Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Dritte Buch.
Da ist mit gantzer macht das meer darzwischen kommen/
Und hat Sicilien von Welschland weggenemmen
Und läufft durch städt und feld/ die abgesondert sind
Vom ufer/ mit gebrauß bald ab bald zu geschwind.
Zween örther sind im meer gefährlich und beschrihen/
Die zu sich manches schiff in tieffen abgrund ziehen:
Die Scylla liget rechts/ Charybd zur lincken hand:
Und diese tobt und braust/ verschlucket fluth und sand
Mit ihrem weiten schlund und krum geführten klüfften/
Bald mengt sie wiederumb die wellen mit den lüfften
Und sprüet gleichsam fast bis ans gestirn hinauff;
Die Scylla aber bleibt und hemmet ihren lauff
In tieffgeschroffter klufft/ erhebt sich mit dem schlunde/
Und zeucht die schiffe hin in klippen und zugrunde;
Theils sieht sie wie ein mensch und schönes jungfräulein/
Theils aber scheinet sie dem meerschwein gleich zu seyn
An ungeheurer größ und vielen wolffes schwäntzen:
Viel sichrer ists gethan/ umbziehen weit die gräntzen
Des vorgebirgs Pachyn/ und bleiben lange stehn
Mit wenig zeit verlust/ als einmal sollen sehn
Diß ungeheure thier/ die Scylla/ ihre klüffte
Und scheußliche gestalt/ die wolffsbeschwantzte hüffte/
Der blauen hund geheul und vieler klippen scheu/
Ja so mir auch verstand und weißheit wohnet bey/
Als der ich hab gelernt die kunst zu propheceyen/
So man nur glauben mir zumisset/ als getreuen/
So nur Apollo noch erfüllet meinen sinn/
Daß ich die warheit weiß/ und ein prophet noch bin:
Will
J 4
Das Dritte Buch.
Da iſt mit gantzer macht das meer darzwiſchen kom̃en/
Und hat Sicilien von Welſchland weggenemmen
Und laͤufft durch ſtaͤdt und feld/ die abgeſondert ſind
Vom ufer/ mit gebrauß bald ab bald zu geſchwind.
Zween oͤrther ſind im meer gefaͤhrlich und beſchrihen/
Die zu ſich manches ſchiff in tieffen abgrund ziehen:
Die Scylla liget rechts/ Charybd zur lincken hand:
Und dieſe tobt und brauſt/ verſchlucket fluth und ſand
Mit ihrem weiten ſchlund und krum gefuͤhrten kluͤfften/
Bald mengt ſie wiederumb die wellen mit den luͤfften
Und ſpruͤet gleichſam faſt bis ans geſtirn hinauff;
Die Scylla aber bleibt und hemmet ihren lauff
In tieffgeſchroffter klufft/ erhebt ſich mit dem ſchlunde/
Und zeucht die ſchiffe hin in klippen und zugrunde;
Theils ſieht ſie wie ein menſch und ſchoͤnes jungfraͤulein/
Theils aber ſcheinet ſie dem meerſchwein gleich zu ſeyn
An ungeheurer groͤß und vielen wolffes ſchwaͤntzen:
Viel ſichrer iſts gethan/ umbziehen weit die graͤntzen
Des vorgebirgs Pachyn/ und bleiben lange ſtehn
Mit wenig zeit verluſt/ als einmal ſollen ſehn
Diß ungeheure thier/ die Scylla/ ihre kluͤffte
Und ſcheußliche geſtalt/ die wolffsbeſchwantzte huͤffte/
Der blauen hund geheul und vieler klippen ſcheu/
Ja ſo mir auch verſtand und weißheit wohnet bey/
Als der ich hab gelernt die kunſt zu propheceyen/
So man nur glauben mir zumiſſet/ als getreuen/
So nur Apollo noch erfuͤllet meinen ſinn/
Daß ich die warheit weiß/ und ein prophet noch bin:
Will
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0157" n="135"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Dritte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Da i&#x017F;t mit gantzer macht das meer darzwi&#x017F;chen kom&#x0303;en/</l><lb/>
          <l>Und hat Sicilien von Wel&#x017F;chland weggenemmen</l><lb/>
          <l>Und la&#x0364;ufft durch &#x017F;ta&#x0364;dt und feld/ die abge&#x017F;ondert &#x017F;ind</l><lb/>
          <l>Vom ufer/ mit gebrauß bald ab bald zu ge&#x017F;chwind.</l><lb/>
          <l>Zween o&#x0364;rther &#x017F;ind im meer gefa&#x0364;hrlich und be&#x017F;chrihen/</l><lb/>
          <l>Die zu &#x017F;ich manches &#x017F;chiff in tieffen abgrund ziehen<hi rendition="#i">:</hi></l><lb/>
