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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Und ist kein einig blat/ an welchem sie nicht hangen/
Und wenn das laub fallt ab/ so sind sie auch vergangen:
Man siehet über das den grossen pferdeman/
Der manches ungeheur hier hält gebunden an.
Man siehet wunderthier von zweyerley gestalten
Halb mensch und halber fisch in ihrem kreiß sich halten;
Da ist der Briarens/ der hundert hände hat
Der mutter erden sohn/ den Thetis sehnlich bat/
Dem Jovi bey zu stehn/ hier kroch mit krummen gange
Mit schrecklichem gezisch die ungeheure schlange
Des Lernischen morasts; Das drey geköpffte thier
Mit flammen aus gerüst Chimera war auch hier.
Es waren ebenfalls die drachen grimme frauen
Die Sorgonen/ wie auch Harpyen anzuschauen/
Die räuber-vögel sind/ der dreygeliebte mann
Geryon ließ sich auch diß orthes schauen an.
Hier zückt sein blanckes schwerd Eneas für entsetzen/
Das ihn kam plötzlich an/ der meinung zu verletzen/
Wer ihn entgegen käm/ und wo ihm hätte nicht
Die weise frau Sibyll gegeben den bericht/
Daß es ohn leibe nur gestalt und schatten wehren/
Die man durch eysengrimm nicht könte so versehren;
Sie flögen in der lufft herumb gleich wie ein schein/
Er hätte zorniglich wol dörffen schlagen drein/
Und in die leere lufft nach den gespensten streichen/
Diekeiner/ wer er sey/ wit waffen kan erreichen
Von dannen kamen sie zum schwefelblauen fluß/
De nman heist Acheron/ der trübe sich ergoß
Mit
Das Sechſte Buch.
Und iſt kein einig blat/ an welchem ſie nicht hangen/
Und wenn das laub fallt ab/ ſo ſind ſie auch vergangen:
Man ſiehet uͤber das den groſſen pferdeman/
Der manches ungeheur hier haͤlt gebunden an.
Man ſiehet wunderthier von zweyerley geſtalten
Halb menſch und halber fiſch in ihrem kreiß ſich halten;
Da iſt der Briarens/ der hundert haͤnde hat
Der mutter erden ſohn/ den Thetis ſehnlich bat/
Dem Jovi bey zu ſtehn/ hier kroch mit krummen gange
Mit ſchrecklichem geziſch die ungeheure ſchlange
Des Lerniſchen moraſts; Das drey gekoͤpffte thier
Mit flammen aus geruͤſt Chimera war auch hier.
Es waren ebenfalls die drachen grimme frauen
Die Sorgonen/ wie auch Harpyen anzuſchauen/
Die raͤuber-voͤgel ſind/ der dreygeliebte mann
Geryon ließ ſich auch diß orthes ſchauen an.
Hier zuͤckt ſein blanckes ſchwerd Eneas fuͤr entſetzen/
Das ihn kam ploͤtzlich an/ der meinung zu verletzen/
Wer ihn entgegen kaͤm/ und wo ihm haͤtte nicht
Die weiſe frau Sibyll gegeben den bericht/
Daß es ohn leibe nur geſtalt und ſchatten wehren/
Die man durch eyſengrimm nicht koͤnte ſo verſehren;
Sie floͤgen in der lufft herumb gleich wie ein ſchein/
Er haͤtte zorniglich wol doͤrffen ſchlagen drein/
Und in die leere lufft nach den geſpenſten ſtreichen/
Diekeiner/ wer er ſey/ wit waffen kan erreichen
Von dannen kamen ſie zum ſchwefelblauen fluß/
De nman heiſt Acheron/ der truͤbe ſich ergoß
Mit
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[278/0300] Das Sechſte Buch. Und iſt kein einig blat/ an welchem ſie nicht hangen/ Und wenn das laub fallt ab/ ſo ſind ſie auch vergangen: Man ſiehet uͤber das den groſſen pferdeman/ Der manches ungeheur hier haͤlt gebunden an. Man ſiehet wunderthier von zweyerley geſtalten Halb menſch und halber fiſch in ihrem kreiß ſich halten; Da iſt der Briarens/ der hundert haͤnde hat Der mutter erden ſohn/ den Thetis ſehnlich bat/ Dem Jovi bey zu ſtehn/ hier kroch mit krummen gange Mit ſchrecklichem geziſch die ungeheure ſchlange Des Lerniſchen moraſts; Das drey gekoͤpffte thier Mit flammen aus geruͤſt Chimera war auch hier. Es waren ebenfalls die drachen grimme frauen Die Sorgonen/ wie auch Harpyen anzuſchauen/ Die raͤuber-voͤgel ſind/ der dreygeliebte mann Geryon ließ ſich auch diß orthes ſchauen an. Hier zuͤckt ſein blanckes ſchwerd Eneas fuͤr entſetzen/ Das ihn kam ploͤtzlich an/ der meinung zu verletzen/ Wer ihn entgegen kaͤm/ und wo ihm haͤtte nicht Die weiſe frau Sibyll gegeben den bericht/ Daß es ohn leibe nur geſtalt und ſchatten wehren/ Die man durch eyſengrimm nicht koͤnte ſo verſehren; Sie floͤgen in der lufft herumb gleich wie ein ſchein/ Er haͤtte zorniglich wol doͤrffen ſchlagen drein/ Und in die leere lufft nach den geſpenſten ſtreichen/ Diekeiner/ wer er ſey/ wit waffen kan erreichen Von dannen kamen ſie zum ſchwefelblauen fluß/ De nman heiſt Acheron/ der truͤbe ſich ergoß Mit

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/300>, abgerufen am 10.05.2024.