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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Wil ich/ Enea/ dir für allen dieses sagen/
Was dir am nützlichsten und billig sol behagen/
Und wil dirs noch einmal gebunden haben ein/
Daß dir dasselbige mög unvergessen seyn.
Halt bey der Juno an ohn unterlaß zu beten/
Und bis stets eingedenck mit andern hin zu treten
Für ihre Majestet/ und sing ihr lieder gern
Als einer königin/ die herrschet weit und fern;
Mach dir dieselbige geneigt mit opffergaben;
Wenn du nun diß nach wuntsch so wirst erlanget haben/
Wirst du Sicilien zurücke lassen stehn/
Und nehmen graden weg stracks in Italien.
Wenn du nun bist so weit und dann nach Cumas kommen/
Und von dem see Lucrin/ wie auch Avern vernommen/
Die man mit zittern hört in wäldern brausen sehr/
Da wirst du eine frau mit heiligkeit und ehr
Bekommen zu gesicht/ die hat auch weißheit gaben/
Die pfleget unten an dem felß ihr thun zu haben/
Weissaget vielerley/ schreibt zeichen auff ein blat
Und namen: Und was sie so auffgezeichnet hat
Von liedern allerhand/ das fasset sie in reyhen
Und ordnung füglich ab/ und kan sich drob erfreuen/
Verschleußt in ihre höhl/ da bleibt es unentzückt/
Und niemand ist/ der ihrs von stell und ordnung rückt.
Wo aber nun der wind zerstreuet und verwehet
Die blätter oder laub/ im fall die thür auffgehet/
Bringt sie dieselbigen nicht wieder in die zahl
Und Ordnung/ sondern läßt sie ligen allzumal
Da
Das Dritte Buch.
Wil ich/ Enea/ dir fuͤr allen dieſes ſagen/
Was dir am nuͤtzlichſten und billig ſol behagen/
Und wil dirs noch einmal gebunden haben ein/
Daß dir daſſelbige moͤg unvergeſſen ſeyn.
Halt bey der Juno an ohn unterlaß zu beten/
Und bis ſtets eingedenck mit andern hin zu treten
Fuͤr ihre Majeſtet/ und ſing ihr lieder gern
Als einer koͤnigin/ die herrſchet weit und fern;
Mach dir dieſelbige geneigt mit opffergaben;
Wenn du nun diß nach wuntſch ſo wirſt erlanget haben/
Wirſt du Sicilien zuruͤcke laſſen ſtehn/
Und nehmen graden weg ſtracks in Italien.
Wenn du nun biſt ſo weit und dañ nach Cumas kom̃en/
Und von dem ſee Lucrin/ wie auch Avern vernommen/
Die man mit zittern hoͤrt in waͤldern brauſen ſehr/
Da wirſt du eine frau mit heiligkeit und ehr
Bekommen zu geſicht/ die hat auch weißheit gaben/
Die pfleget unten an dem felß ihr thun zu haben/
Weiſſaget vielerley/ ſchreibt zeichen auff ein blat
Und namen: Und was ſie ſo auffgezeichnet hat
Von liedern allerhand/ das faſſet ſie in reyhen
Und ordnung fuͤglich ab/ und kan ſich drob erfreuen/
Verſchleußt in ihre hoͤhl/ da bleibt es unentzuͤckt/
Und niemand iſt/ der ihrs von ſtell und ordnung ruͤckt.
Wo aber nun der wind zerſtreuet und verwehet
Die blaͤtter oder laub/ im fall die thuͤr auffgehet/
Bringt ſie dieſelbigen nicht wieder in die zahl
Und Ordnung/ ſondern laͤßt ſie ligen allzumal
Da
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[136/0158] Das Dritte Buch. Wil ich/ Enea/ dir fuͤr allen dieſes ſagen/ Was dir am nuͤtzlichſten und billig ſol behagen/ Und wil dirs noch einmal gebunden haben ein/ Daß dir daſſelbige moͤg unvergeſſen ſeyn. Halt bey der Juno an ohn unterlaß zu beten/ Und bis ſtets eingedenck mit andern hin zu treten Fuͤr ihre Majeſtet/ und ſing ihr lieder gern Als einer koͤnigin/ die herrſchet weit und fern; Mach dir dieſelbige geneigt mit opffergaben; Wenn du nun diß nach wuntſch ſo wirſt erlanget haben/ Wirſt du Sicilien zuruͤcke laſſen ſtehn/ Und nehmen graden weg ſtracks in Italien. Wenn du nun biſt ſo weit und dañ nach Cumas kom̃en/ Und von dem ſee Lucrin/ wie auch Avern vernommen/ Die man mit zittern hoͤrt in waͤldern brauſen ſehr/ Da wirſt du eine frau mit heiligkeit und ehr Bekommen zu geſicht/ die hat auch weißheit gaben/ Die pfleget unten an dem felß ihr thun zu haben/ Weiſſaget vielerley/ ſchreibt zeichen auff ein blat Und namen: Und was ſie ſo auffgezeichnet hat Von liedern allerhand/ das faſſet ſie in reyhen Und ordnung fuͤglich ab/ und kan ſich drob erfreuen/ Verſchleußt in ihre hoͤhl/ da bleibt es unentzuͤckt/ Und niemand iſt/ der ihrs von ſtell und ordnung ruͤckt. Wo aber nun der wind zerſtreuet und verwehet Die blaͤtter oder laub/ im fall die thuͤr auffgehet/ Bringt ſie dieſelbigen nicht wieder in die zahl Und Ordnung/ ſondern laͤßt ſie ligen allzumal Da

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/158>, abgerufen am 07.05.2024.