Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Fünffte Buch
Es kreucht durch alles hin das wütende verderben/
Es wagt sich mancher held und wil ein lob erwerben/
Wenn er die flammen lescht. Es hilfft kein muth noch kunst/
Ja auch die meerfluth nicht kan leschen diese brunst.
Eneas reisst sein kleid von schultern/ rufft die Götter
Zu hülff und beystand an/ als seinen schutz und retter/
Und hebt die händ empor: O grosser Jupiter/
Des allmacht sich erstreckt durch himmel/ erd und meer/
Wenn du uns alle sampt Trojaner noch nicht hassest/
Und daß du wieder uns nicht schweren zorren fassest/
So noch die alte treu/ die vor der welt gewest/
Der menschen jammer müh und noth sich jammern läst;
So rette/ vater/ doch die schiff aus feuers nöthen/
Und laß die wütigkeit des todes keinen töden;
Erhalt uns Troer auch bey unserm gütelein;
Im fall ich aber dir/ was noch mag übrig seyn/
Für schuldig bin geacht/ so schlag mich in die erde
Mit deines donners macht/ daß ich begraben werde
Von deiner rechten hand. Er hatt kaum aus gebett/
Da siehet man alßbald/ wie an den himmel steht
Ein schwartzer regen sturm: Er fällt mit grossen güssen/
Und scheinet/ als ob sich die wolcken selbst zerrissen/
Die berge/ wald und feld erzittern für den knall
Des donners/ und der guß erfüllet überall
Die schiff; Allein das holtz/ das nur war halb verbrunnen/
Wird von der nässe feucht/ die häuffig kam geronnen/
Bis endlich diese brunst geleschet wurde gar/
Und alle schiff/ ohn vier/ gerettet aus gefahr.
Eneas
Q 4
Das Fuͤnffte Buch
Es kreucht durch alles hin das wuͤtende verderben/
Es wagt ſich mancher held und wil ein lob erwerben/
Weñ er die flam̃en leſcht. Es hilfft kein muth noch kunſt/
Ja auch die meerfluth nicht kan leſchen dieſe brunſt.
Eneas reiſſt ſein kleid von ſchultern/ rufft die Goͤtter
Zu huͤlff und beyſtand an/ als ſeinen ſchutz und retter/
Und hebt die haͤnd empor: O groſſer Jupiter/
Des allmacht ſich erſtreckt durch himmel/ erd und meer/
Wenn du uns alle ſampt Trojaner noch nicht haſſeſt/
Und daß du wieder uns nicht ſchweren zorren faſſeſt/
So noch die alte treu/ die vor der welt geweſt/
Der menſchen jammer muͤh und noth ſich jammern laͤſt;
So rette/ vater/ doch die ſchiff aus feuers noͤthen/
Und laß die wuͤtigkeit des todes keinen toͤden;
Erhalt uns Troer auch bey unſerm guͤtelein;
Im fall ich aber dir/ was noch mag uͤbrig ſeyn/
Fuͤr ſchuldig bin geacht/ ſo ſchlag mich in die erde
Mit deines donners macht/ daß ich begraben werde
Von deiner rechten hand. Er hatt kaum aus gebett/
Da ſiehet man alßbald/ wie an den himmel ſteht
Ein ſchwartzer regen ſturm: Er faͤllt mit groſſen guͤſſen/
Und ſcheinet/ als ob ſich die wolcken ſelbſt zerriſſen/
Die berge/ wald und feld erzittern fuͤr den knall
Des donners/ und der guß erfuͤllet uͤberall
Die ſchiff; Allein das holtz/ das nur war halb verbrunnẽ/
Wird von der naͤſſe feucht/ die haͤuffig kam geronnen/
Bis endlich dieſe brunſt geleſchet wurde gar/
Und alle ſchiff/ ohn vier/ gerettet aus gefahr.
