Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vierdte Buch.
Er war des Ammons sohn/ und hatte sich vermählet
Mit einem fräuelein/ das er ihm zwar erwehlet
Zu seiner liebsten hat/ doch führte mit gewalt
Aus ihrem vaterland. Das ihm/ als könig/ galt.
Er liesse Jupitern mit löblichem exempel
Viel altär setzen hin und bauen hundert tempel/
So weit sein reich nur gieng: Er stifftet auch ein liecht/
Das solte brennen stets/ und je verleschen nicht.
Es wurde stets bewacht von heiligen jungfrauen/
Die musten immer zu mit gnauer auffsicht schauen/
Daß es verleschte nicht: Er stellt auch opffer an/
Und wurden hier und da viel farren abgethan.
Die tempel wurden schön geschmückt mit blumen kräntzen/
Die man mit anmuth sah von vielen farben gläntzen/
Als nun der könig stund zu nechst bey dem altar/
Und zwischen opfferdienst in seiner andacht war;
Da kam die Fama gleich mit ihrem ohren blasen/
Und machte/ daß er fast für zorn must greulich rasen
Und gantz verwirret wurd in seinem muth und sinn/
Daß er hub seine händ im himmel betend hin:
O Jupiter/ der du bist über alle Götter/
Dem itzt der Maurer volck/ als ihrem schutz und retter
Zu ehren opffer bringt/ und von dem besten wein
Mit gutem andachts sinn dir heiliglich schenckt ein;
Kanst du dis laster wol so lassen hinpaßieren?
Kanst du/ o vater/ sie nicht mit der keule rühren?
Sol denn uns menschen nicht dein zorn erschrecklich seyn/
Wenn du von himmel wirffst so grosse donnerstein?
En-
L 5
Das Vierdte Buch.
Er war des Ammons ſohn/ und hatte ſich vermaͤhlet
Mit einem fraͤuelein/ das er ihm zwar erwehlet
Zu ſeiner liebſten hat/ doch fuͤhrte mit gewalt
Aus ihrem vaterland. Das ihm/ als koͤnig/ galt.
Er lieſſe Jupitern mit loͤblichem exempel
Viel altaͤr ſetzen hin und bauen hundert tempel/
So weit ſein reich nur gieng: Er ſtifftet auch ein liecht/
Das ſolte brennen ſtets/ und je verleſchen nicht.
Es wurde ſtets bewacht von heiligen jungfrauen/
Die muſten immer zu mit gnauer auffſicht ſchauen/
Daß es verleſchte nicht: Er ſtellt auch opffer an/
Und wurden hier und da viel farren abgethan.
Die tempel wurdẽ ſchoͤn geſchmuͤckt mit blumen kraͤntzen/
Die man mit anmuth ſah von vielen farben glaͤntzen/
Als nun der koͤnig ſtund zu nechſt bey dem altar/
Und zwiſchen opfferdienſt in ſeiner andacht war;
Da kam die Fama gleich mit ihrem ohren blaſen/
Und machte/ daß er faſt fuͤr zorn muſt greulich raſen
Und gantz verwirret wurd in ſeinem muth und ſinn/
Daß er hub ſeine haͤnd im himmel betend hin:
O Jupiter/ der du biſt uͤber alle Goͤtter/
Dem itzt der Maurer volck/ als ihrem ſchutz und retter
Zu ehren opffer bringt/ und von dem beſten wein
Mit gutem andachts ſinn dir heiliglich ſchenckt ein;
Kanſt du dis laſter wol ſo laſſen hinpaßieren?
Kanſt du/ o vater/ ſie nicht mit der keule ruͤhren?
Sol denn uns menſchẽ nicht dein zorn erſchrecklich ſeyn/
Wenn du von himmel wirffſt ſo groſſe donnerſtein?
