Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vierdte Buch.
Was du im sinne hast? Wiist du mir noch verheelen
Dein schlimmes übelthun und dich von mir weg stehlen?
Kan dich die liebe nicht noch mir gegebne hand/
Die billig solte seyn ein unzertrennlich pfand/
Ja kan ich königin/ die jtzo wird erbleichen
Durch grimme sterbens noth/ dein hertze nicht erweichen?
Wilst du/ o grausamer/ aus bitterm haß und neid
Anitzt zu segel gehn bey ungewitters zeit?
Wilst du bey solchen sturm dich auff das meer begeben!
Du solt dir wünschen nicht in solcher noth zu schweben/
Wenn Troja schon noch stünd dein liebes vaterland.
Nun suchest du ein reich/ das dir ist unbekand.
Wilst du von mir so fliehn! Ich bitt umb diese zähren/
Umb deine hand/ die du zum pfande mir gewehren
Hast wollen deiner treu/ weil mir nun armen frau
Nichts übrig blieben ist/ als daß ich dir noch trau:
Ich bitt umb unsre ruh und angefangne liebe/
So ich auch je umb dich verdient/ wie ich mich übe
Ohn unterlaß mit treu zu leisten dir die pflicht/
Die ich dir zugesagt dich zuverlassen nicht.
Ja endlich bit ich dich umb alles wolbehagen/
Das du zuvor gehabt/ du wollst erbarmung tragen
Mit meinem stamm und hauß/ das itzo schon sinckt hin:
Ich bitte (kan ich was erhalten) laß den sinn
Und kühnen vorsatz seyn. Schau doch/ umb deinetwegen
Wil sich der Libyer haß entgegen mir nicht legen/
Der Africaner fürst trägt zu mir alten groll/
Mein volck die Tyrier sind auff mich böß und toll.
Ja
Das Vierdte Buch.
Was du im ſinne haſt? Wiiſt du mir noch verheelen
Dein ſchlimmes uͤbelthun und dich von mir weg ſtehlen?
Kan dich die liebe nicht noch mir gegebne hand/
Die billig ſolte ſeyn ein unzertrennlich pfand/
Ja kan ich koͤnigin/ die jtzo wird erbleichen
Durch grimme ſterbens noth/ dein hertze nicht erweichen?
Wilſt du/ o grauſamer/ aus bitterm haß und neid
Anitzt zu ſegel gehn bey ungewitters zeit?
Wilſt du bey ſolchen ſturm dich auff das meer begeben!
Du ſolt dir wuͤnſchen nicht in ſolcher noth zu ſchweben/
Wenn Troja ſchon noch ſtuͤnd dein liebes vaterland.
Nun ſucheſt du ein reich/ das dir iſt unbekand.
Wilſt du von mir ſo fliehn! Ich bitt umb dieſe zaͤhren/
Umb deine hand/ die du zum pfande mir gewehren
Haſt wollen deiner treu/ weil mir nun armen frau
Nichts uͤbrig blieben iſt/ als daß ich dir noch trau:
Ich bitt umb unſre ruh und angefangne liebe/
So ich auch je umb dich verdient/ wie ich mich uͤbe
Ohn unterlaß mit treu zu leiſten dir die pflicht/
Die ich dir zugeſagt dich zuverlaſſen nicht.
Ja endlich bit ich dich umb alles wolbehagen/
Das du zuvor gehabt/ du wollſt erbarmung tragen
Mit meinem ſtamm und hauß/ das itzo ſchon ſinckt hin:
Ich bitte (kan ich was erhalten) laß den ſinn
Und kuͤhnen vorſatz ſeyn. Schau doch/ umb deinetwegen
Wil ſich der Libyer haß entgegen mir nicht legen/
Der Africaner fuͤrſt traͤgt zu mir alten groll/
Mein volck die Tyrier ſind auff mich boͤß und toll.
