Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Vierdte Buch. Des tages forschet sie nach neu verlauffnen sachen;Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich lustig machen; Zu weilen setzt sie sich hoch auff die giebel hin/ Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem sinn; Erschrecket land und leut mit ihren derben lügen Und reden eitelkeit/ die nirgend zu was tügen/ Ist über dem/ was falsch/ ja wol so sehr erpicht Und schwatzts den leuten ein/ als was sie wahres spricht. Dieselbe füllte nun mit manchen plaudereyen Der leute sinn und mund/ und kunte sich erfreuen/ Daß für sie wiederümb was neus vorhanden war/ Sie macht es überall gar laut und offenbahr/ Mischt wahr und lügen ein; Es wär ein fürst gekommen Von Troischem geblüth/ und hätt ihm schon genommen Die Dido zum gemahl; Sie schwelgten allebeyd Den gantzen winter durch/ und brächten so die zeit Mit müßigg ehen zu und ungeziemten lüsten/ Mit deren sie bestrickt nicht mehr von arbeit wüsten/ Sie dächten gar nicht mehr ein jeder an sein land Und wie zur wolfarth sey bestellt ein jeder stand. Mit solcherley gespräch kömmt sie nun auffgezogen Die Göttin Fama/ die viel dings/ das doch erlogen Und ungegründet war/ den leuten ohne scheu Durchs gantze Libyen sprengt aus und bringet bey. Drauff nimmt sie ihren weg zum könige Hiarben/ Und schmückt die lügen aus mit mancherleyen farben/ Beflammet seinen zorn mit ihrer ungestümm Und häuffet/ da er schon war schellig/ seinen grimm. Er
Das Vierdte Buch. Des tages forſchet ſie nach neu verlauffnen ſachen;Und wenn ſie was erſchnappt/ kan ſie ſich luſtig machẽ; Zu weilen ſetzt ſie ſich hoch auff die giebel hin/ Und bildet/ weiß nicht was/ ſich ein in ihrem ſinn; Erſchrecket land und leut mit ihren derben luͤgen Und reden eitelkeit/ die nirgend zu was tuͤgen/ Iſt uͤber dem/ was falſch/ ja wol ſo ſehr erpicht Und ſchwatzts den leuten ein/ als was ſie wahres ſpricht. Dieſelbe fuͤllte nun mit manchen plaudereyen Der leute ſinn und mund/ und kunte ſich erfreuen/ Daß fuͤr ſie wiederuͤmb was neus vorhanden war/ Sie macht es uͤberall gar laut und offenbahr/ Miſcht wahr und luͤgen ein; Es waͤr ein fuͤrſt gekom̃en Von Troiſchem gebluͤth/ und haͤtt ihm ſchon genommen Die Dido zum gemahl; Sie ſchwelgten allebeyd Den gantzen winter durch/ und braͤchten ſo die zeit Mit muͤßigg ehen zu und ungeziemten luͤſten/ Mit deren ſie beſtrickt nicht mehr von arbeit wuͤſten/ Sie daͤchten gar nicht mehr ein jeder an ſein land Und wie zur wolfarth ſey beſtellt ein jeder ſtand. Mit ſolcherley geſpraͤch koͤmmt ſie nun auffgezogen Die Goͤttin Fama/ die viel dings/ das doch erlogen Und ungegruͤndet war/ den leuten ohne ſcheu Durchs gantze Libyen ſprengt aus und bringet bey. Drauff nimmt ſie ihren weg zum koͤnige Hiarben/ Und ſchmuͤckt die luͤgen aus mit mancherleyen farben/ Beflammet ſeinen zorn mit ihrer ungeſtuͤmm Und haͤuffet/ da er ſchon war ſchellig/ ſeinen grimm. Er
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Das Vierdte Buch.
Des tages forſchet ſie nach neu verlauffnen ſachen;
Und wenn ſie was erſchnappt/ kan ſie ſich luſtig machẽ;
Zu weilen ſetzt ſie ſich hoch auff die giebel hin/
Und bildet/ weiß nicht was/ ſich ein in ihrem ſinn;
Erſchrecket land und leut mit ihren derben luͤgen
Und reden eitelkeit/ die nirgend zu was tuͤgen/
Iſt uͤber dem/ was falſch/ ja wol ſo ſehr erpicht
Und ſchwatzts den leuten ein/ als was ſie wahres ſpricht.
Dieſelbe fuͤllte nun mit manchen plaudereyen
Der leute ſinn und mund/ und kunte ſich erfreuen/
Daß fuͤr ſie wiederuͤmb was neus vorhanden war/
Sie macht es uͤberall gar laut und offenbahr/
Miſcht wahr und luͤgen ein; Es waͤr ein fuͤrſt gekom̃en
Von Troiſchem gebluͤth/ und haͤtt ihm ſchon genommen
Die Dido zum gemahl; Sie ſchwelgten allebeyd
Den gantzen winter durch/ und braͤchten ſo die zeit
Mit muͤßigg ehen zu und ungeziemten luͤſten/
Mit deren ſie beſtrickt nicht mehr von arbeit wuͤſten/
Sie daͤchten gar nicht mehr ein jeder an ſein land
Und wie zur wolfarth ſey beſtellt ein jeder ſtand.
Mit ſolcherley geſpraͤch koͤmmt ſie nun auffgezogen
Die Goͤttin Fama/ die viel dings/ das doch erlogen
Und ungegruͤndet war/ den leuten ohne ſcheu
Durchs gantze Libyen ſprengt aus und bringet bey.
Drauff nimmt ſie ihren weg zum koͤnige Hiarben/
Und ſchmuͤckt die luͤgen aus mit mancherleyen farben/
Beflammet ſeinen zorn mit ihrer ungeſtuͤmm
Und haͤuffet/ da er ſchon war ſchellig/ ſeinen grimm.
Er
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