Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vierdte Buch.
Das Vierdte Buch.
ALlein die königin trug ihre liebessorgen
verwundet längst zuvor im hertzen unverborgen/
Wird von der blinden flamm je mehr und mehr
verzehrt/
Die liebes sucht nimmt zu und wird durch gram genehrt/
Da sie ihr offt und dick des mannes tapffre jugend
Der Ahnen hohen ruhm und heldenreiche tugend
Im sinne bildet für: Sie kan vergessen nicht
Sein höffliches gespräch und holdes angesicht.
Sie dencket fort und fort an seine schöne gaben/
Und kan dafür des nachts nicht ihre ruhe haben.
Das güldne morgenroth vertrieb die feuchte nacht/
Und wurde wiederumb der helle tag gebracht;
Da kan sie nicht/ sie muß ihr leid der schwester klagen/
Die liebe zwinget sie: Drumb hebt sie an zu sagen:
Ach schwester Anna/ wie bin ich durch einen traum
Bestürtzet unvorsehns/ daß ich kan reden kaum.
Was für ein neuer gast ist bey uns angekommen?
Ey was für wunderding hab ich von ihm vernommen!
Wie gieng er doch herein so wohl gestalt und schöne!
Wie majestätisch sah er aus/ wie kunt er gehn!
Wie kunt er tapfferlich von krieg und tugend reden/
Von mancherley gefahr/ von Trojens fried und vheder
mein wahn betreugt mich nit/ ich achts für wahr und recht
Daß er entsprossen sey von göttlichem geschlecht:
Die
Das Vierdte Buch.
Das Vierdte Buch.
ALlein die koͤnigin trug ihre liebesſorgen
veꝛwundet laͤngſt zuvoꝛ im heꝛtzẽ unveꝛborgẽ/
Wird von der blindẽ flam̃ je mehr und mehr
verzehrt/
Die liebes ſucht nimmt zu und wird durch gram genehrt/
Da ſie ihr offt und dick des mannes tapffre jugend
Der Ahnen hohen ruhm und heldenreiche tugend
Im ſinne bildet fuͤr: Sie kan vergeſſen nicht
Sein hoͤffliches geſpraͤch und holdes angeſicht.
Sie dencket fort und fort an ſeine ſchoͤne gaben/
Und kan dafuͤr des nachts nicht ihre ruhe haben.
Das guͤldne morgenroth vertrieb die feuchte nacht/
Und wurde wiederumb der helle tag gebracht;
Da kan ſie nicht/ ſie muß ihr leid der ſchweſter klagen/
Die liebe zwinget ſie: Drumb hebt ſie an zu ſagen:
Ach ſchweſter Anna/ wie bin ich durch einen traum
Beſtuͤrtzet unvorſehns/ daß ich kan reden kaum.
Was fuͤr ein neuer gaſt iſt bey uns angekommen?
Ey was fuͤr wunderding hab ich von ihm vernommen!
Wie gieng er doch herein ſo wohl geſtalt und ſchoͤne!
Wie majeſtaͤtiſch ſah er aus/ wie kunt er gehn!
