Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vierdte Buch.
Als sie nun sinckt zur erd/ da wird von dienerinnen
Ein schnelles zugeläuff/ die tragen sie von hinnen
Ins zimmer/ legen sie auffs weiche lager hin:
Eneas ob er schon ihr traurig hertz und sinn
Zu trösten trägt begier und ihre liebessorgen/
Die sie nicht mehr/ wie vor/ hielt mäßig im verborgen/
Mit worten lindern wil/ in dem er inniglich
Oft seufftzet matt und schwach von manchem liebesstich;
Denckt er doch dem befehl der Götter nachzukommen/
Weil er denselben klar und deutlich hat vernommen;
Geht wiederumb zu schiff: Die Troer regen sich
Mit gantzer krafft und ziehn die schiffe hurtiglich
Von gantzem ufer ab/ die wol verpichet waren/
Da sahe man sie durch des meeres fluten fahren;
Und nahmen ruder mit/ die waren noch begrünt/
Und eichenholtz/ das zu den mastbaum zimmern dient.
Denn weil sie eilten sehr/ ließ sichs nicht außarbeiten
Noch zu dem schiff gebewd behauen und bereiten/
Da hätte man gesehn/ wie risch sie zogen fort/
Wie sie aus gantzer stadt hin eilten zu dem port.
So thut das kleine volck der ämbsigen ameisen/
Das sich der nahrung kan zur sommerzeit befleissen/
Wenn sie der winter mahnt fein arbeitsam zu seyn/
Sie fallen in das korn und tragen häuffig ein;
Da zeucht das schwartze heer zu feld auff engem stege/
Und führen ihren raub durch grase grüne wege:
Ein theil hilfft laden auff/ ein theil treibt an das heer/
Der gantze weg raucht fast für arbeit und beschwer;
Sie
Das Vierdte Buch.
Als ſie nun ſinckt zur erd/ da wird von dienerinnen
Ein ſchnelles zugelaͤuff/ die tragen ſie von hinnen
Ins zimmer/ legen ſie auffs weiche lager hin:
Eneas ob er ſchon ihr traurig hertz und ſinn
Zu troͤſten traͤgt begier und ihre liebesſorgen/
Die ſie nicht mehr/ wie vor/ hielt maͤßig im verborgen/
Mit worten lindern wil/ in dem er inniglich
Oft ſeufftzet matt und ſchwach von manchem liebesſtich;
Denckt er doch dem befehl der Goͤtter nachzukommen/
Weil er denſelben klar und deutlich hat vernommen;
Geht wiederumb zu ſchiff: Die Troer regen ſich
Mit gantzer krafft und ziehn die ſchiffe hurtiglich
Von gantzem ufer ab/ die wol verpichet waren/
Da ſahe man ſie durch des meeres fluten fahren;
Und nahmen ruder mit/ die waren noch begruͤnt/
Und eichenholtz/ das zu den maſtbaum zimmern dient.
Denn weil ſie eilten ſehr/ ließ ſichs nicht außarbeiten
Noch zu dem ſchiff gebewd behauen und bereiten/
Da haͤtte man geſehn/ wie riſch ſie zogen fort/
Wie ſie aus gantzer ſtadt hin eilten zu dem port.
