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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Nach diesem sahe man die zähren hänffig rinnen
Von ihren wangen ab/ als zeichen ihrer sinnen.
O liebe schwester (hebt drauff Anna zu ihr an)
Umb die mirs mehr/ als umb mein leben ist gethan/
Wilt du denn für und für den frühling deiner jugend
Denn wollgestalten leib und wohnhauß schöner tugend
Mit trauren bringen zu/ mit kummer zehren ab/
Dadurch du anders nichts beförderst/ als dein grab:
Wilt du der kinderlust/ der Venus liebe gaben
Nicht achten/ noch dein hertz mit schertz nnd spielen laben?
Wie kan dir solche furcht dein abgestorbner mann
Ins hertze drücken ein/ als wärs nicht recht gethan?
Vermeinst du dein gemahl/ für den du bist verborgen/
Der längst begraben ist/ der werde dafür sorgen?
Und ob du ehmals schon/ da noch dein schmertzen neu/
Viel freyer schlugest aus und trugest ihrer scheu;
Daß auch Jarbas selbst und andre tapffre leute/
Die da in Africa erworben sieg und beute
Dich kunten lencken nicht zu ihren liebs gewerb;
Wilst du denn über das noch seyn so hart und herb/
Daß du wilst der gestalt der liebe wiederstreiten/
Die dir mit holdergunst nach geht auff allen seiten?
Gedenckst du denn nicht mehr/ bey welchem volck du bist?
Hier sind Getulier/ ein volck/ das streitbar ist/
Und sich nicht zwingen läßt. Hier bist du rings ümbgebe
Von den Numidiern/ die nach gefallen leben
Ohn furcht der obrigkeit. Die Syrt ligt auch nicht weit/
Zu der man sich versehn kan keiner wirthligkeit.
An
Das Vierdte Buch.
Nach dieſem ſahe man die zaͤhren haͤnffig rinnen
Von ihren wangen ab/ als zeichen ihrer ſinnen.
O liebe ſchweſter (hebt drauff Anna zu ihr an)
Umb die mirs mehr/ als umb mein leben iſt gethan/
Wilt du denn fuͤr und fuͤr den fruͤhling deiner jugend
Denn wollgeſtalten leib und wohnhauß ſchoͤner tugend
Mit trauren bringen zu/ mit kummer zehren ab/
Dadurch du anders nichts befoͤrderſt/ als dein grab:
Wilt du der kinderluſt/ der Venus liebe gaben
Nicht achten/ noch dein hertz mit ſchertz nnd ſpielen labẽ?
Wie kan dir ſolche furcht dein abgeſtorbner mann
Ins hertze druͤcken ein/ als waͤrs nicht recht gethan?
Vermeinſt du dein gemahl/ fuͤr den du biſt verborgen/
Der laͤngſt begraben iſt/ der werde dafuͤr ſorgen?
Und ob du ehmals ſchon/ da noch dein ſchmertzen neu/
Viel freyer ſchlugeſt aus und trugeſt ihrer ſcheu;
Daß auch Jarbas ſelbſt und andre tapffre leute/
Die da in Africa erworben ſieg und beute
Dich kunten lencken nicht zu ihren liebs gewerb;
Wilſt du denn uͤber das noch ſeyn ſo hart und herb/
Daß du wilſt der geſtalt der liebe wiederſtreiten/
Die dir mit holdergunſt nach geht auff allen ſeiten?
Gedenckſt du denn nicht mehr/ bey welchem volck du biſt?
Hier ſind Getulier/ ein volck/ das ſtreitbar iſt/
Und ſich nicht zwingen laͤßt. Hier biſt du rings uͤmbgebe
Von den Numidiern/ die nach gefallen leben
Ohn furcht der obrigkeit. Die Syrt ligt auch nicht weit/
Zu der man ſich verſehn kan keiner wirthligkeit.
An
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[157/0179] Das Vierdte Buch. Nach dieſem ſahe man die zaͤhren haͤnffig rinnen Von ihren wangen ab/ als zeichen ihrer ſinnen. O liebe ſchweſter (hebt drauff Anna zu ihr an) Umb die mirs mehr/ als umb mein leben iſt gethan/ Wilt du denn fuͤr und fuͤr den fruͤhling deiner jugend Denn wollgeſtalten leib und wohnhauß ſchoͤner tugend Mit trauren bringen zu/ mit kummer zehren ab/ Dadurch du anders nichts befoͤrderſt/ als dein grab: Wilt du der kinderluſt/ der Venus liebe gaben Nicht achten/ noch dein hertz mit ſchertz nnd ſpielen labẽ? Wie kan dir ſolche furcht dein abgeſtorbner mann Ins hertze druͤcken ein/ als waͤrs nicht recht gethan? Vermeinſt du dein gemahl/ fuͤr den du biſt verborgen/ Der laͤngſt begraben iſt/ der werde dafuͤr ſorgen? Und ob du ehmals ſchon/ da noch dein ſchmertzen neu/ Viel freyer ſchlugeſt aus und trugeſt ihrer ſcheu; Daß auch Jarbas ſelbſt und andre tapffre leute/ Die da in Africa erworben ſieg und beute Dich kunten lencken nicht zu ihren liebs gewerb; Wilſt du denn uͤber das noch ſeyn ſo hart und herb/ Daß du wilſt der geſtalt der liebe wiederſtreiten/ Die dir mit holdergunſt nach geht auff allen ſeiten? Gedenckſt du denn nicht mehr/ bey welchem volck du biſt? Hier ſind Getulier/ ein volck/ das ſtreitbar iſt/ Und ſich nicht zwingen laͤßt. Hier biſt du rings uͤmbgebe Von den Numidiern/ die nach gefallen leben Ohn furcht der obrigkeit. Die Syrt ligt auch nicht weit/ Zu der man ſich verſehn kan keiner wirthligkeit. An

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/179>, abgerufen am 05.12.2024.