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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Die blaue himmelburg/ da hat man mich gewiesen
Zu einer klosterfrau und ihre kunst gepriesen:
Sie war aus Libyen des tempels hüterin
Und Hesperinnen schutz/ die auch dem drachen hin
Die speise truge für die öpffel zuverwahren/
Die man der Venus frau zu dienste muste sparen/
sie mischt auch honig ein und mohn/ der schlaffen macht:
Dieselbe rühmte sich/ sie hätts so weit gebracht
Durch ihre zauberey/ daß einer/ wen sie wolte/
Von dieser tollen sucht und lieb abstehen solte:
Hinwieder kunte sie dem andern diese pein
Und liebens wütigkeit ins hertze geben ein.
Sie kunte freyen lauff den schnellen strömen wehren/
Sie kunte das gestirn zu rücke wieder kehren/
Wenn sie der geister schaar beschwerte bey der nacht/
Und aus der höllen führt durch ihre zaubermacht!
Da hört man unter sich die erde schrecklich beben/
Man sah die bäume sich von ihrem ort erheben:
O schwester/ glaube mir/ ich schwere dir ein eyd/
So wahr ich heiliglich die Götter allezeit
Gehalten hab/ und dich gemeint mit liebestreuen/
So leg ich mich nicht gern auff solche zaubereyen;
Doch gleichwol geh in hoff allein und säum dich nicht/
Und schaffe/ daß von holtz ein hauff werd auffgericht/
Leg seine waffen drauff/ die in der kammer hangen/
Die dieser loser mann/ da er hinweg gegangen/
Bey mir gelassen hat. Nimm allen plunder hin/
Wie auch das hochzeit bett/ darauff ich arme bin
Ge-
Das Vierdte Buch.
Die blaue himmelburg/ da hat man mich gewieſen
Zu einer kloſterfrau und ihre kunſt geprieſen:
Sie war aus Libyen des tempels huͤterin
Und Heſperinnen ſchutz/ die auch dem drachen hin
Die ſpeiſe truge fuͤr die oͤpffel zuverwahren/
Die man der Venus frau zu dienſte muſte ſparen/
ſie miſcht auch honig ein und mohn/ der ſchlaffen macht:
Dieſelbe ruͤhmte ſich/ ſie haͤtts ſo weit gebracht
Durch ihre zauberey/ daß einer/ wen ſie wolte/
Von dieſer tollen ſucht und lieb abſtehen ſolte:
Hinwieder kunte ſie dem andern dieſe pein
Und liebens wuͤtigkeit ins hertze geben ein.
Sie kunte freyen lauff den ſchnellen ſtroͤmen wehren/
Sie kunte das geſtirn zu ruͤcke wieder kehren/
Wenn ſie der geiſter ſchaar beſchwerte bey der nacht/
Und aus der hoͤllen fuͤhrt durch ihre zaubermacht!
Da hoͤrt man unter ſich die erde ſchrecklich beben/
Man ſah die baͤume ſich von ihrem ort erheben:
O ſchweſter/ glaube mir/ ich ſchwere dir ein eyd/
So wahr ich heiliglich die Goͤtter allezeit
Gehalten hab/ und dich gemeint mit liebestreuen/
So leg ich mich nicht gern auff ſolche zaubereyen;
Doch gleichwol geh in hoff allein und ſaͤum dich nicht/
Und ſchaffe/ daß von holtz ein hauff werd auffgericht/
Leg ſeine waffen drauff/ die in der kammer hangen/
Die dieſer loſer mann/ da er hinweg gegangen/
Bey mir gelaſſen hat. Nimm allen plunder hin/
Wie auch das hochzeit bett/ darauff ich arme bin
Ge-
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[188/0210] Das Vierdte Buch. Die blaue himmelburg/ da hat man mich gewieſen Zu einer kloſterfrau und ihre kunſt geprieſen: Sie war aus Libyen des tempels huͤterin Und Heſperinnen ſchutz/ die auch dem drachen hin Die ſpeiſe truge fuͤr die oͤpffel zuverwahren/ Die man der Venus frau zu dienſte muſte ſparen/ ſie miſcht auch honig ein und mohn/ der ſchlaffen macht: Dieſelbe ruͤhmte ſich/ ſie haͤtts ſo weit gebracht Durch ihre zauberey/ daß einer/ wen ſie wolte/ Von dieſer tollen ſucht und lieb abſtehen ſolte: Hinwieder kunte ſie dem andern dieſe pein Und liebens wuͤtigkeit ins hertze geben ein. Sie kunte freyen lauff den ſchnellen ſtroͤmen wehren/ Sie kunte das geſtirn zu ruͤcke wieder kehren/ Wenn ſie der geiſter ſchaar beſchwerte bey der nacht/ Und aus der hoͤllen fuͤhrt durch ihre zaubermacht! Da hoͤrt man unter ſich die erde ſchrecklich beben/ Man ſah die baͤume ſich von ihrem ort erheben: O ſchweſter/ glaube mir/ ich ſchwere dir ein eyd/ So wahr ich heiliglich die Goͤtter allezeit Gehalten hab/ und dich gemeint mit liebestreuen/ So leg ich mich nicht gern auff ſolche zaubereyen; Doch gleichwol geh in hoff allein und ſaͤum dich nicht/ Und ſchaffe/ daß von holtz ein hauff werd auffgericht/ Leg ſeine waffen drauff/ die in der kammer hangen/ Die dieſer loſer mann/ da er hinweg gegangen/ Bey mir gelaſſen hat. Nimm allen plunder hin/ Wie auch das hochzeit bett/ darauff ich arme bin Ge-

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/210>, abgerufen am 28.04.2024.