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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Der junge printz Ascan wolt auch nicht seyn der letzte/
Damit er seinen muth zur tugend eiffrig wetzte/
Vor andern zeucht herein der wunder schöne held
Eneas/ der das heer in richtig ordnung stellt.
Wie/ wenn Apollo läßt das winter lager stehen
Und Xanthus gilben strom/ und eilet weg zu gehen
Ins liebe mutterland/ daher er bürtig ist/
Nach Delos/ welches er zu seinem sitzt erkiest;
Da ordnet er die schaar der Nimpffen zu den reyhen;
Die Creter/ Dryoper/ und Agathyrser schreyen
Und jauchtzen wol gemuth/ sie tantzen umb altar/
Er steht auff Cynthus berg und windet umb sein haar/
Das gleichsam fleugt zu feld/ begrünte lorbeerzweige/
Und flechtets ein mit gold/ daß sichs noch schöner zeige.
Der köcher rauscht im gehn: Nicht schlimmer gieng herein
Eneas; So schön war sein tugend glantz und schein.
Als man nun kommen war auff hohe berg und wege/
Da kein weg gehet hin/ in felsichtes gehege/
Da treibt man das gezücht der wilden gemsen auff/
Die nehmen hier und da von bergen ihren lauff
An einen andern ort sah man mit gantzen hauffen
Durchs offenbare feld die schnellen hirsche lauffen;
Die machten grossen staub: Der junge printz Ascan
Der tummelt sich im thal/ hat seine lust daran/
Wenn er ein tapffer roß/ wie seins war/ sol bereiten/
Und lernen wol behertzt mit wilden thieren streiten:
Manch stücke stösst ihm auff; Läßt aber alles gehn/
Und wüntschet einig nur ein hauend schwein zu sehn/
Das
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Das Vierdte Buch.
Der junge printz Aſcan wolt auch nicht ſeyn der letzte/
Damit er ſeinen muth zur tugend eiffrig wetzte/
Vor andern zeucht herein der wunder ſchoͤne held
Eneas/ der das heer in richtig ordnung ſtellt.
Wie/ wenn Apollo laͤßt das winter lager ſtehen
Und Xanthus gilben ſtrom/ und eilet weg zu gehen
Ins liebe mutterland/ daher er buͤrtig iſt/
Nach Delos/ welches er zu ſeinem ſitzt erkieſt;
Da ordnet er die ſchaar der Nimpffen zu den reyhen;
Die Creter/ Dryoper/ und Agathyrſer ſchreyen
Und jauchtzen wol gemuth/ ſie tantzen umb altar/
Er ſteht auff Cynthus berg und windet umb ſein haar/
Das gleichſam fleugt zu feld/ begruͤnte lorbeerzweige/
Und flechtets ein mit gold/ daß ſichs noch ſchoͤner zeige.
Der koͤcher rauſcht im gehn: Nicht ſchlim̃er gieng herein
Eneas; So ſchoͤn war ſein tugend glantz und ſchein.
Als man nun kommen war auff hohe berg und wege/
Da kein weg gehet hin/ in felſichtes gehege/
Da treibt man das gezuͤcht der wilden gemſen auff/
Die nehmen hier und da von bergen ihren lauff
An einen andern ort ſah man mit gantzen hauffen
Durchs offenbare feld die ſchnellen hirſche lauffen;
Die machten groſſen ſtaub: Der junge printz Aſcan
Der tummelt ſich im thal/ hat ſeine luſt daran/
Wenn er ein tapffer roß/ wie ſeins war/ ſol bereiten/
Und lernen wol behertzt mit wilden thieren ſtreiten:
Manch ſtuͤcke ſtoͤſſt ihm auff; Laͤßt aber alles gehn/
Und wuͤntſchet einig nur ein hauend ſchwein zu ſehn/
Das
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[165/0187] Das Vierdte Buch. Der junge printz Aſcan wolt auch nicht ſeyn der letzte/ Damit er ſeinen muth zur tugend eiffrig wetzte/ Vor andern zeucht herein der wunder ſchoͤne held Eneas/ der das heer in richtig ordnung ſtellt. Wie/ wenn Apollo laͤßt das winter lager ſtehen Und Xanthus gilben ſtrom/ und eilet weg zu gehen Ins liebe mutterland/ daher er buͤrtig iſt/ Nach Delos/ welches er zu ſeinem ſitzt erkieſt; Da ordnet er die ſchaar der Nimpffen zu den reyhen; Die Creter/ Dryoper/ und Agathyrſer ſchreyen Und jauchtzen wol gemuth/ ſie tantzen umb altar/ Er ſteht auff Cynthus berg und windet umb ſein haar/ Das gleichſam fleugt zu feld/ begruͤnte lorbeerzweige/ Und flechtets ein mit gold/ daß ſichs noch ſchoͤner zeige. Der koͤcher rauſcht im gehn: Nicht ſchlim̃er gieng herein Eneas; So ſchoͤn war ſein tugend glantz und ſchein. Als man nun kommen war auff hohe berg und wege/ Da kein weg gehet hin/ in felſichtes gehege/ Da treibt man das gezuͤcht der wilden gemſen auff/ Die nehmen hier und da von bergen ihren lauff An einen andern ort ſah man mit gantzen hauffen Durchs offenbare feld die ſchnellen hirſche lauffen; Die machten groſſen ſtaub: Der junge printz Aſcan Der tummelt ſich im thal/ hat ſeine luſt daran/ Wenn er ein tapffer roß/ wie ſeins war/ ſol bereiten/ Und lernen wol behertzt mit wilden thieren ſtreiten: Manch ſtuͤcke ſtoͤſſt ihm auff; Laͤßt aber alles gehn/ Und wuͤntſchet einig nur ein hauend ſchwein zu ſehn/ Das L 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/187>, abgerufen am 07.05.2024.