Eneas
Q 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0269" n="247"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fu&#x0364;nffte Buch</hi> </fw><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s kreucht durch alles hin das wu&#x0364;tende verderben/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>s wagt &#x017F;ich mancher held und wil ein lob erwerben/</l><lb/>
          <l>Wen&#x0303; er die flam&#x0303;en le&#x017F;cht. Es hilfft kein muth noch kun&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Ja auch die meerfluth nicht kan le&#x017F;chen die&#x017F;e brun&#x017F;t.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>neas rei&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ein kleid von &#x017F;chultern/ rufft die Go&#x0364;tter</l><lb/>
          <l>Zu hu&#x0364;lff und bey&#x017F;tand an/ als &#x017F;einen &#x017F;chutz und retter/</l><lb/>
          <l>Und hebt die ha&#x0364;nd empor: O gro&#x017F;&#x017F;er Jupiter/</l><lb/>
          <l>Des allmacht &#x017F;ich er&#x017F;treckt durch himmel/ erd und meer/</l><lb/>
          <l>Wenn du uns alle &#x017F;ampt Trojaner noch nicht ha&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Und daß du wieder uns nicht &#x017F;chweren zorren fa&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>So noch die alte treu/ die vor der welt gewe&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Der men&#x017F;chen jammer mu&#x0364;h und noth &#x017F;ich jammern la&#x0364;&#x017F;t;</l><lb/>
          <l>So rette/ vater/ doch die &#x017F;chiff aus feuers no&#x0364;then/</l><lb/>
          <l>Und laß die wu&#x0364;tigkeit des todes keinen to&#x0364;den;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>rhalt uns Troer auch bey un&#x017F;erm gu&#x0364;telein;</l><lb/>
          <l>Im fall ich aber dir/ was noch mag u&#x0364;brig &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r &#x017F;chuldig bin geacht/ &#x017F;o &#x017F;chlag mich in die erde</l><lb/>
          <l>Mit deines donners macht/ daß ich begraben werde</l><lb/>
          <l>Von deiner rechten hand. <hi rendition="#fr">E</hi>r hatt kaum aus gebett/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a &#x017F;iehet man alßbald/ wie an den himmel &#x017F;teht</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>in &#x017F;chwartzer regen &#x017F;turm: Er fa&#x0364;llt mit gro&#x017F;&#x017F;en gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;cheinet/ als ob &#x017F;ich die wolcken &#x017F;elb&#x017F;t zerri&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Die berge/ wald und feld erzittern fu&#x0364;r den knall</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>es donners/ und der guß erfu&#x0364;llet u&#x0364;berall</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;chiff; Allein das holtz/ das nur war halb verbrunne&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Wird von der na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e feucht/ die ha&#x0364;uffig kam geronnen/</l><lb/>
          <l>Bis endlich die&#x017F;e brun&#x017F;t gele&#x017F;chet wurde gar/</l><lb/>
          <l>Und alle &#x017F;chiff/ ohn vier/ gerettet aus gefahr.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">E</hi>neas</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0269] Das Fuͤnffte Buch Es kreucht durch alles hin das wuͤtende verderben/ Es wagt ſich mancher held und wil ein lob erwerben/ Weñ er die flam̃en leſcht. Es hilfft kein muth noch kunſt/ Ja auch die meerfluth nicht kan leſchen dieſe brunſt. Eneas reiſſt ſein kleid von ſchultern/ rufft die Goͤtter Zu huͤlff und beyſtand an/ als ſeinen ſchutz und retter/ Und hebt die haͤnd empor: O groſſer Jupiter/ Des allmacht ſich erſtreckt durch himmel/ erd und meer/ Wenn du uns alle ſampt Trojaner noch nicht haſſeſt/ Und daß du wieder uns nicht ſchweren zorren faſſeſt/ So noch die alte treu/ die vor der welt geweſt/ Der menſchen jammer muͤh und noth ſich jammern laͤſt; So rette/ vater/ doch die ſchiff aus feuers noͤthen/ Und laß die wuͤtigkeit des todes keinen toͤden; Erhalt uns Troer auch bey unſerm guͤtelein; Im fall ich aber dir/ was noch mag uͤbrig ſeyn/ Fuͤr ſchuldig bin geacht/ ſo ſchlag mich in die erde Mit deines donners macht/ daß ich begraben werde Von deiner rechten hand. Er hatt kaum aus gebett/ Da ſiehet man alßbald/ wie an den himmel ſteht Ein ſchwartzer regen ſturm: Er faͤllt mit groſſen guͤſſen/ Und ſcheinet/ als ob ſich die wolcken ſelbſt zerriſſen/ Die berge/ wald und feld erzittern fuͤr den knall Des donners/ und der guß erfuͤllet uͤberall Die ſchiff; Allein das holtz/ das nur war halb verbrunnẽ/ Wird von der naͤſſe feucht/ die haͤuffig kam geronnen/ Bis endlich dieſe brunſt geleſchet wurde gar/ Und alle ſchiff/ ohn vier/ gerettet aus gefahr. Eneas Q 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/269
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/269>, abgerufen am 10.05.2024.