Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Fünffte Buch.
Erschwingt sie sich geschwind auffs feld und hohe hügel
Für schrecken/ das man hört das rauschen ihrer flügel;
Wenns aber sicher ist/ fleugt sie gar stille her
Und regt die flügel nicht durchs blaue himmelmeer.
So flohe Mnestheus auch mit seinem kühnen schiffe/
Und schwunge sich davon und nach dem ziele lieffe/
Und lässet erstlich stehn den armen rittersmann
Sergest/ der von dem felß gar schwerlich kommen kan:
Wie sehr er sich bemüht den klippen zu entgehen/
Muß er doch ohne hülff/ wie sehr er zappelt/ stehen
Und lernen lauffen mit zerbrochnen rudern fort:
Mühselig ding! doch gut/ wenn man noch kommt an port.
Dann hohlt er Gyam ein/ der ihm schon gibt gewonnen/
Weil ihm die hoffnung ist des vorzugs gantz zerronnen/
Als der des steuermanns mit schimpff beraubt muß seyn.
Itzt war am end des kampffs Cloanth noch gar allein/
Den wolte Mnestheus gar umb sieg und ehre bringen/
Und hub des wegen an mit macht auff ihn zu tringen:
Es wurd ein groß geschrey; Das volck/ so an zu sehn
Die schauspiel an dem port man häuffig sahe stehn/
Schrie dem Menestheus zu/ der ihm war in dem rücken/
mit jautzendem gethön/ daß ihm der kampff möcht glücken/
Und mahnt ihn günstig an: Es schallet vom geschrey
Der himmel; männiglich legt dem Menestheus bey.
Allein Cloanthens pursch empfindet unmuths grillen/
Wenn ihnen nicht der sieg sol gehn nach wuntsch und willen/
Sie wollen eh mit lob das leben büssen ein/
Als von dem gegenpart mit schimpff besieget seyn.
Die
O 5
Das Fuͤnffte Buch.
Erſchwingt ſie ſich geſchwind auffs feld und hohe huͤgel
Fuͤr ſchrecken/ das man hoͤrt das rauſchen ihrer fluͤgel;
Wenns aber ſicher iſt/ fleugt ſie gar ſtille her
Und regt die fluͤgel nicht durchs blaue himmelmeer.
So flohe Mneſtheus auch mit ſeinem kuͤhnen ſchiffe/
Und ſchwunge ſich davon und nach dem ziele lieffe/
Und laͤſſet erſtlich ſtehn den armen rittersmann
Sergeſt/ der von dem felß gar ſchwerlich kommen kan:
Wie ſehr er ſich bemuͤht den klippen zu entgehen/
Muß er doch ohne huͤlff/ wie ſehr er zappelt/ ſtehen
Und lernen lauffen mit zerbrochnen rudern fort:
Muͤhſelig ding! doch gut/ wenn man noch kom̃t an port.
Dann hohlt er Gyam ein/ der ihm ſchon gibt gewonnen/
Weil ihm die hoffnung iſt des vorzugs gantz zerronnen/
Als der des ſteuermanns mit ſchimpff beraubt muß ſeyn.
Itzt war am end des kampffs Cloanth noch gar allein/
Den wolte Mneſtheus gar umb ſieg und ehre bringen/
Und hub des wegen an mit macht auff ihn zu tringen:
Es wurd ein groß geſchrey; Das volck/ ſo an zu ſehn
Die ſchauſpiel an dem port man haͤuffig ſahe ſtehn/
Schrie dem Meneſtheus zu/ der ihm war in dem ruͤcken/
mit jautzendem gethoͤn/ daß ihm der kampff moͤcht gluͤckẽ/
Und mahnt ihn guͤnſtig an: Es ſchallet vom geſchrey
Der himmel; maͤnniglich legt dem Meneſtheus bey.
Allein Cloanthens purſch empfindet unmuths grillen/
Weñ ihnẽ nicht der ſieg ſol gehn nach wuntſch und willẽ/
Sie wollen eh mit lob das leben buͤſſen ein/
Als von dem gegenpart mit ſchimpff beſieget ſeyn.
