Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Befiehlt drey kälber auch dem weit berühmten ritterDem Eryx abzuthun/ ein lamb dem ungewitter Zu opffern nach gebühr und dann in schneller eil Zustossen von dem port/ zu hauen ab die seil/ Er aber hatt umbs haubt gewunden öhleblätter/ Steht oben auf dem schiff und ehret seine Götter Mit opffer und gebät/ hält in der hand die schaal Und schüttets eingeweyd ins meer hin allzumal/ Geust auch den wein hinein. Sie haben guten wind/ Der sie von hinden zu treibt immer fort geschwind. Die pursche rudert fort mit eiffrigem bemühen/ Und streichet durch das meer: Immittelst da sie ziehen/ Kömmt Venus zum Neptun mit sorgen sehr geplagt/ Und schüttet ihre noth heraus und also klagt: Der Juno schwerer zorn und hertz/ das sich nicht stillen Durch meinen jammer läßt/ noch durch mein leid erfüllen/ Treibt mich/ Neptun/ daß ich dir falle hier zu fuß Und mich gar niedrig mit gebät erzeigen muß. Ich klag und sage noch/ daß Juno ihre sinne Durch bittern haß und groll so sehr erhärten könne/ Daß weder lange frist noch zeiten scharffer zahn/ Noch furcht/ noch liebes treu sie sänffter machenkan. Sie wil nicht auff besehl des Jupiters was geben/ Noch durch der Götter schluß bezwungen friedlich leben; Sie hat dran nicht genung/ daß sie der Troer stadt Mit unerhörtem haß gefressen gleichsam hat; Sie wil den rest darzu der armen stadt verderben/ Die längst zerstöret ist/ und was von bitterm sterben Ge-
Das Fuͤnffte Buch. Befiehlt drey kaͤlber auch dem weit beruͤhmten ritterDem Eryx abzuthun/ ein lamb dem ungewitter Zu opffern nach gebuͤhr und dann in ſchneller eil Zuſtoſſen von dem port/ zu hauen ab die ſeil/ Er aber hatt umbs haubt gewunden oͤhleblaͤtter/ Steht oben auf dem ſchiff und ehret ſeine Goͤtter Mit opffer und gebaͤt/ haͤlt in der hand die ſchaal Und ſchuͤttets eingeweyd ins meer hin allzumal/ Geuſt auch den wein hinein. Sie haben guten wind/ Der ſie von hinden zu treibt immer fort geſchwind. Die purſche rudert fort mit eiffrigem bemuͤhen/ Und ſtreichet durch das meer: Immittelſt da ſie ziehen/ Koͤmmt Venus zum Neptun mit ſorgen ſehr geplagt/ Und ſchuͤttet ihre noth heraus und alſo klagt: Der Juno ſchwerer zorn und hertz/ das ſich nicht ſtillen Durch meinen jammer laͤßt/ noch durch mein leid erfuͤllẽ/ Treibt mich/ Neptun/ daß ich dir falle hier zu fuß Und mich gar niedrig mit gebaͤt erzeigen muß. Ich klag und ſage noch/ daß Juno ihre ſinne Durch bittern haß und groll ſo ſehr erhaͤrten koͤnne/ Daß weder lange friſt noch zeiten ſcharffer zahn/ Noch furcht/ noch liebes treu ſie ſaͤnffter machenkan. Sie wil nicht auff beſehl des Jupiters was geben/ Noch durch der Goͤtter ſchluß bezwungẽ friedlich leben; Sie hat dran nicht genung/ daß ſie der Troer ſtadt Mit unerhoͤrtem haß gefreſſen gleichſam hat; Sie wil den reſt darzu der armen ſtadt verderben/ Die laͤngſt zerſtoͤret iſt/ und was von bitterm ſterben Ge-
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Das Fuͤnffte Buch.
Befiehlt drey kaͤlber auch dem weit beruͤhmten ritter
Dem Eryx abzuthun/ ein lamb dem ungewitter
Zu opffern nach gebuͤhr und dann in ſchneller eil
Zuſtoſſen von dem port/ zu hauen ab die ſeil/
Er aber hatt umbs haubt gewunden oͤhleblaͤtter/
Steht oben auf dem ſchiff und ehret ſeine Goͤtter
Mit opffer und gebaͤt/ haͤlt in der hand die ſchaal
Und ſchuͤttets eingeweyd ins meer hin allzumal/
Geuſt auch den wein hinein. Sie haben guten wind/
Der ſie von hinden zu treibt immer fort geſchwind.
Die purſche rudert fort mit eiffrigem bemuͤhen/
Und ſtreichet durch das meer: Immittelſt da ſie ziehen/
Koͤmmt Venus zum Neptun mit ſorgen ſehr geplagt/
Und ſchuͤttet ihre noth heraus und alſo klagt:
Der Juno ſchwerer zorn und hertz/ das ſich nicht ſtillen
Durch meinen jammer laͤßt/ noch durch mein leid erfuͤllẽ/
Treibt mich/ Neptun/ daß ich dir falle hier zu fuß
Und mich gar niedrig mit gebaͤt erzeigen muß.
Ich klag und ſage noch/ daß Juno ihre ſinne
Durch bittern haß und groll ſo ſehr erhaͤrten koͤnne/
Daß weder lange friſt noch zeiten ſcharffer zahn/
Noch furcht/ noch liebes treu ſie ſaͤnffter machenkan.
Sie wil nicht auff beſehl des Jupiters was geben/
Noch durch der Goͤtter ſchluß bezwungẽ friedlich leben;
Sie hat dran nicht genung/ daß ſie der Troer ſtadt
Mit unerhoͤrtem haß gefreſſen gleichſam hat;
Sie wil den reſt darzu der armen ſtadt verderben/
Die laͤngſt zerſtoͤret iſt/ und was von bitterm ſterben
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/275>, abgerufen am 29.07.2024. |