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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Mit gntem wein herumb: Man trug herein das essen
In güldnen schüsseln auff/ es wurde nichts vergessen
An ehr und stättligkeit: Wir waren guter ding;
Bis itzt der andre tag mit lust fürüber gieng;
Da rieff uns guter wind der in die segel bliesse/
Der kam von süden her/ und uns bald fahren hiesse:
Da muß ich Helenum zuletzt noch reden an/
Der in wahrsagerey war ein geschickter man:
O Helenus/ der du zu Troja bist gebohren/
Von himmels Göttern selbst zum priesterthum erkohren/
Zu deuten ihren spruch/ zu legen aus den sinn/
Den Febus zuverstehn/ wo er dich weiset hin
Durch seinen lorberbaum und drey fuß/ der du lernest
Der sterne lauff und port und fleißig sie anßkernest/
Verstehest über das des federvolcks geschrey/
Und was aus ihrem flug zu propheceyen sey.
Sag an (denn Febus hat mir glück und wolergehen
Zu meiner reise vor gegeben zuverstehen/
Die Götter haben mir ertheilt auch diesen rath
Nach ihrer macht/ daß ich nach Welschland diesen pfad
Beständig nehme für und nach dem lande zöge/
Das weit und unbekand und gegen abend lege;
Celaeno aber wil die größste räuberin
Mir anders pfeiffen für und schrecken meinen sinn
Von einer hungers noth/ die schrecklich nachzusagen;
Da nemblich wider uns die Götter würden tragen
Gantz unerhörten zorn ) wie könnt ich/ sag/ entgehn/
Wenn einige gefahr mir vor-noch solte-stehn?
Was
J 2
Das Dritte Buch.
Mit gntem wein herumb: Man trug herein das eſſen
In guͤldnen ſchuͤſſeln auff/ es wurde nichts vergeſſen
An ehr und ſtaͤttligkeit: Wir waren guter ding;
Bis itzt der andre tag mit luſt fuͤruͤber gieng;
Da rieff uns guter wind der in die ſegel blieſſe/
Der kam von ſuͤden her/ und uns bald fahren hieſſe:
Da muß ich Helenum zuletzt noch reden an/
Der in wahrſagerey war ein geſchickter man:
O Helenus/ der du zu Troja biſt gebohren/
Von himmels Goͤttern ſelbſt zum prieſterthum erkohren/
Zu deuten ihren ſpruch/ zu legen aus den ſinn/
Den Febus zuverſtehn/ wo er dich weiſet hin
Durch ſeinen lorberbaum und drey fuß/ der du lerneſt
Der ſterne lauff und port und fleißig ſie anßkerneſt/
Verſteheſt uͤber das des federvolcks geſchrey/
Und was aus ihrem flug zu propheceyen ſey.
Sag an (denn Febus hat mir gluͤck und wolergehen
Zu meiner reiſe vor gegeben zuverſtehen/
Die Goͤtter haben mir ertheilt auch dieſen rath
Nach ihrer macht/ daß ich nach Welſchland dieſen pfad
Beſtaͤndig nehme fuͤr und nach dem lande zoͤge/
Das weit und unbekand und gegen abend lege;
Celaeno aber wil die groͤßſte raͤuberin
Mir anders pfeiffen fuͤr und ſchrecken meinen ſinn
Von einer hungers noth/ die ſchrecklich nachzuſagen;
Da nemblich wider uns die Goͤtter wuͤrden tragen
Gantz unerhoͤrten zorn ) wie koͤnnt ich/ ſag/ entgehn/
Wenn einige gefahr mir vor-noch ſolte-ſtehn?
Was
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[131/0153] Das Dritte Buch. Mit gntem wein herumb: Man trug herein das eſſen In guͤldnen ſchuͤſſeln auff/ es wurde nichts vergeſſen An ehr und ſtaͤttligkeit: Wir waren guter ding; Bis itzt der andre tag mit luſt fuͤruͤber gieng; Da rieff uns guter wind der in die ſegel blieſſe/ Der kam von ſuͤden her/ und uns bald fahren hieſſe: Da muß ich Helenum zuletzt noch reden an/ Der in wahrſagerey war ein geſchickter man: O Helenus/ der du zu Troja biſt gebohren/ Von himmels Goͤttern ſelbſt zum prieſterthum erkohren/ Zu deuten ihren ſpruch/ zu legen aus den ſinn/ Den Febus zuverſtehn/ wo er dich weiſet hin Durch ſeinen lorberbaum und drey fuß/ der du lerneſt Der ſterne lauff und port und fleißig ſie anßkerneſt/ Verſteheſt uͤber das des federvolcks geſchrey/ Und was aus ihrem flug zu propheceyen ſey. Sag an (denn Febus hat mir gluͤck und wolergehen Zu meiner reiſe vor gegeben zuverſtehen/ Die Goͤtter haben mir ertheilt auch dieſen rath Nach ihrer macht/ daß ich nach Welſchland dieſen pfad Beſtaͤndig nehme fuͤr und nach dem lande zoͤge/ Das weit und unbekand und gegen abend lege; Celaeno aber wil die groͤßſte raͤuberin Mir anders pfeiffen fuͤr und ſchrecken meinen ſinn Von einer hungers noth/ die ſchrecklich nachzuſagen; Da nemblich wider uns die Goͤtter wuͤrden tragen Gantz unerhoͤrten zorn ) wie koͤnnt ich/ ſag/ entgehn/ Wenn einige gefahr mir vor-noch ſolte-ſtehn? Was J 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/153>, abgerufen am 05.12.2024.