So thut das kleine volck der aͤmbſigen ameiſen/
Das ſich der nahrung kan zur ſommerzeit befleiſſen/
Wenn ſie der winter mahnt fein arbeitſam zu ſeyn/
Sie fallen in das korn und tragen haͤuffig ein;
Da zeucht das ſchwartze heer zu feld auff engem ſtege/
Und fuͤhren ihren raub durch graſe gruͤne wege:
Ein theil hilfft laden auff/ ein theil treibt an das heer/
Der gantze weg raucht faſt fuͤr arbeit und beſchwer;
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0204" n="182"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Vierdte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie nun &#x017F;inckt zur erd/ da wird von dienerinnen</l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;chnelles zugela&#x0364;uff/ die tragen &#x017F;ie von hinnen</l><lb/>
          <l>Ins zimmer/ legen &#x017F;ie auffs weiche lager hin:</l><lb/>
          <l>Eneas ob er &#x017F;chon ihr traurig hertz und &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Zu tro&#x0364;&#x017F;ten tra&#x0364;gt begier und ihre liebes&#x017F;orgen/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ie nicht mehr/ wie vor/ hielt ma&#x0364;ßig im verborgen/</l><lb/>
          <l>Mit worten lindern wil/ in dem er inniglich</l><lb/>
          <l>Oft &#x017F;eufftzet matt und &#x017F;chwach von manchem liebes&#x017F;tich;</l><lb/>
          <l>Denckt er doch dem befehl der Go&#x0364;tter nachzukommen/</l><lb/>
          <l>Weil er den&#x017F;elben klar und deutlich hat vernommen;</l><lb/>
          <l>Geht wiederumb zu &#x017F;chiff: Die Troer regen &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Mit gantzer krafft und ziehn die &#x017F;chiffe hurtiglich</l><lb/>
          <l>Von gantzem ufer ab/ die wol verpichet waren/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ahe man &#x017F;ie durch des meeres fluten fahren;</l><lb/>
          <l>Und nahmen ruder mit/ die waren noch begru&#x0364;nt/</l><lb/>
          <l>Und eichenholtz/ das zu den ma&#x017F;tbaum zimmern dient.</l><lb/>
          <l>Denn weil &#x017F;ie eilten &#x017F;ehr/ ließ &#x017F;ichs nicht außarbeiten</l><lb/>
          <l>Noch zu dem &#x017F;chiff gebewd behauen und bereiten/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a ha&#x0364;tte man ge&#x017F;ehn/ wie ri&#x017F;ch &#x017F;ie zogen fort/</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;ie aus gantzer &#x017F;tadt hin eilten zu dem port.</l><lb/>
          <l>So thut das kleine volck der a&#x0364;mb&#x017F;igen amei&#x017F;en/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>as &#x017F;ich der nahrung kan zur &#x017F;ommerzeit beflei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie der winter mahnt fein arbeit&#x017F;am zu &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Sie fallen in das korn und tragen ha&#x0364;uffig ein;</l><lb/>
          <l>Da zeucht das &#x017F;chwartze heer zu feld auff engem &#x017F;tege/</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;hren ihren raub durch gra&#x017F;e gru&#x0364;ne wege:</l><lb/>
          <l>Ein theil hilfft laden auff/ ein theil treibt an das heer/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er gantze weg raucht fa&#x017F;t fu&#x0364;r arbeit und be&#x017F;chwer<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0204] Das Vierdte Buch. Als ſie nun ſinckt zur erd/ da wird von dienerinnen Ein ſchnelles zugelaͤuff/ die tragen ſie von hinnen Ins zimmer/ legen ſie auffs weiche lager hin: Eneas ob er ſchon ihr traurig hertz und ſinn Zu troͤſten traͤgt begier und ihre liebesſorgen/ Die ſie nicht mehr/ wie vor/ hielt maͤßig im verborgen/ Mit worten lindern wil/ in dem er inniglich Oft ſeufftzet matt und ſchwach von manchem liebesſtich; Denckt er doch dem befehl der Goͤtter nachzukommen/ Weil er denſelben klar und deutlich hat vernommen; Geht wiederumb zu ſchiff: Die Troer regen ſich Mit gantzer krafft und ziehn die ſchiffe hurtiglich Von gantzem ufer ab/ die wol verpichet waren/ Da ſahe man ſie durch des meeres fluten fahren; Und nahmen ruder mit/ die waren noch begruͤnt/ Und eichenholtz/ das zu den maſtbaum zimmern dient. Denn weil ſie eilten ſehr/ ließ ſichs nicht außarbeiten Noch zu dem ſchiff gebewd behauen und bereiten/ Da haͤtte man geſehn/ wie riſch ſie zogen fort/ Wie ſie aus gantzer ſtadt hin eilten zu dem port. So thut das kleine volck der aͤmbſigen ameiſen/ Das ſich der nahrung kan zur ſommerzeit befleiſſen/ Wenn ſie der winter mahnt fein arbeitſam zu ſeyn/ Sie fallen in das korn und tragen haͤuffig ein; Da zeucht das ſchwartze heer zu feld auff engem ſtege/ Und fuͤhren ihren raub durch graſe gruͤne wege: Ein theil hilfft laden auff/ ein theil treibt an das heer/ Der gantze weg raucht faſt fuͤr arbeit und beſchwer; Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/204
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/204>, abgerufen am 28.04.2024.