Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Der helle könne ziehn/ da einer umb den andernBald auf der schwartzen bahn des todes müssen wandern/ Bald wieder auf den steg des süssen lebens kam: Was sol ich meldung thun von Theseus/ welcher nahm Den weg zur hellen hin? Was sol ich ferner melden Von grossem Hercules/ dem außbund aller helden? Sind sie vom Götter stamm/ bin ich auch von geschlecht Des grossen Jupiters und habe gleiches recht. Mit solchen worten bat Eneas die Sibylle Fest haltend den altar/ und hielte sich gar stille; Drauffließ Sibylle sich vernehmen schlecht und recht: Eneas/ der du bist von göttlichem geschlecht; Es lässet sich gar leicht hinab zur helle fahren/ Sie stehet tag und nacht weit offen allen schaaren Und völckern in gemein: Allein zu rücke gehn/ Und wieder auf der bahn des freyen lebens stehn/ Da hat es müh und noth. Es sind derselben wenig/ Die der gerechte Gott und grosse himmel könig Geliebet/ oder die der tapffre tugend-sinn Bis an der sterne sitz hoch hat erhoben hin. Die von der Götter zunfft mit glück gezeüget worden/ Und auffgenommen sind in grosser helden orden/ Die haben das gekunt. Es liget ümm und ümm Nichts als nur wald und pusch/ und fleust mit ungestümm Den hellschen fluß herumb: Wofern dir nun beliebet Und tragst so grosse lust/ zufahren unbetrübet Zwier über solchen fluß/ zwier sehn das schwartze reich/ Und achtest diese müh gering/ ob selbte gleich Sehr
Das Sechſte Buch. Der helle koͤnne ziehn/ da einer umb den andernBald auf der ſchwartzẽ bahn des todes muͤſſen wandern/ Bald wieder auf den ſteg des ſuͤſſen lebens kam: Was ſol ich meldung thun von Theſeus/ welcher nahm Den weg zur hellen hin? Was ſol ich ferner melden Von groſſem Hercules/ dem außbund aller helden? Sind ſie vom Goͤtter ſtamm/ bin ich auch von geſchlecht Des groſſen Jupiters und habe gleiches recht. Mit ſolchen worten bat Eneas die Sibylle Feſt haltend den altar/ und hielte ſich gar ſtille; Drauffließ Sibylle ſich vernehmen ſchlecht und recht: Eneas/ der du biſt von goͤttlichem geſchlecht; Es laͤſſet ſich gar leicht hinab zur helle fahren/ Sie ſtehet tag und nacht weit offen allen ſchaaren Und voͤlckern in gemein: Allein zu ruͤcke gehn/ Und wieder auf der bahn des freyen lebens ſtehn/ Da hat es muͤh und noth. Es ſind derſelben wenig/ Die der gerechte Gott und groſſe himmel koͤnig Geliebet/ oder die der tapffre tugend-ſinn Bis an der ſterne ſitz hoch hat erhoben hin. Die von der Goͤtter zunfft mit gluͤck gezeuͤget worden/ Und auffgenommen ſind in groſſer helden orden/ Die haben das gekunt. Es liget uͤmm und uͤmm Nichts als nur wald und puſch/ und fleuſt mit ungeſtuͤm̃ Den hellſchen fluß herumb: Wofern dir nun beliebet Und tragſt ſo groſſe luſt/ zufahren unbetruͤbet Zwier uͤber ſolchen fluß/ zwier ſehn das ſchwartze reich/ Und achteſt dieſe muͤh gering/ ob ſelbte gleich Sehr
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Das Sechſte Buch.
Der helle koͤnne ziehn/ da einer umb den andern
Bald auf der ſchwartzẽ bahn des todes muͤſſen wandern/
Bald wieder auf den ſteg des ſuͤſſen lebens kam:
Was ſol ich meldung thun von Theſeus/ welcher nahm
Den weg zur hellen hin? Was ſol ich ferner melden
Von groſſem Hercules/ dem außbund aller helden?
Sind ſie vom Goͤtter ſtamm/ bin ich auch von geſchlecht
Des groſſen Jupiters und habe gleiches recht.
Mit ſolchen worten bat Eneas die Sibylle
Feſt haltend den altar/ und hielte ſich gar ſtille;
Drauffließ Sibylle ſich vernehmen ſchlecht und recht:
Eneas/ der du biſt von goͤttlichem geſchlecht;
Es laͤſſet ſich gar leicht hinab zur helle fahren/
Sie ſtehet tag und nacht weit offen allen ſchaaren
Und voͤlckern in gemein: Allein zu ruͤcke gehn/
Und wieder auf der bahn des freyen lebens ſtehn/
Da hat es muͤh und noth. Es ſind derſelben wenig/
Die der gerechte Gott und groſſe himmel koͤnig
Geliebet/ oder die der tapffre tugend-ſinn
Bis an der ſterne ſitz hoch hat erhoben hin.
Die von der Goͤtter zunfft mit gluͤck gezeuͤget worden/
Und auffgenommen ſind in groſſer helden orden/
Die haben das gekunt. Es liget uͤmm und uͤmm
Nichts als nur wald und puſch/ und fleuſt mit ungeſtuͤm̃
Den hellſchen fluß herumb: Wofern dir nun beliebet
Und tragſt ſo groſſe luſt/ zufahren unbetruͤbet
Zwier uͤber ſolchen fluß/ zwier ſehn das ſchwartze reich/
Und achteſt dieſe muͤh gering/ ob ſelbte gleich
Sehr
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/290>, abgerufen am 29.07.2024. |