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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Fünffte Buch.
Zu tragen ämbsig sind: Für allen gieng erst her
Der Palinur/ und strich gantz freudig durch das meer.
Die andern hieß man nach demselben eilend kommen.
Es hat itzt fast die nacht das nuttel ein genommen/
Die schiffer hatten sich die länge hingelegt/
Und schlieffen also fest/ daß keins ein bein mehr regt.
Da kömmt der Schlaffgott an von blinckendem gestirne/
Und treibt die finstre dunst und schatten vom gehirne
Dem Palinur/ der schlieff. Geht auff denselben zu/
Und stört mit bösem traum demselben seine ruh/
Der nichts versehen hat/ und lässet sein gefieder
Im hindertheil des schiffs/ war gleich dem Phorbas/ nieder/
Und saget so zu ihm: Mein Palinur/ das meer
Führt jtzo für sich hin die schiff und gantzes heer.
Der wind geht trefflich gut/ du kanst dich nieder legen
Ein stündlein oder zwey/ und deiner ruhe pflegen:
Drumb lege dich nur hin/ und nimm dir so viel ruh/
Daß du die augen kanst ein wenig schliessen zu/
Die matt und müde sind: Ich wil in des verrichten
Für dich das steuerampt. Der steurman sagt mit nichten;
Und hub die augen auff/ wie wol gar kümmerlich/
Wilst du/ daß ich das meer/ das sanfft jtzt zeiget sich/
Nicht kennen sol? Sol ich dem wilden meere trauen/
Sol ich auff diesem glaß Eneens hoffnung bauen?
Sol ich dem leichten wind hingeben dieses pfand/
Der ich so offt berückt des wecters list erkand/
Wie klar es immer war? So ließ er sich vernehmen/
Und war daran/ daß er sich itzo steiff bequemen
Zu
R
Das Fuͤnffte Buch.
Zu tragen aͤmbſig ſind: Fuͤr allen gieng erſt her
Der Palinur/ und ſtrich gantz freudig durch das meer.
Die andern hieß man nach demſelben eilend kommen.
Es hat itzt faſt die nacht das nuttel ein genommen/
Die ſchiffer hatten ſich die laͤnge hingelegt/
Und ſchlieffen alſo feſt/ daß keins ein bein mehr regt.
Da koͤmmt der Schlaffgott an von blinckendem geſtirne/
Und treibt die finſtre dunſt und ſchatten vom gehirne
Dem Palinur/ der ſchlieff. Geht auff denſelben zu/
Und ſtoͤrt mit boͤſem traum demſelben ſeine ruh/
Der nichts verſehen hat/ und laͤſſet ſein gefieder
Im hindeꝛtheil des ſchiffs/ waꝛ gleich dem Phorbas/ niedeꝛ/
Und ſaget ſo zu ihm: Mein Palinur/ das meer
Fuͤhrt jtzo fuͤr ſich hin die ſchiff und gantzes heer.
Der wind geht trefflich gut/ du kanſt dich nieder legen
Ein ſtuͤndlein oder zwey/ und deiner ruhe pflegen:
Drumb lege dich nur hin/ und nimm dir ſo viel ruh/
Daß du die augen kanſt ein wenig ſchlieſſen zu/
Die matt und muͤde ſind: Ich wil in des verrichten
Fuͤr dich das ſteuerampt. Der ſteurman ſagt mit nichtẽ;
Und hub die augen auff/ wie wol gar kuͤmmerlich/
Wilſt du/ daß ich das meer/ das ſanfft jtzt zeiget ſich/
Nicht kennen ſol? Sol ich dem wilden meere trauen/
Sol ich auff dieſem glaß Eneens hoffnung bauen?
Sol ich dem leichten wind hingeben dieſes pfand/
Der ich ſo offt beruͤckt des wecters liſt erkand/
Wie klar es immer war? So ließ er ſich vernehmen/
Und war daran/ daß er ſich itzo ſteiff bequemen
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R
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[257/0279] Das Fuͤnffte Buch. Zu tragen aͤmbſig ſind: Fuͤr allen gieng erſt her Der Palinur/ und ſtrich gantz freudig durch das meer. Die andern hieß man nach demſelben eilend kommen. Es hat itzt faſt die nacht das nuttel ein genommen/ Die ſchiffer hatten ſich die laͤnge hingelegt/ Und ſchlieffen alſo feſt/ daß keins ein bein mehr regt. Da koͤmmt der Schlaffgott an von blinckendem geſtirne/ Und treibt die finſtre dunſt und ſchatten vom gehirne Dem Palinur/ der ſchlieff. Geht auff denſelben zu/ Und ſtoͤrt mit boͤſem traum demſelben ſeine ruh/ Der nichts verſehen hat/ und laͤſſet ſein gefieder Im hindeꝛtheil des ſchiffs/ waꝛ gleich dem Phorbas/ niedeꝛ/ Und ſaget ſo zu ihm: Mein Palinur/ das meer Fuͤhrt jtzo fuͤr ſich hin die ſchiff und gantzes heer. Der wind geht trefflich gut/ du kanſt dich nieder legen Ein ſtuͤndlein oder zwey/ und deiner ruhe pflegen: Drumb lege dich nur hin/ und nimm dir ſo viel ruh/ Daß du die augen kanſt ein wenig ſchlieſſen zu/ Die matt und muͤde ſind: Ich wil in des verrichten Fuͤr dich das ſteuerampt. Der ſteurman ſagt mit nichtẽ; Und hub die augen auff/ wie wol gar kuͤmmerlich/ Wilſt du/ daß ich das meer/ das ſanfft jtzt zeiget ſich/ Nicht kennen ſol? Sol ich dem wilden meere trauen/ Sol ich auff dieſem glaß Eneens hoffnung bauen? Sol ich dem leichten wind hingeben dieſes pfand/ Der ich ſo offt beruͤckt des wecters liſt erkand/ Wie klar es immer war? So ließ er ſich vernehmen/ Und war daran/ daß er ſich itzo ſteiff bequemen Zu R

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/279>, abgerufen am 24.11.2024.