Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sechste Buch.
Und da sie itzt berührt des geistes nahes hauchen/
Schien alles umb sie her zu brausen und zu rauchen
Und was sie redete/ klung nicht nach sterbligkeit.
Eneas (sagte sie) wo lässest du die zeit?
Verzeuchst du dein gebät und opffer abzulegen?
Ehe wird sich Gottes stimm in diesem hauß nicht regen/
Und diese höhle wird nicht eher offen stehn.
Drauf schwieg sie still und ließ ihr wort nicht weiter gehn.
Den Troern aber führ ein schrecken in die beine/
Daß sie erstarreten von kalter furcht/ wie steine;
Und fieng der könig an von innerm hertzens grund
Zu beten: Febe/ dem die noth ist sattsam kund
Der armen Troer stadt/ der du dir ihre schmertzen/
Müh/ jammer und beschwer stets liesest gehn zu hertzen/
Der du der Troer pfeil/ den Paris ab-ließ-gehn
Auff den Achill/ den er im Tempel sahe stehn
Gerichtet/ daß er ihm in leib ist blieben stecken/
Ich bin durch dein geleit/ zwar nicht ohn fahr und schrecken/
Doch gleichwol kommen durch zu wasser und zu land/
Und ist mir manches meer und Haven wolbekand;
Ja zu den Mauren auch/ die weit sind abgelegen/
Und in das land/ da sich die Syrten schrecklich regen.
Itzt reichen wir einmal ans land Italien/
Das immer scheinet von uns hinterwerts zugehn.
Bißhieher mag das glück uns wiedrig seyn gewesen;
Last doch/ ihr Götter nun und Göttinnen/ genesen
Das arme Troer volck/ schont ihrer doch nach recht/
Als die sich überstrebt bekennen fromm und schlecht.
Hat
R 4
Das Sechſte Buch.
Und da ſie itzt beruͤhrt des geiſtes nahes hauchen/
Schien alles umb ſie her zu brauſen und zu rauchen
Und was ſie redete/ klung nicht nach ſterbligkeit.
Eneas (ſagte ſie) wo laͤſſeſt du die zeit?
Verzeuchſt du dein gebaͤt und opffer abzulegen?
Ehe wird ſich Gottes ſtim̃ in dieſem hauß nicht regen/
Und dieſe hoͤhle wird nicht eher offen ſtehn.
Dꝛauf ſchwieg ſie ſtill und ließ ihꝛ woꝛt nicht weiteꝛ gehn.
Den Troern aber fuͤhr ein ſchrecken in die beine/
Daß ſie erſtarreten von kalter furcht/ wie ſteine;
Und fieng der koͤnig an von innerm hertzens grund
Zu beten: Febe/ dem die noth iſt ſattſam kund
Der armen Troer ſtadt/ der du dir ihre ſchmertzen/
Muͤh/ jammer und beſchwer ſtets lieſeſt gehn zu hertzen/
Der du der Troer pfeil/ den Paris ab-ließ-gehn
Auff den Achill/ den er im Tempel ſahe ſtehn
Gerichtet/ daß er ihm in leib iſt blieben ſtecken/
Ich bin durch dein geleit/ zwar nicht ohn fahr und ſchreckẽ/
Doch gleichwol kommen durch zu waſſer und zu land/
Und iſt mir manches meer und Haven wolbekand;
Ja zu den Mauren auch/ die weit ſind abgelegen/
Und in das land/ da ſich die Syrten ſchrecklich regen.
Itzt reichen wir einmal ans land Italien/
Das immer ſcheinet von uns hinterwerts zugehn.
Bißhieher mag das gluͤck uns wiedrig ſeyn geweſen;
Laſt doch/ ihr Goͤtter nun und Goͤttinnen/ geneſen
Das arme Troer volck/ ſchont ihrer doch nach recht/
Als die ſich uͤberſtrebt bekennen fromm und ſchlecht.
