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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Er wäre dir itzt gleich am alter/ zarter blüthe/
An leibes grösse/ stand und freudigen gemüthe.
Als sie sich letzten so/ legt ich den wuntsch gleich ab/
Und jeglichem mit hertz und sinn die hände gab.
Ich muste mildiglich zu weinen noch anfangen/
Und sagte noch zu letzt mit hertzlichem verlangen:
Lebt selig allesampt/ die ihr eur ungelück/
Wie hart es immer war/ geleget häbt zu rück.
Wir aber müssen noch von einem ort zum andern
Mit grosser fährligkeit/ mit noth und jammer wandern:
Ihr habt nun gute ruh/ und dörfft nicht mit beschwer
Und vielen ungemach durch ziehn das wilde meer/
Noch Welschland suchen so/ nach dem wir lange streben
Und langsam kommen hin/ immittelst aber schweben
In noth und dürfftigkeit. Ihr habet Troja nun
Und Xanth dem alten gleich/ ihr könnet nun wol ruhn/
Ihr habt sie selbst erbaut (Gott geb mit besserm glücke
Daß sie der Griechen list euch nicht von händen rücke)
Ist mir das glück geneigt/ daß ich Italien/
Das mir und meinem stamm gegeben ist/ kan sehn/
Und nach gebauter stadt erwüntschte ruhe finden/
So wollen wir uns dann zusammen fein verbinden
Mit gutem fried und recht und gleichen freundschafft band
Weil unsre stadt und volck zusammen ist verwand.
Cpeir das liget ja Italien zur seite;
Wir sind aus einem stamm/ wir sind aus einem streite
Und krieg gekommen her: Und diese sitt und brauch
Sol unseres geschlecht inkünfftig halten auch.
Drauff
Das Dritte Buch.
Er waͤre dir itzt gleich am alter/ zarter bluͤthe/
An leibes groͤſſe/ ſtand und freudigen gemuͤthe.
Als ſie ſich letzten ſo/ legt ich den wuntſch gleich ab/
Und jeglichem mit hertz und ſinn die haͤnde gab.
Ich muſte mildiglich zu weinen noch anfangen/
Und ſagte noch zu letzt mit hertzlichem verlangen:
Lebt ſelig alleſampt/ die ihr eur ungeluͤck/
Wie hart es immer war/ geleget haͤbt zu ruͤck.
Wir aber muͤſſen noch von einem ort zum andern
Mit groſſer faͤhrligkeit/ mit noth und jammer wandern:
Ihr habt nun gute ruh/ und doͤrfft nicht mit beſchwer
Und vielen ungemach durch ziehn das wilde meer/
Noch Welſchland ſuchen ſo/ nach dem wir lange ſtreben
Und langſam kommen hin/ immittelſt aber ſchweben
In noth und duͤrfftigkeit. Ihr habet Troja nun
Und Xanth dem alten gleich/ ihr koͤnnet nun wol ruhn/
Ihr habt ſie ſelbſt erbaut (Gott geb mit beſſerm gluͤcke
Daß ſie der Griechen liſt euch nicht von haͤnden ruͤcke)
Iſt mir das gluͤck geneigt/ daß ich Italien/
Das mir und meinem ſtamm gegeben iſt/ kan ſehn/
Und nach gebauter ſtadt erwuͤntſchte ruhe finden/
So wollen wir uns dann zuſammen fein verbinden
Mit gutem fꝛied und ꝛecht und gleichẽ freundſchafft band
Weil unſre ſtadt und volck zuſammen iſt verwand.
Cpeir das liget ja Italien zur ſeite;
Wir ſind aus einem ſtamm/ wir ſind aus einem ſtreite
Und krieg gekommen her: Und dieſe ſitt und brauch
Sol unſeres geſchlecht inkuͤnfftig halten auch.
Drauff
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[140/0162] Das Dritte Buch. Er waͤre dir itzt gleich am alter/ zarter bluͤthe/ An leibes groͤſſe/ ſtand und freudigen gemuͤthe. Als ſie ſich letzten ſo/ legt ich den wuntſch gleich ab/ Und jeglichem mit hertz und ſinn die haͤnde gab. Ich muſte mildiglich zu weinen noch anfangen/ Und ſagte noch zu letzt mit hertzlichem verlangen: Lebt ſelig alleſampt/ die ihr eur ungeluͤck/ Wie hart es immer war/ geleget haͤbt zu ruͤck. Wir aber muͤſſen noch von einem ort zum andern Mit groſſer faͤhrligkeit/ mit noth und jammer wandern: Ihr habt nun gute ruh/ und doͤrfft nicht mit beſchwer Und vielen ungemach durch ziehn das wilde meer/ Noch Welſchland ſuchen ſo/ nach dem wir lange ſtreben Und langſam kommen hin/ immittelſt aber ſchweben In noth und duͤrfftigkeit. Ihr habet Troja nun Und Xanth dem alten gleich/ ihr koͤnnet nun wol ruhn/ Ihr habt ſie ſelbſt erbaut (Gott geb mit beſſerm gluͤcke Daß ſie der Griechen liſt euch nicht von haͤnden ruͤcke) Iſt mir das gluͤck geneigt/ daß ich Italien/ Das mir und meinem ſtamm gegeben iſt/ kan ſehn/ Und nach gebauter ſtadt erwuͤntſchte ruhe finden/ So wollen wir uns dann zuſammen fein verbinden Mit gutem fꝛied und ꝛecht und gleichẽ freundſchafft band Weil unſre ſtadt und volck zuſammen iſt verwand. Cpeir das liget ja Italien zur ſeite; Wir ſind aus einem ſtamm/ wir ſind aus einem ſtreite Und krieg gekommen her: Und dieſe ſitt und brauch Sol unſeres geſchlecht inkuͤnfftig halten auch. Drauff

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/162>, abgerufen am 05.12.2024.