Ja
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0198" n="176"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Vierdte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Was du im &#x017F;inne ha&#x017F;t? Wii&#x017F;t du mir noch verheelen</l><lb/>
          <l>Dein &#x017F;chlimmes u&#x0364;belthun und dich von mir weg &#x017F;tehlen?</l><lb/>
          <l>Kan dich die liebe nicht noch mir gegebne hand/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie billig &#x017F;olte &#x017F;eyn ein unzertrennlich pfand/</l><lb/>
          <l>Ja kan ich ko&#x0364;nigin/ die jtzo wird erbleichen</l><lb/>
          <l>Durch grimme &#x017F;terbens noth/ dein hertze nicht erweichen?</l><lb/>
          <l>Wil&#x017F;t du/ o grau&#x017F;amer/ aus bitterm haß und neid</l><lb/>
          <l>Anitzt zu &#x017F;egel gehn bey ungewitters zeit?</l><lb/>
          <l>Wil&#x017F;t du bey &#x017F;olchen &#x017F;turm dich auff das meer begeben<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>Du &#x017F;olt dir wu&#x0364;n&#x017F;chen nicht in &#x017F;olcher noth zu &#x017F;chweben/</l><lb/>
          <l>Wenn Troja &#x017F;chon noch &#x017F;tu&#x0364;nd dein liebes vaterland.</l><lb/>
          <l>Nun &#x017F;uche&#x017F;t du ein reich/ das dir i&#x017F;t unbekand.</l><lb/>
          <l>Wil&#x017F;t du von mir &#x017F;o fliehn! Ich bitt umb die&#x017F;e za&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>Umb deine hand/ die du zum pfande mir gewehren</l><lb/>
          <l>Ha&#x017F;t wollen deiner treu/ weil mir nun armen frau</l><lb/>
          <l>Nichts u&#x0364;brig blieben i&#x017F;t/ als daß ich dir noch trau:</l><lb/>
          <l>Ich bitt umb un&#x017F;re ruh und angefangne liebe/</l><lb/>
          <l>So ich auch je umb dich verdient/ wie ich mich u&#x0364;be</l><lb/>
          <l>Ohn unterlaß mit treu zu lei&#x017F;ten dir die pflicht/</l><lb/>
          <l>Die ich dir zuge&#x017F;agt dich zuverla&#x017F;&#x017F;en nicht.</l><lb/>
          <l>Ja endlich bit ich dich umb alles wolbehagen/</l><lb/>
          <l>Das du zuvor gehabt/ du woll&#x017F;t erbarmung tragen</l><lb/>
          <l>Mit meinem &#x017F;tamm und hauß/ das itzo &#x017F;chon &#x017F;inckt hin:</l><lb/>
          <l>Ich bitte (kan ich was erhalten) laß den &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Und ku&#x0364;hnen vor&#x017F;atz &#x017F;eyn. Schau doch/ umb deinetwegen</l><lb/>
          <l>Wil &#x017F;ich der Libyer haß entgegen mir nicht legen/</l><lb/>
          <l>Der Africaner fu&#x0364;r&#x017F;t tra&#x0364;gt zu mir alten groll/</l><lb/>
          <l>Mein volck die Tyrier &#x017F;ind auff mich bo&#x0364;ß und toll.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ja</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0198] Das Vierdte Buch. Was du im ſinne haſt? Wiiſt du mir noch verheelen Dein ſchlimmes uͤbelthun und dich von mir weg ſtehlen? Kan dich die liebe nicht noch mir gegebne hand/ Die billig ſolte ſeyn ein unzertrennlich pfand/ Ja kan ich koͤnigin/ die jtzo wird erbleichen Durch grimme ſterbens noth/ dein hertze nicht erweichen? Wilſt du/ o grauſamer/ aus bitterm haß und neid Anitzt zu ſegel gehn bey ungewitters zeit? Wilſt du bey ſolchen ſturm dich auff das meer begeben! Du ſolt dir wuͤnſchen nicht in ſolcher noth zu ſchweben/ Wenn Troja ſchon noch ſtuͤnd dein liebes vaterland. Nun ſucheſt du ein reich/ das dir iſt unbekand. Wilſt du von mir ſo fliehn! Ich bitt umb dieſe zaͤhren/ Umb deine hand/ die du zum pfande mir gewehren Haſt wollen deiner treu/ weil mir nun armen frau Nichts uͤbrig blieben iſt/ als daß ich dir noch trau: Ich bitt umb unſre ruh und angefangne liebe/ So ich auch je umb dich verdient/ wie ich mich uͤbe Ohn unterlaß mit treu zu leiſten dir die pflicht/ Die ich dir zugeſagt dich zuverlaſſen nicht. Ja endlich bit ich dich umb alles wolbehagen/ Das du zuvor gehabt/ du wollſt erbarmung tragen Mit meinem ſtamm und hauß/ das itzo ſchon ſinckt hin: Ich bitte (kan ich was erhalten) laß den ſinn Und kuͤhnen vorſatz ſeyn. Schau doch/ umb deinetwegen Wil ſich der Libyer haß entgegen mir nicht legen/ Der Africaner fuͤrſt traͤgt zu mir alten groll/ Mein volck die Tyrier ſind auff mich boͤß und toll. Ja

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/198
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/198>, abgerufen am 07.05.2024.