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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Er hat auch dieses schloß/ das man für augen schauet
Auff einem hohen felß/ wie Pergamos/ gebauet.
Mit aber was gelück bist du gekommen her?
Was für ein Gott hat dich geführet auff dem meer;
Was macht der knab Ascan? Er ist ja noch am leben?
Den dir für Trojens fall die Götter haben geben.
Läßt er der mutter tod ihm auch zu hertzen gehn?
Läßt er die tugend auch des vaters an sich sehn?
Denckt er an vetter auch? An Hectors tapffre stinnen?
Lässt er sich reitzen an durch tugendlich beginnen?
Als nun vergebens so durch langen thränen guß
Und klägliches gespräch die liebe zeit verfloß.
Da kömmet aus der stadt der Helenus spatzieret
Mit stattlichem geleit/ der damals da regieret/
Er kennt uns seine freund/ und führet uns mit sich
Er freuet in die stadt und weinet bitterlich
Bey einem jeden wort/ erinnert sich der zeiten
Da Troja stund in glück und groß auff allen seiten?
Ich gehe fort/ beschau die neuerbaute stadt/
Das schloß/ und sehe wie doch alles gleichheit hat
Mit Troja/ kan hiebey den trocknen Xanth erkennen/
denn man Scamander sonst pflegt füglich auch zu nen-
Ich halte mich ans thor und geb ihm einen kuß/ (nen;
Und lege hiermit ab zum denckmal meinen gruß.
Wir werden alle mit in diese stadt genommen/
So viel ihr waren auch zugleich hieher gekommen.
Der könig lud uns ein auff einen weiten saal
Im schlosse mitten drinn; Da ginge manche schal
Mit
Das Dritte Buch.
Er hat auch dieſes ſchloß/ das man fuͤr augen ſchauet
Auff einem hohen felß/ wie Pergamos/ gebauet.
Mit aber was geluͤck biſt du gekommen her?
Was fuͤr ein Gott hat dich gefuͤhret auff dem meer;
Was macht der knab Aſcan? Er iſt ja noch am leben?
Den dir fuͤr Trojens fall die Goͤtter haben geben.
Laͤßt er der mutter tod ihm auch zu hertzen gehn?
Laͤßt er die tugend auch des vaters an ſich ſehn?
Denckt er an vetter auch? An Hectors tapffre ſtinnen?
Laͤſſt er ſich reitzen an durch tugendlich beginnen?
Als nun vergebens ſo durch langen thraͤnen guß
Und klaͤgliches geſpraͤch die liebe zeit verfloß.
Da koͤmmet aus der ſtadt der Helenus ſpatzieret
Mit ſtattlichem geleit/ der damals da regieret/
Er kennt uns ſeine freund/ und fuͤhret uns mit ſich
Er freuet in die ſtadt und weinet bitterlich
Bey einem jeden wort/ erinnert ſich der zeiten
Da Troja ſtund in gluͤck und groß auff allen ſeiten?
Ich gehe fort/ beſchau die neuerbaute ſtadt/
Das ſchloß/ und ſehe wie doch alles gleichheit hat
Mit Troja/ kan hiebey den trocknen Xanth erkennen/
denn man Scamander ſonſt pflegt fuͤglich auch zu nen-
Ich halte mich ans thor und geb ihm einen kuß/ (nen;
Und lege hiermit ab zum denckmal meinen gruß.
Wir werden alle mit in dieſe ſtadt genommen/
So viel ihr waren auch zugleich hieher gekommen.
Der koͤnig lud uns ein auff einen weiten ſaal
Im ſchloſſe mitten drinn; Da ginge manche ſchal
Mit
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[130/0152] Das Dritte Buch. Er hat auch dieſes ſchloß/ das man fuͤr augen ſchauet Auff einem hohen felß/ wie Pergamos/ gebauet. Mit aber was geluͤck biſt du gekommen her? Was fuͤr ein Gott hat dich gefuͤhret auff dem meer; Was macht der knab Aſcan? Er iſt ja noch am leben? Den dir fuͤr Trojens fall die Goͤtter haben geben. Laͤßt er der mutter tod ihm auch zu hertzen gehn? Laͤßt er die tugend auch des vaters an ſich ſehn? Denckt er an vetter auch? An Hectors tapffre ſtinnen? Laͤſſt er ſich reitzen an durch tugendlich beginnen? Als nun vergebens ſo durch langen thraͤnen guß Und klaͤgliches geſpraͤch die liebe zeit verfloß. Da koͤmmet aus der ſtadt der Helenus ſpatzieret Mit ſtattlichem geleit/ der damals da regieret/ Er kennt uns ſeine freund/ und fuͤhret uns mit ſich Er freuet in die ſtadt und weinet bitterlich Bey einem jeden wort/ erinnert ſich der zeiten Da Troja ſtund in gluͤck und groß auff allen ſeiten? Ich gehe fort/ beſchau die neuerbaute ſtadt/ Das ſchloß/ und ſehe wie doch alles gleichheit hat Mit Troja/ kan hiebey den trocknen Xanth erkennen/ denn man Scamander ſonſt pflegt fuͤglich auch zu nen- Ich halte mich ans thor und geb ihm einen kuß/ (nen; Und lege hiermit ab zum denckmal meinen gruß. Wir werden alle mit in dieſe ſtadt genommen/ So viel ihr waren auch zugleich hieher gekommen. Der koͤnig lud uns ein auff einen weiten ſaal Im ſchloſſe mitten drinn; Da ginge manche ſchal Mit

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/152>, abgerufen am 08.05.2024.