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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Gebät und opffer danck? Was hilfft das tempel gehen
Und mit viel opffer blut die Götter ehr-und flehen?
Da unterdeß die flamm das zarte marck nnd bein
Verzehrt und lässet nicht das hertze ruhsam seyn/
Das seine wunde trägt und schmertzen in verborgen.
Die unglückhaffte frau verzehret sich mit sorgen
Und tieffer liebesbrunst: Sie läuffet in der stadt
Wie eine hindin umb/ wenn sie der jäger hat/
Des sie sich nicht versah/ mit einem pfeil gerühret
In Cretischen gepüsch/ den sie gehefftet spüret
In ihrer brust; Sie laufft erbärmlicher gestalt
Und kläglichen geschrey durch hecken/ püsch und wald.
Das tödliche geschoß bleibt in der seite hangen:
So trieb die Dido auch ihr brennendes verlangen:
Bald führet sie mit sich Eneam durch die stadt
Und zeigt ihm ihren schatz/ den sie von Sidon hat
Anheim mit sich gebracht. Sie zeiget ihm darneben
Die wolbestellte stadt/ und da sie wil anheben
Zu reden/ hält sie still/ und dämpffet stracks ihr wort/
Bald da es abend wird/ da wil sie gehen fort
Und richten zu ein mahl/ begehrt noch einst zu hören
Der Troer untergang und schreckliches zerstören/
Die närrische frau ligt ihm an hals/ er sol die mähr
Auffs neue wiederumb erzehlen ohn beschwer.
Denn als sie waren nun von Imbiß weg gegangen
Und das gehörnte liecht der monden war befangen
Mit dicker dunckelheit und jeder ging zur ruh/
Da brachte sie allein die zeit mit wachen zu
Sie
Das Vierdte Buch.
Gebaͤt und opffer danck? Was hilfft das tempel gehen
Und mit viel opffer blut die Goͤtter ehr-und flehen?
Da unterdeß die flamm das zarte marck nnd bein
Verzehrt und laͤſſet nicht das hertze ruhſam ſeyn/
Das ſeine wunde traͤgt und ſchmertzen in verborgen.
Die ungluͤckhaffte frau verzehret ſich mit ſorgen
Und tieffer liebesbrunſt: Sie laͤuffet in der ſtadt
Wie eine hindin umb/ wenn ſie der jaͤger hat/
Des ſie ſich nicht verſah/ mit einem pfeil geruͤhret
In Cretiſchen gepuͤſch/ den ſie gehefftet ſpuͤret
In ihrer bruſt; Sie laufft erbaͤrmlicher geſtalt
Und klaͤglichen geſchrey durch hecken/ puͤſch und wald.
Das toͤdliche geſchoß bleibt in der ſeite hangen:
So trieb die Dido auch ihr brennendes verlangen:
Bald fuͤhret ſie mit ſich Eneam durch die ſtadt
Und zeigt ihm ihren ſchatz/ den ſie von Sidon hat
Anheim mit ſich gebracht. Sie zeiget ihm darneben
Die wolbeſtellte ſtadt/ und da ſie wil anheben
Zu reden/ haͤlt ſie ſtill/ und daͤmpffet ſtracks ihr wort/
Bald da es abend wird/ da wil ſie gehen fort
Und richten zu ein mahl/ begehrt noch einſt zu hoͤren
Der Troer untergang und ſchreckliches zerſtoͤren/
Die naͤrriſche frau ligt ihm an halſ/ er ſol die maͤhr
Auffs neue wiederumb erzehlen ohn beſchwer.
Denn als ſie waren nun von Imbiß weg gegangen
Und das gehoͤrnte liecht der monden war befangen
Mit dicker dunckelheit und jeder ging zur ruh/
Da brachte ſie allein die zeit mit wachen zu
Sie
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[160/0182] Das Vierdte Buch. Gebaͤt und opffer danck? Was hilfft das tempel gehen Und mit viel opffer blut die Goͤtter ehr-und flehen? Da unterdeß die flamm das zarte marck nnd bein Verzehrt und laͤſſet nicht das hertze ruhſam ſeyn/ Das ſeine wunde traͤgt und ſchmertzen in verborgen. Die ungluͤckhaffte frau verzehret ſich mit ſorgen Und tieffer liebesbrunſt: Sie laͤuffet in der ſtadt Wie eine hindin umb/ wenn ſie der jaͤger hat/ Des ſie ſich nicht verſah/ mit einem pfeil geruͤhret In Cretiſchen gepuͤſch/ den ſie gehefftet ſpuͤret In ihrer bruſt; Sie laufft erbaͤrmlicher geſtalt Und klaͤglichen geſchrey durch hecken/ puͤſch und wald. Das toͤdliche geſchoß bleibt in der ſeite hangen: So trieb die Dido auch ihr brennendes verlangen: Bald fuͤhret ſie mit ſich Eneam durch die ſtadt Und zeigt ihm ihren ſchatz/ den ſie von Sidon hat Anheim mit ſich gebracht. Sie zeiget ihm darneben Die wolbeſtellte ſtadt/ und da ſie wil anheben Zu reden/ haͤlt ſie ſtill/ und daͤmpffet ſtracks ihr wort/ Bald da es abend wird/ da wil ſie gehen fort Und richten zu ein mahl/ begehrt noch einſt zu hoͤren Der Troer untergang und ſchreckliches zerſtoͤren/ Die naͤrriſche frau ligt ihm an halſ/ er ſol die maͤhr Auffs neue wiederumb erzehlen ohn beſchwer. Denn als ſie waren nun von Imbiß weg gegangen Und das gehoͤrnte liecht der monden war befangen Mit dicker dunckelheit und jeder ging zur ruh/ Da brachte ſie allein die zeit mit wachen zu Sie

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/182>, abgerufen am 05.12.2024.