En-
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0191" n="169"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Vierdte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Er war des Ammons &#x017F;ohn/ und hatte &#x017F;ich verma&#x0364;hlet</l><lb/>
          <l>Mit einem fra&#x0364;uelein/ das er ihm zwar erwehlet</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;einer lieb&#x017F;ten hat/ doch fu&#x0364;hrte mit gewalt</l><lb/>
          <l>Aus ihrem vaterland. <hi rendition="#fr">D</hi>as ihm/ als ko&#x0364;nig/ galt.</l><lb/>
          <l>Er lie&#x017F;&#x017F;e Jupitern mit lo&#x0364;blichem exempel</l><lb/>
          <l>Viel alta&#x0364;r &#x017F;etzen hin und bauen hundert tempel/</l><lb/>
          <l>So weit &#x017F;ein reich nur gieng: Er &#x017F;tifftet auch ein liecht/</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;olte brennen &#x017F;tets/ und je verle&#x017F;chen nicht.</l><lb/>
          <l>Es wurde &#x017F;tets bewacht von heiligen jungfrauen/</l><lb/>
          <l>Die mu&#x017F;ten immer zu mit gnauer auff&#x017F;icht &#x017F;chauen/</l><lb/>
          <l>Daß es verle&#x017F;chte nicht: Er &#x017F;tellt auch opffer an/</l><lb/>
          <l>Und wurden hier und da viel farren abgethan.</l><lb/>
          <l>Die tempel wurde&#x0303; &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt mit blumen kra&#x0364;ntzen/</l><lb/>
          <l>Die man mit anmuth &#x017F;ah von vielen farben gla&#x0364;ntzen/</l><lb/>
          <l>Als nun der ko&#x0364;nig &#x017F;tund zu nech&#x017F;t bey dem altar/</l><lb/>
          <l>Und zwi&#x017F;chen opfferdien&#x017F;t in &#x017F;einer andacht war;</l><lb/>
          <l>Da kam die Fama gleich mit ihrem ohren bla&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Und machte/ daß er fa&#x017F;t fu&#x0364;r zorn mu&#x017F;t greulich ra&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Und gantz verwirret wurd in &#x017F;einem muth und &#x017F;inn/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß er hub &#x017F;eine ha&#x0364;nd im himmel betend hin:</l><lb/>
          <l>O Jupiter/ der du bi&#x017F;t u&#x0364;ber alle Go&#x0364;tter/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>em itzt der Maurer volck/ als ihrem &#x017F;chutz und retter</l><lb/>
          <l>Zu ehren opffer bringt/ und von dem be&#x017F;ten wein</l><lb/>
          <l>Mit gutem andachts &#x017F;inn dir heiliglich &#x017F;chenckt ein;</l><lb/>
          <l>Kan&#x017F;t du dis la&#x017F;ter wol &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en hinpaßieren?</l><lb/>
          <l>Kan&#x017F;t du/ o vater/ &#x017F;ie nicht mit der keule ru&#x0364;hren?</l><lb/>
          <l>Sol denn uns men&#x017F;che&#x0303; nicht dein zorn er&#x017F;chrecklich &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Wenn du von himmel wirff&#x017F;t &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e donner&#x017F;tein?</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">En-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0191] Das Vierdte Buch. Er war des Ammons ſohn/ und hatte ſich vermaͤhlet Mit einem fraͤuelein/ das er ihm zwar erwehlet Zu ſeiner liebſten hat/ doch fuͤhrte mit gewalt Aus ihrem vaterland. Das ihm/ als koͤnig/ galt. Er lieſſe Jupitern mit loͤblichem exempel Viel altaͤr ſetzen hin und bauen hundert tempel/ So weit ſein reich nur gieng: Er ſtifftet auch ein liecht/ Das ſolte brennen ſtets/ und je verleſchen nicht. Es wurde ſtets bewacht von heiligen jungfrauen/ Die muſten immer zu mit gnauer auffſicht ſchauen/ Daß es verleſchte nicht: Er ſtellt auch opffer an/ Und wurden hier und da viel farren abgethan. Die tempel wurdẽ ſchoͤn geſchmuͤckt mit blumen kraͤntzen/ Die man mit anmuth ſah von vielen farben glaͤntzen/ Als nun der koͤnig ſtund zu nechſt bey dem altar/ Und zwiſchen opfferdienſt in ſeiner andacht war; Da kam die Fama gleich mit ihrem ohren blaſen/ Und machte/ daß er faſt fuͤr zorn muſt greulich raſen Und gantz verwirret wurd in ſeinem muth und ſinn/ Daß er hub ſeine haͤnd im himmel betend hin: O Jupiter/ der du biſt uͤber alle Goͤtter/ Dem itzt der Maurer volck/ als ihrem ſchutz und retter Zu ehren opffer bringt/ und von dem beſten wein Mit gutem andachts ſinn dir heiliglich ſchenckt ein; Kanſt du dis laſter wol ſo laſſen hinpaßieren? Kanſt du/ o vater/ ſie nicht mit der keule ruͤhren? Sol denn uns menſchẽ nicht dein zorn erſchrecklich ſeyn/ Wenn du von himmel wirffſt ſo groſſe donnerſtein? En- L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/191
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/191>, abgerufen am 07.05.2024.