Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Sechste Buch.
Des Febens und Dian: Die fieng so an zu sagen
Zum Fürsten: Laß dir nicht/ Eneas/ jtzt behagen
Der sachen eitle schaw. Die zeit verbeut es dir/
Viel besser ists gethan zu schlachten sieben stier
Aus unberührter heerd und so viel ebner massen
Der außerlesnen schaaff/ die man sol opffern lassen
Nach üblichen gebrauch. Diß war Sibyllen wort;
Die leute säumen nicht und machen balde fort.
Nach heiligen befehl. Die Göttliche Sibylle
Alß nonn und priesterinn geht züchtiglich und stille
In tempel/ und berufft die Troer dahin ein.
Es war wie eine höhl gehauen aus ein stein/
Man kunte dahin fast von hundert enden kommen/
Man hatte hundert wol der thüren war genommen/
So viel bericht/ bescheid und antwort kommen her
Von der Sibyllen mund mit weßheitreicher lehr.
Sie waren nun dahin zur thür des tempels kommen/
Da sprach die priesterin/ als sie sie hatt vernommen;
Es ist nun eben zeit/ daß ihr euch durch den mund/
Und außspruch Gottes macht eur glück und zustand kund.
Gott! schauet Gott! Als sie so gehling für der schwelle
Mit worten fuhr heraus/ blieb sie nicht auff der stelle/
Und fing zu rasen an/ verkehrt ihr angesicht/
Auf manche weis und art/ hielt eine farbe nicht/
Zerstreuete das Haar/ und ließ es straubicht hangen/
Der athem kam ihr schwer von enger brust gegangen
Und keichte fort und fort/ schien majestätischer
Und grösser/ als zuvor in heilger pracht und ehr.
Und
Das Sechſte Buch.
Des Febens und Dian: Die fieng ſo an zu ſagen
Zum Fuͤrſten: Laß dir nicht/ Eneas/ jtzt behagen
Der ſachen eitle ſchaw. Die zeit verbeut es dir/
Viel beſſer iſts gethan zu ſchlachten ſieben ſtier
Aus unberuͤhrter heerd und ſo viel ebner maſſen
Der außerleſnen ſchaaff/ die man ſol opffern laſſen
Nach uͤblichen gebrauch. Diß war Sibyllen wort;
Die leute ſaͤumen nicht und machen balde fort.
Nach heiligen befehl. Die Goͤttliche Sibylle
Alß nonn und prieſterinn geht zuͤchtiglich und ſtille
In tempel/ und berufft die Troer dahin ein.
Es war wie eine hoͤhl gehauen aus ein ſtein/
Man kunte dahin faſt von hundert enden kommen/
Man hatte hundert wol der thuͤren war genommen/
So viel bericht/ beſcheid und antwort kommen her
Von der Sibyllen mund mit weßheitreicher lehr.
Sie waren nun dahin zur thuͤr des tempels kommen/
Da ſprach die prieſterin/ als ſie ſie hatt vernommen;
Es iſt nun eben zeit/ daß ihr euch durch den mund/
Und außſpruch Gottes macht eur gluͤck uñ zuſtand kund.
Gott! ſchauet Gott! Als ſie ſo gehling fuͤr der ſchwelle
Mit worten fuhr heraus/ blieb ſie nicht auff der ſtelle/
Und fing zu raſen an/ verkehrt ihr angeſicht/
Auf manche weiſ und art/ hielt eine farbe nicht/
Zerſtreuete das Haar/ und ließ es ſtraubicht hangen/
Der athem kam ihr ſchwer von enger bruſt gegangen
Und keichte fort und fort/ ſchien majeſtaͤtiſcher
Und groͤſſer/ als zuvor in heilger pracht und ehr.