          <l>Die Scylla liget rechts/ Charybd zur lincken hand:</l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;e tobt und brau&#x017F;t/ ver&#x017F;chlucket fluth und &#x017F;and</l><lb/>
          <l>Mit ihrem weiten &#x017F;chlund und krum gefu&#x0364;hrten klu&#x0364;fften/</l><lb/>
          <l>Bald mengt &#x017F;ie wiederumb die wellen mit den lu&#x0364;fften</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;pru&#x0364;et gleich&#x017F;am fa&#x017F;t bis ans ge&#x017F;tirn hinauff;</l><lb/>
          <l>Die Scylla aber bleibt und hemmet ihren lauff</l><lb/>
          <l>In tieffge&#x017F;chroffter klufft/ erhebt &#x017F;ich mit dem &#x017F;chlunde/</l><lb/>
          <l>Und zeucht die &#x017F;chiffe hin in klippen und zugrunde<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Theils &#x017F;ieht &#x017F;ie wie ein men&#x017F;ch und &#x017F;cho&#x0364;nes jungfra&#x0364;ulein/</l><lb/>
          <l>Theils aber &#x017F;cheinet &#x017F;ie dem meer&#x017F;chwein gleich zu &#x017F;eyn</l><lb/>
          <l>An ungeheurer gro&#x0364;ß und vielen wolffes &#x017F;chwa&#x0364;ntzen:</l><lb/>
          <l>Viel &#x017F;ichrer i&#x017F;ts gethan/ umbziehen weit die gra&#x0364;ntzen</l><lb/>
          <l>Des vorgebirgs Pachyn/ und bleiben lange &#x017F;tehn</l><lb/>
          <l>Mit wenig zeit verlu&#x017F;t/ als einmal &#x017F;ollen &#x017F;ehn</l><lb/>
          <l>Diß ungeheure thier/ die Scylla/ ihre klu&#x0364;ffte</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;cheußliche ge&#x017F;talt/ die wolffsbe&#x017F;chwantzte hu&#x0364;ffte/</l><lb/>
          <l>Der blauen hund geheul und vieler klippen &#x017F;cheu/</l><lb/>
          <l>Ja &#x017F;o mir auch ver&#x017F;tand und weißheit wohnet bey/</l><lb/>
          <l>Als der ich hab gelernt die kun&#x017F;t zu propheceyen/</l><lb/>
          <l>So man nur glauben mir zumi&#x017F;&#x017F;et/ als getreuen/</l><lb/>
          <l>So nur Apollo noch erfu&#x0364;llet meinen &#x017F;inn/</l><lb/>
          <l>Daß ich die warheit weiß/ und ein prophet noch bin:</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Will</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0157] Das Dritte Buch. Da iſt mit gantzer macht das meer darzwiſchen kom̃en/ Und hat Sicilien von Welſchland weggenemmen Und laͤufft durch ſtaͤdt und feld/ die abgeſondert ſind Vom ufer/ mit gebrauß bald ab bald zu geſchwind. Zween oͤrther ſind im meer gefaͤhrlich und beſchrihen/ Die zu ſich manches ſchiff in tieffen abgrund ziehen: Die Scylla liget rechts/ Charybd zur lincken hand: Und dieſe tobt und brauſt/ verſchlucket fluth und ſand Mit ihrem weiten ſchlund und krum gefuͤhrten kluͤfften/ Bald mengt ſie wiederumb die wellen mit den luͤfften Und ſpruͤet gleichſam faſt bis ans geſtirn hinauff; Die Scylla aber bleibt und hemmet ihren lauff In tieffgeſchroffter klufft/ erhebt ſich mit dem ſchlunde/ Und zeucht die ſchiffe hin in klippen und zugrunde; Theils ſieht ſie wie ein menſch und ſchoͤnes jungfraͤulein/ Theils aber ſcheinet ſie dem meerſchwein gleich zu ſeyn An ungeheurer groͤß und vielen wolffes ſchwaͤntzen: Viel ſichrer iſts gethan/ umbziehen weit die graͤntzen Des vorgebirgs Pachyn/ und bleiben lange ſtehn Mit wenig zeit verluſt/ als einmal ſollen ſehn Diß ungeheure thier/ die Scylla/ ihre kluͤffte Und ſcheußliche geſtalt/ die wolffsbeſchwantzte huͤffte/ Der blauen hund geheul und vieler klippen ſcheu/ Ja ſo mir auch verſtand und weißheit wohnet bey/ Als der ich hab gelernt die kunſt zu propheceyen/ So man nur glauben mir zumiſſet/ als getreuen/ So nur Apollo noch erfuͤllet meinen ſinn/ Daß ich die warheit weiß/ und ein prophet noch bin: Will J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/157
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/157>, abgerufen am 05.12.2024.