zum tantz und reygen lustig schickte/ Führt das Trojaner volck und frauen rings herümm/ Und hielt des Bachus fest mit tollem ungestümm/ Trug eine fackel selbst und lieffe mitten innen/ Steckt sie den Griechen auf von schlosses hohen zinnen Und lockte sie heran; Ich aber/ der ich war Mit sorgen abgezehrt ümringet mit gefahr/ Begabe mich zur ruh und ließ die augen sincken In angenehmen schlaff/ der/ wie ich mich ließ düncken/ So sanfft war alß der tod: Da ich mich nun verließ Auf mein getreues schwerd und wolgeschärfften spieß/ Da war das schöne stück mein weib immittelst kommen: Und hatte mir mein zeug und waffen weggenommen: Sie ruffet Menelas den vorgen mann zu ihr Ins schloß/ und öffnet ihm den eingang zum losier/ In
Das Sechſte Buch. Du haſt es alles wol beſtellt/ nichts unterlaſſenUnd meinem geiſt bezeigt ſein ehr gebuͤhrter maſſen; Allein der goͤtter ſchluß und unbefugte ſtuͤck Der Helenen zoch mich in dieſes ungeluck. Dieſelb hat hinter ſich gelaſſen dieſe zeichen/ Wie man geſehen hat an meiner blaſſen leichen. Denu wie die letzte nacht den Troern kam herbey Acht ich dafuͤr/ daß es dir unentfallen ſey/ Wie wir dieſelbige in froͤligkeit verbrachten/ Die falſch und nichtig war/ da ſich die feinde machten Mit hauffen aus dem pferd/ das unß als grimme peſt Zum untergang der ſtadt verſehen iſt geweſt. Die Helene/ die ſich und ihr beginnen ſchmuͤckte/ Als wie ſie ſich zum tantz und reygen luſtig ſchickte/ Fuͤhrt das Trojaner volck und frauen rings heruͤmm/ Und hielt des Bachus feſt mit tollem ungeſtuͤmm/ Trug eine fackel ſelbſt und lieffe mitten innen/ Steckt ſie den Griechen auf von ſchloſſes hohen zinnen Und lockte ſie heran; Ich aber/ der ich war Mit ſorgen abgezehrt uͤmringet mit gefahr/ Begabe mich zur ruh und ließ die augen ſincken In angenehmen ſchlaff/ der/ wie ich mich ließ duͤncken/ So ſanfft war alß der tod: Da ich mich nun verließ Auf mein getreues ſchwerd und wolgeſchaͤrfften ſpieß/ Da war das ſchoͤne ſtuͤck mein weib immittelſt kommen: Und hatte mir mein zeug und waffen weggenommen: Sie ruffet Menelas den vorgen mann zu ihr Ins ſchloß/ und oͤffnet ihm den eingang zum loſier/ In
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Das Sechſte Buch.
Du haſt es alles wol beſtellt/ nichts unterlaſſen
Und meinem geiſt bezeigt ſein ehr gebuͤhrter maſſen;
Allein der goͤtter ſchluß und unbefugte ſtuͤck
Der Helenen zoch mich in dieſes ungeluck.
Dieſelb hat hinter ſich gelaſſen dieſe zeichen/
Wie man geſehen hat an meiner blaſſen leichen.
Denu wie die letzte nacht den Troern kam herbey
Acht ich dafuͤr/ daß es dir unentfallen ſey/
Wie wir dieſelbige in froͤligkeit verbrachten/
Die falſch und nichtig war/ da ſich die feinde machten
Mit hauffen aus dem pferd/ das unß als grimme peſt
Zum untergang der ſtadt verſehen iſt geweſt.
Die Helene/ die ſich und ihr beginnen ſchmuͤckte/
Als wie ſie ſich zum tantz und reygen luſtig ſchickte/
Fuͤhrt das Trojaner volck und frauen rings heruͤmm/
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Und lockte ſie heran; Ich aber/ der ich war
Mit ſorgen abgezehrt uͤmringet mit gefahr/
Begabe mich zur ruh und ließ die augen ſincken
In angenehmen ſchlaff/ der/ wie ich mich ließ duͤncken/
So ſanfft war alß der tod: Da ich mich nun verließ
Auf mein getreues ſchwerd und wolgeſchaͤrfften ſpieß/
Da war das ſchoͤne ſtuͤck mein weib immittelſt kommen:
Und hatte mir mein zeug und waffen weggenommen:
Sie ruffet Menelas den vorgen mann zu ihr
Ins ſchloß/ und oͤffnet ihm den eingang zum loſier/
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