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0284" n="262"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sech&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Des Febens und Dian: <hi rendition="#fr">D</hi>ie fieng &#x017F;o an zu &#x017F;agen</l><lb/>
          <l>Zum Fu&#x0364;r&#x017F;ten: Laß dir nicht/ <hi rendition="#fr">E</hi>neas/ jtzt behagen</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;achen eitle &#x017F;chaw. <hi rendition="#fr">D</hi>ie zeit verbeut es dir/</l><lb/>
          <l>Viel be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;ts gethan zu &#x017F;chlachten &#x017F;ieben &#x017F;tier</l><lb/>
          <l>Aus unberu&#x0364;hrter heerd und &#x017F;o viel ebner ma&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Der außerle&#x017F;nen &#x017F;chaaff/ die man &#x017F;ol opffern la&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Nach u&#x0364;blichen gebrauch. <hi rendition="#fr">D</hi>iß war Sibyllen wort;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie leute &#x017F;a&#x0364;umen nicht und machen balde fort.</l><lb/>
          <l>Nach heiligen befehl. Die Go&#x0364;ttliche Sibylle</l><lb/>
          <l>Alß nonn und prie&#x017F;terinn geht zu&#x0364;chtiglich und &#x017F;tille</l><lb/>
          <l>In tempel/ und berufft die Troer dahin ein.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s war wie eine ho&#x0364;hl gehauen aus ein &#x017F;tein/</l><lb/>
          <l>Man kunte dahin fa&#x017F;t von hundert enden kommen/</l><lb/>
          <l>Man hatte hundert wol der thu&#x0364;ren war genommen/</l><lb/>
          <l>So viel bericht/ be&#x017F;cheid und antwort kommen her</l><lb/>
          <l>Von der Sibyllen mund mit weßheitreicher lehr.</l><lb/>
          <l>Sie waren nun dahin zur thu&#x0364;r des tempels kommen/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;prach die prie&#x017F;terin/ als &#x017F;ie &#x017F;ie hatt vernommen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s i&#x017F;t nun eben zeit/ daß ihr euch durch den mund/</l><lb/>
          <l>Und auß&#x017F;pruch Gottes macht eur glu&#x0364;ck un&#x0303; zu&#x017F;tand kund.</l><lb/>
          <l>Gott! &#x017F;chauet Gott! <hi rendition="#fr">A</hi>ls &#x017F;ie &#x017F;o gehling fu&#x0364;r der &#x017F;chwelle</l><lb/>
          <l>Mit worten fuhr heraus/ blieb &#x017F;ie nicht auff der &#x017F;telle/</l><lb/>
          <l>Und fing zu ra&#x017F;en an/ verkehrt ihr ange&#x017F;icht/</l><lb/>
          <l>Auf manche wei&#x017F; und art/ hielt eine farbe nicht/</l><lb/>
          <l>Zer&#x017F;treuete das Haar/ und ließ es &#x017F;traubicht hangen/</l><lb/>
          <l>Der athem kam ihr &#x017F;chwer von enger bru&#x017F;t gegangen</l><lb/>
          <l>Und keichte fort und fort/ &#x017F;chien maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;cher</l><lb/>
          <l>Und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/ als zuvor in heilger pracht und ehr.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0284] Das Sechſte Buch. Des Febens und Dian: Die fieng ſo an zu ſagen Zum Fuͤrſten: Laß dir nicht/ Eneas/ jtzt behagen Der ſachen eitle ſchaw. Die zeit verbeut es dir/ Viel beſſer iſts gethan zu ſchlachten ſieben ſtier Aus unberuͤhrter heerd und ſo viel ebner maſſen Der außerleſnen ſchaaff/ die man ſol opffern laſſen Nach uͤblichen gebrauch. Diß war Sibyllen wort; Die leute ſaͤumen nicht und machen balde fort. Nach heiligen befehl. Die Goͤttliche Sibylle Alß nonn und prieſterinn geht zuͤchtiglich und ſtille In tempel/ und berufft die Troer dahin ein. Es war wie eine hoͤhl gehauen aus ein ſtein/ Man kunte dahin faſt von hundert enden kommen/ Man hatte hundert wol der thuͤren war genommen/ So viel bericht/ beſcheid und antwort kommen her Von der Sibyllen mund mit weßheitreicher lehr. Sie waren nun dahin zur thuͤr des tempels kommen/ Da ſprach die prieſterin/ als ſie ſie hatt vernommen; Es iſt nun eben zeit/ daß ihr euch durch den mund/ Und außſpruch Gottes macht eur gluͤck uñ zuſtand kund. Gott! ſchauet Gott! Als ſie ſo gehling fuͤr der ſchwelle Mit worten fuhr heraus/ blieb ſie nicht auff der ſtelle/ Und fing zu raſen an/ verkehrt ihr angeſicht/ Auf manche weiſ und art/ hielt eine farbe nicht/ Zerſtreuete das Haar/ und ließ es ſtraubicht hangen/ Der athem kam ihr ſchwer von enger bruſt gegangen Und keichte fort und fort/ ſchien majeſtaͤtiſcher Und groͤſſer/ als zuvor in heilger pracht und ehr. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/284
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/284>, abgerufen am 10.05.2024.