Wie kunt er tapfferlich von krieg und tugend reden/
Von mancherley gefahr/ von Trojens fried und vheder
mein wahn betꝛeugt mich nit/ ich achts fuͤꝛ wahꝛ uñ ꝛecht
Daß er entſproſſen ſey von goͤttlichem geſchlecht:
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0177" n="155"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Vierdte Buch.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das Vierdte Buch.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">A</hi>Llein die ko&#x0364;nigin trug ihre liebes&#x017F;orgen</l><lb/>
          <l>ve&#xA75B;wundet la&#x0364;ng&#x017F;t zuvo&#xA75B; im he&#xA75B;tze&#x0303; unve&#xA75B;borge&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Wird von der blinde&#x0303; flam&#x0303; je mehr und mehr</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">verzehrt/</hi> </l><lb/>
          <l>Die liebes &#x017F;ucht nimmt zu und wird durch gram genehrt/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie ihr offt und dick des mannes tapffre jugend</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er Ahnen hohen ruhm und heldenreiche tugend</l><lb/>
          <l>Im &#x017F;inne bildet fu&#x0364;r: Sie kan verge&#x017F;&#x017F;en nicht</l><lb/>
          <l>Sein ho&#x0364;ffliches ge&#x017F;pra&#x0364;ch und holdes ange&#x017F;icht.</l><lb/>
          <l>Sie dencket fort und fort an &#x017F;eine &#x017F;cho&#x0364;ne gaben/</l><lb/>
          <l>Und kan dafu&#x0364;r des nachts nicht ihre ruhe haben.</l><lb/>
          <l>Das gu&#x0364;ldne morgenroth vertrieb die feuchte nacht/</l><lb/>
          <l>Und wurde wiederumb der helle tag gebracht<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Da kan &#x017F;ie nicht/ &#x017F;ie muß ihr leid der &#x017F;chwe&#x017F;ter klagen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie liebe zwinget &#x017F;ie: Drumb hebt &#x017F;ie an zu &#x017F;agen:</l><lb/>
          <l>Ach &#x017F;chwe&#x017F;ter Anna/ wie bin ich durch einen traum</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;tu&#x0364;rtzet unvor&#x017F;ehns/ daß ich kan reden kaum.</l><lb/>
          <l>Was fu&#x0364;r ein neuer ga&#x017F;t i&#x017F;t bey uns angekommen?</l><lb/>
          <l>Ey was fu&#x0364;r wunderding hab ich von ihm vernommen!</l><lb/>
          <l>Wie gieng er doch herein &#x017F;o wohl ge&#x017F;talt und &#x017F;cho&#x0364;ne!</l><lb/>
          <l>Wie maje&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;ch &#x017F;ah er aus/ wie kunt er gehn<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>Wie kunt er tapfferlich von krieg und tugend reden/</l><lb/>
          <l>Von mancherley gefahr/ von Trojens fried und vheder</l><lb/>
          <l>mein wahn bet&#xA75B;eugt mich nit/ ich achts fu&#x0364;&#xA75B; wah&#xA75B; un&#x0303; &#xA75B;echt</l><lb/>
          <l>Daß er ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey von go&#x0364;ttlichem ge&#x017F;chlecht<hi rendition="#i">:</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0177] Das Vierdte Buch. Das Vierdte Buch. ALlein die koͤnigin trug ihre liebesſorgen veꝛwundet laͤngſt zuvoꝛ im heꝛtzẽ unveꝛborgẽ/ Wird von der blindẽ flam̃ je mehr und mehr verzehrt/ Die liebes ſucht nimmt zu und wird durch gram genehrt/ Da ſie ihr offt und dick des mannes tapffre jugend Der Ahnen hohen ruhm und heldenreiche tugend Im ſinne bildet fuͤr: Sie kan vergeſſen nicht Sein hoͤffliches geſpraͤch und holdes angeſicht. Sie dencket fort und fort an ſeine ſchoͤne gaben/ Und kan dafuͤr des nachts nicht ihre ruhe haben. Das guͤldne morgenroth vertrieb die feuchte nacht/ Und wurde wiederumb der helle tag gebracht; Da kan ſie nicht/ ſie muß ihr leid der ſchweſter klagen/ Die liebe zwinget ſie: Drumb hebt ſie an zu ſagen: Ach ſchweſter Anna/ wie bin ich durch einen traum Beſtuͤrtzet unvorſehns/ daß ich kan reden kaum. Was fuͤr ein neuer gaſt iſt bey uns angekommen? Ey was fuͤr wunderding hab ich von ihm vernommen! Wie gieng er doch herein ſo wohl geſtalt und ſchoͤne! Wie majeſtaͤtiſch ſah er aus/ wie kunt er gehn! Wie kunt er tapfferlich von krieg und tugend reden/ Von mancherley gefahr/ von Trojens fried und vheder mein wahn betꝛeugt mich nit/ ich achts fuͤꝛ wahꝛ uñ ꝛecht Daß er entſproſſen ſey von goͤttlichem geſchlecht: Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/177
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/177>, abgerufen am 05.12.2024.