Die
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0239" n="217"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Er&#x017F;chwingt &#x017F;ie &#x017F;ich ge&#x017F;chwind auffs feld und hohe hu&#x0364;gel</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r &#x017F;chrecken/ das man ho&#x0364;rt das rau&#x017F;chen ihrer flu&#x0364;gel<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Wenns aber &#x017F;icher i&#x017F;t/ fleugt &#x017F;ie gar &#x017F;tille her</l><lb/>
          <l>Und regt die flu&#x0364;gel nicht durchs blaue himmelmeer.</l><lb/>
          <l>So flohe Mne&#x017F;theus auch mit &#x017F;einem ku&#x0364;hnen &#x017F;chiffe/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chwunge &#x017F;ich davon und nach dem ziele lieffe/</l><lb/>
          <l>Und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er&#x017F;tlich &#x017F;tehn den armen rittersmann</l><lb/>
          <l>Serge&#x017F;t/ der von dem felß gar &#x017F;chwerlich kommen kan:</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ehr er &#x017F;ich bemu&#x0364;ht den klippen zu entgehen/</l><lb/>
          <l>Muß er doch ohne hu&#x0364;lff/ wie &#x017F;ehr er zappelt/ &#x017F;tehen</l><lb/>
          <l>Und lernen lauffen mit zerbrochnen rudern fort:</l><lb/>
          <l>Mu&#x0364;h&#x017F;elig ding! doch gut/ wenn man noch kom&#x0303;t an port.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ann hohlt er Gyam ein/ der ihm &#x017F;chon gibt gewonnen/</l><lb/>
          <l>Weil ihm die hoffnung i&#x017F;t des vorzugs gantz zerronnen/</l><lb/>
          <l>Als der des &#x017F;teuermanns mit &#x017F;chimpff beraubt muß &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Itzt war am end des kampffs Cloanth noch gar allein/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en wolte Mne&#x017F;theus gar umb &#x017F;ieg und ehre bringen/</l><lb/>
          <l>Und hub des wegen an mit macht auff ihn zu tringen:</l><lb/>
          <l>Es wurd ein groß ge&#x017F;chrey<hi rendition="#i">;</hi> Das volck/ &#x017F;o an zu &#x017F;ehn</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie &#x017F;chau&#x017F;piel an dem port man ha&#x0364;uffig &#x017F;ahe &#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">S</hi>chrie dem Mene&#x017F;theus zu/ der ihm war in dem ru&#x0364;cken/</l><lb/>
          <l>mit jautzendem getho&#x0364;n/ daß ihm der kampff mo&#x0364;cht glu&#x0364;cke&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Und mahnt ihn gu&#x0364;n&#x017F;tig an: Es &#x017F;challet vom ge&#x017F;chrey</l><lb/>
          <l>Der himmel; ma&#x0364;nniglich legt dem Mene&#x017F;theus bey.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>llein <hi rendition="#fr">C</hi>loanthens pur&#x017F;ch empfindet unmuths grillen/</l><lb/>
          <l>Wen&#x0303; ihne&#x0303; nicht der &#x017F;ieg &#x017F;ol gehn nach wunt&#x017F;ch und wille&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Sie wollen eh mit lob das leben bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ein/</l><lb/>
          <l>Als von dem gegenpart mit &#x017F;chimpff be&#x017F;ieget &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0239] Das Fuͤnffte Buch. Erſchwingt ſie ſich geſchwind auffs feld und hohe huͤgel Fuͤr ſchrecken/ das man hoͤrt das rauſchen ihrer fluͤgel; Wenns aber ſicher iſt/ fleugt ſie gar ſtille her Und regt die fluͤgel nicht durchs blaue himmelmeer. So flohe Mneſtheus auch mit ſeinem kuͤhnen ſchiffe/ Und ſchwunge ſich davon und nach dem ziele lieffe/ Und laͤſſet erſtlich ſtehn den armen rittersmann Sergeſt/ der von dem felß gar ſchwerlich kommen kan: Wie ſehr er ſich bemuͤht den klippen zu entgehen/ Muß er doch ohne huͤlff/ wie ſehr er zappelt/ ſtehen Und lernen lauffen mit zerbrochnen rudern fort: Muͤhſelig ding! doch gut/ wenn man noch kom̃t an port. Dann hohlt er Gyam ein/ der ihm ſchon gibt gewonnen/ Weil ihm die hoffnung iſt des vorzugs gantz zerronnen/ Als der des ſteuermanns mit ſchimpff beraubt muß ſeyn. Itzt war am end des kampffs Cloanth noch gar allein/ Den wolte Mneſtheus gar umb ſieg und ehre bringen/ Und hub des wegen an mit macht auff ihn zu tringen: Es wurd ein groß geſchrey; Das volck/ ſo an zu ſehn Die ſchauſpiel an dem port man haͤuffig ſahe ſtehn/ Schrie dem Meneſtheus zu/ der ihm war in dem ruͤcken/ mit jautzendem gethoͤn/ daß ihm der kampff moͤcht gluͤckẽ/ Und mahnt ihn guͤnſtig an: Es ſchallet vom geſchrey Der himmel; maͤnniglich legt dem Meneſtheus bey. Allein Cloanthens purſch empfindet unmuths grillen/ Weñ ihnẽ nicht der ſieg ſol gehn nach wuntſch und willẽ/ Sie wollen eh mit lob das leben buͤſſen ein/ Als von dem gegenpart mit ſchimpff beſieget ſeyn. Die O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/239
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/239>, abgerufen am 25.11.2024.