Hat
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0285" n="263"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sech&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und da &#x017F;ie itzt beru&#x0364;hrt des gei&#x017F;tes nahes hauchen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">S</hi>chien alles umb &#x017F;ie her zu brau&#x017F;en und zu rauchen</l><lb/>
          <l>Und was &#x017F;ie redete/ klung nicht nach &#x017F;terbligkeit.</l><lb/>
          <l>Eneas (&#x017F;agte &#x017F;ie) wo la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du die zeit?</l><lb/>
          <l>Verzeuch&#x017F;t du dein geba&#x0364;t und opffer abzulegen?</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>he wird &#x017F;ich Gottes &#x017F;tim&#x0303; in die&#x017F;em hauß nicht regen/</l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;e ho&#x0364;hle wird nicht eher offen &#x017F;tehn.</l><lb/>
          <l>D&#xA75B;auf &#x017F;chwieg &#x017F;ie &#x017F;till und ließ ih&#xA75B; wo&#xA75B;t nicht weite&#xA75B; gehn.</l><lb/>
          <l>Den Troern aber fu&#x0364;hr ein &#x017F;chrecken in die beine/</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie er&#x017F;tarreten von kalter furcht/ wie &#x017F;teine;</l><lb/>
          <l>Und fieng der ko&#x0364;nig an von innerm hertzens grund</l><lb/>
          <l>Zu beten: Febe/ dem die noth i&#x017F;t &#x017F;att&#x017F;am kund</l><lb/>
          <l>Der armen Troer &#x017F;tadt/ der du dir ihre &#x017F;chmertzen/</l><lb/>
          <l>Mu&#x0364;h/ jammer und be&#x017F;chwer &#x017F;tets lie&#x017F;e&#x017F;t gehn zu hertzen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er du der Troer pfeil/ den Paris ab-ließ-gehn</l><lb/>
          <l>Auff den Achill/ den er im Tempel &#x017F;ahe &#x017F;tehn</l><lb/>
          <l>Gerichtet/ daß er ihm in leib i&#x017F;t blieben &#x017F;tecken/</l><lb/>
          <l>Ich bin durch dein geleit/ zwar nicht ohn fahr und &#x017F;chrecke&#x0303;/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>och gleichwol kommen durch zu wa&#x017F;&#x017F;er und zu land/</l><lb/>
          <l>Und i&#x017F;t mir manches meer und Haven wolbekand;</l><lb/>
          <l>Ja zu den Mauren auch/ die weit &#x017F;ind abgelegen/</l><lb/>
          <l>Und in das land/ da &#x017F;ich die Syrten &#x017F;chrecklich regen.</l><lb/>
          <l>Itzt reichen wir einmal ans land Italien/</l><lb/>
          <l>Das immer &#x017F;cheinet von uns hinterwerts zugehn.</l><lb/>
          <l>Bißhieher mag das glu&#x0364;ck uns wiedrig &#x017F;eyn gewe&#x017F;en;</l><lb/>
          <l>La&#x017F;t doch/ ihr Go&#x0364;tter nun und Go&#x0364;ttinnen/ gene&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Das arme Troer volck/ &#x017F;chont ihrer doch nach recht/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>ls die &#x017F;ich u&#x0364;ber&#x017F;trebt bekennen fromm und &#x017F;chlecht.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Hat</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0285] Das Sechſte Buch. Und da ſie itzt beruͤhrt des geiſtes nahes hauchen/ Schien alles umb ſie her zu brauſen und zu rauchen Und was ſie redete/ klung nicht nach ſterbligkeit. Eneas (ſagte ſie) wo laͤſſeſt du die zeit? Verzeuchſt du dein gebaͤt und opffer abzulegen? Ehe wird ſich Gottes ſtim̃ in dieſem hauß nicht regen/ Und dieſe hoͤhle wird nicht eher offen ſtehn. Dꝛauf ſchwieg ſie ſtill und ließ ihꝛ woꝛt nicht weiteꝛ gehn. Den Troern aber fuͤhr ein ſchrecken in die beine/ Daß ſie erſtarreten von kalter furcht/ wie ſteine; Und fieng der koͤnig an von innerm hertzens grund Zu beten: Febe/ dem die noth iſt ſattſam kund Der armen Troer ſtadt/ der du dir ihre ſchmertzen/ Muͤh/ jammer und beſchwer ſtets lieſeſt gehn zu hertzen/ Der du der Troer pfeil/ den Paris ab-ließ-gehn Auff den Achill/ den er im Tempel ſahe ſtehn Gerichtet/ daß er ihm in leib iſt blieben ſtecken/ Ich bin durch dein geleit/ zwar nicht ohn fahr und ſchreckẽ/ Doch gleichwol kommen durch zu waſſer und zu land/ Und iſt mir manches meer und Haven wolbekand; Ja zu den Mauren auch/ die weit ſind abgelegen/ Und in das land/ da ſich die Syrten ſchrecklich regen. Itzt reichen wir einmal ans land Italien/ Das immer ſcheinet von uns hinterwerts zugehn. Bißhieher mag das gluͤck uns wiedrig ſeyn geweſen; Laſt doch/ ihr Goͤtter nun und Goͤttinnen/ geneſen Das arme Troer volck/ ſchont ihrer doch nach recht/ Als die ſich uͤberſtrebt bekennen fromm und ſchlecht. Hat R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/285
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/285>, abgerufen am 24.11.2024.