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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Was gäbst du mir für rath/ dem ich nach-muste-leben/
Wenn ich der schwerigkeit und noth mich solt entheben?
Hier schlachtet Helenus den Göttern nach gebühr
Und hergebrachten brauch erst einen fetten stier;
Nach diesem bittet er sie wollens ihm erlauben
Zu machen offenbahr/ und macht die priester hauben
Des heilgen häuptes loß/ und führt mich zum altar
Des Febus bey der hand. Mir aber graute gar
Für furcht und wartung/ was daraus doch wolte werden/
Ließ aber gleichwol mich nichts mercken an geberden:
Hierauff eröffnet er als priester seinen mund
Und sagte her/ nach dem ihm war die sache kund.
Enea (denn ich weiß/ daß du mit Gottes gnade
Zeuchst durch das hohe meer und stehst auff gutem pfade/
Es hat der grosse Gott dein glück in seiner hand/
Der endert unser thun mit ordnung und bestand)
Ich wil aus vielen nur ein weniges dir sagen/
Damit du sicherer durchs meer dich mögest wagen/
Und kommst als werther gast an einen solchen port/
Wie Welschland ist/ da du könnst ruhen fort und fort.
Was hinterstellig ist/ kan ich dich nicht belehren/
Weil mir die Göttinnen des lebens dieses wehren/
Auch Juno selbst verbeut: Erst was Italien
Belanget/ wilst du fast in dieser meinung stehn/
Als leg es nah von hier: Du hast dir für genommen/
Als woltst du ihnen bald mit macht zu halse kommen/
Und weisest doch noch nicht/ was Gott versehen hat;
Der weg erstreckt sich weit; Man reiset früh und spat/
Und
Das Dritte Buch.
Was gaͤbſt du mir fuͤr rath/ dem ich nach-muſte-leben/
Wenn ich der ſchwerigkeit und noth mich ſolt entheben?
Hier ſchlachtet Helenus den Goͤttern nach gebuͤhr
Und hergebrachten brauch erſt einen fetten ſtier;
Nach dieſem bittet er ſie wollens ihm erlauben
Zu machen offenbahr/ und macht die prieſter hauben
Des heilgen haͤuptes loß/ und fuͤhrt mich zum altar
Des Febus bey der hand. Mir aber graute gar
Fuͤr furcht und wartung/ was daraus doch wolte werdẽ/
Ließ aber gleichwol mich nichts mercken an geberden:
Hierauff eroͤffnet er als prieſter ſeinen mund
Und ſagte her/ nach dem ihm war die ſache kund.
Enea (denn ich weiß/ daß du mit Gottes gnade
Zeuchſt durch das hohe meer und ſtehſt auff gutem pfade/
Es hat der groſſe Gott dein gluͤck in ſeiner hand/
Der endert unſer thun mit ordnung und beſtand)
Ich wil aus vielen nur ein weniges dir ſagen/
Damit du ſicherer durchs meer dich moͤgeſt wagen/
Und kommſt als werther gaſt an einen ſolchen port/
Wie Welſchland iſt/ da du koͤnnſt ruhen fort und fort.
Was hinterſtellig iſt/ kan ich dich nicht belehren/
Weil mir die Goͤttinnen des lebens dieſes wehren/
Auch Juno ſelbſt verbeut: Erſt was Italien
Belanget/ wilſt du faſt in dieſer meinung ſtehn/
Als leg es nah von hier: Du haſt dir fuͤr genommen/
Als woltſt du ihnen bald mit macht zu halſe kommen/
Und weiſeſt doch noch nicht/ was Gott verſehen hat;
Der weg erſtreckt ſich weit; Man reiſet fruͤh und ſpat/
Und
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[132/0154] Das Dritte Buch. Was gaͤbſt du mir fuͤr rath/ dem ich nach-muſte-leben/ Wenn ich der ſchwerigkeit und noth mich ſolt entheben? Hier ſchlachtet Helenus den Goͤttern nach gebuͤhr Und hergebrachten brauch erſt einen fetten ſtier; Nach dieſem bittet er ſie wollens ihm erlauben Zu machen offenbahr/ und macht die prieſter hauben Des heilgen haͤuptes loß/ und fuͤhrt mich zum altar Des Febus bey der hand. Mir aber graute gar Fuͤr furcht und wartung/ was daraus doch wolte werdẽ/ Ließ aber gleichwol mich nichts mercken an geberden: Hierauff eroͤffnet er als prieſter ſeinen mund Und ſagte her/ nach dem ihm war die ſache kund. Enea (denn ich weiß/ daß du mit Gottes gnade Zeuchſt durch das hohe meer und ſtehſt auff gutem pfade/ Es hat der groſſe Gott dein gluͤck in ſeiner hand/ Der endert unſer thun mit ordnung und beſtand) Ich wil aus vielen nur ein weniges dir ſagen/ Damit du ſicherer durchs meer dich moͤgeſt wagen/ Und kommſt als werther gaſt an einen ſolchen port/ Wie Welſchland iſt/ da du koͤnnſt ruhen fort und fort. Was hinterſtellig iſt/ kan ich dich nicht belehren/ Weil mir die Goͤttinnen des lebens dieſes wehren/ Auch Juno ſelbſt verbeut: Erſt was Italien Belanget/ wilſt du faſt in dieſer meinung ſtehn/ Als leg es nah von hier: Du haſt dir fuͤr genommen/ Als woltſt du ihnen bald mit macht zu halſe kommen/ Und weiſeſt doch noch nicht/ was Gott verſehen hat; Der weg erſtreckt ſich weit; Man reiſet fruͤh und ſpat/ Und

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/154>, abgerufen am 07.05.2024.