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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Fünffte Buch.
Mit einem steine trifft und läßt halb tod sie ligen;
Da müht sie sich ümbsonst mit ihren krummen zügen
Zu wältzen schnelle fort. An kopff und zunge zwar
Hat sie den grimm und trotz noch-nicht verlassen gar/
Sie läßt der augenflamm noch fünckeln und erhebet
Mit auffgerecktem halß ein zischen/ daß man bebet:
Allein das untertheil/ daran sie ist verletzt/
Macht/ daß sie niemand sich mit schaden widersetzt/
Weil sie gelähmet ist/ und kan sich schwerlich schleiffen/
Viel minder hin und her auff ihrem bauche schweiffen:
So hub sich auch dis schiff mit schwachen rudern fort/
Kan aber segeln noch/ und kömmet an dem port.
Doch ist Eneas froh/ das noch Sergest erhalten
Das fchiff fürm untergang/ obs gleich sehr ist zerspalten/
Und daß er seine pursch bringt wiederumb mit sich;
Was er ihm zugesagt/ das hält er festiglich.
Er gibt ihm eine frau/ die schon zwey kinder hatte
Von Cretischen geschlecht/ die solte seyn sein gatte
Und hiesse Pholoe/ sie kunte spinnen/ nehn/
Und was das weibesvolck im hause sol verstehn.
Nach endung dieses kampffs und außgetheilte gaben
Wil sich der fromme held Eneas ferner laben/
Spatziert ins grüne feld/ das hügel berg und wald
Rings aller seits ümgab mit lieblicher gestalt/
Und mitten in dem thal wird eines plans man innen/
Der räumlich/ groß und weit/ da ritterlich beginnen
Und kampffspiel hatte platz: Dahin kam nun der held
Mit vielen tausenden/ da alles war bestellt.
Er
Das Fuͤnffte Buch.
Mit einem ſteine trifft und laͤßt halb tod ſie ligen;
Da muͤht ſie ſich uͤmbſonſt mit ihren krummen zuͤgen
Zu waͤltzen ſchnelle fort. An kopff und zunge zwar
Hat ſie den grimm und trotz noch-nicht verlaſſen gar/
Sie laͤßt der augenflamm noch fuͤnckeln und erhebet
Mit auffgerecktem halß ein ziſchen/ daß man bebet:
Allein das untertheil/ daran ſie iſt verletzt/
Macht/ daß ſie niemand ſich mit ſchaden widerſetzt/
Weil ſie gelaͤhmet iſt/ und kan ſich ſchwerlich ſchleiffen/
Viel minder hin und her auff ihrem bauche ſchweiffen:
So hub ſich auch dis ſchiff mit ſchwachen rudern fort/
Kan aber ſegeln noch/ und koͤmmet an dem port.
Doch iſt Eneas froh/ das noch Sergeſt erhalten
Das fchiff fuͤrm untergang/ obs gleich ſehr iſt zerſpalten/
Und daß er ſeine purſch bringt wiederumb mit ſich;
Was er ihm zugeſagt/ das haͤlt er feſtiglich.
Er gibt ihm eine frau/ die ſchon zwey kinder hatte
Von Cretiſchen geſchlecht/ die ſolte ſeyn ſein gatte
Und hieſſe Pholoe/ ſie kunte ſpinnen/ nehn/
Und was das weibesvolck im hauſe ſol verſtehn.
Nach endung dieſes kampffs und außgetheilte gaben
Wil ſich der fromme held Eneas ferner laben/
Spatziert ins gruͤne feld/ das huͤgel berg und wald
Rings aller ſeits uͤmgab mit lieblicher geſtalt/
Und mitten in dem thal wird eines plans man innen/
Der raͤumlich/ groß und weit/ da ritterlich beginnen
Und kampffſpiel hatte platz: Dahin kam nun der held
Mit vielen tauſenden/ da alles war beſtellt.
Er
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[221/0243] Das Fuͤnffte Buch. Mit einem ſteine trifft und laͤßt halb tod ſie ligen; Da muͤht ſie ſich uͤmbſonſt mit ihren krummen zuͤgen Zu waͤltzen ſchnelle fort. An kopff und zunge zwar Hat ſie den grimm und trotz noch-nicht verlaſſen gar/ Sie laͤßt der augenflamm noch fuͤnckeln und erhebet Mit auffgerecktem halß ein ziſchen/ daß man bebet: Allein das untertheil/ daran ſie iſt verletzt/ Macht/ daß ſie niemand ſich mit ſchaden widerſetzt/ Weil ſie gelaͤhmet iſt/ und kan ſich ſchwerlich ſchleiffen/ Viel minder hin und her auff ihrem bauche ſchweiffen: So hub ſich auch dis ſchiff mit ſchwachen rudern fort/ Kan aber ſegeln noch/ und koͤmmet an dem port. Doch iſt Eneas froh/ das noch Sergeſt erhalten Das fchiff fuͤrm untergang/ obs gleich ſehr iſt zerſpalten/ Und daß er ſeine purſch bringt wiederumb mit ſich; Was er ihm zugeſagt/ das haͤlt er feſtiglich. Er gibt ihm eine frau/ die ſchon zwey kinder hatte Von Cretiſchen geſchlecht/ die ſolte ſeyn ſein gatte Und hieſſe Pholoe/ ſie kunte ſpinnen/ nehn/ Und was das weibesvolck im hauſe ſol verſtehn. Nach endung dieſes kampffs und außgetheilte gaben Wil ſich der fromme held Eneas ferner laben/ Spatziert ins gruͤne feld/ das huͤgel berg und wald Rings aller ſeits uͤmgab mit lieblicher geſtalt/ Und mitten in dem thal wird eines plans man innen/ Der raͤumlich/ groß und weit/ da ritterlich beginnen Und kampffſpiel hatte platz: Dahin kam nun der held Mit vielen tauſenden/ da alles war beſtellt. Er

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/243>, abgerufen am 25.11.2024.