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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Wie ist Polyxena so selig doch geworden
Für andern fräuelein in jungfräulichen orden/
Daß ihr zu Troja ist bey des Achillis grab
Von feindlicher gewalt der kopff geschlagen ab!
Man hat nicht/ wie umb mich/ umb sie das loß gespielet/
Man hat nach ihren ruhm der keuschheit nicht gezielet/
Sie hat erfahren nicht des sieg/ feinds grimmigkeit/
Vnd ligen nicht gedorfft mit zwang an seiner seit.
Wir aber/ da uns hauß und hoff war angestecket/
Und durch so manches meer gezogen und getrecket
Ertragen höchstes zwangs des freueln Pyrrhens joch/
Der nachmals lieffe nach der Hermione noch
Und legte sie ihm bey/ mich aber ließ er fahren/
Als die ich muste nur sein haus und hoff verwahren/
Hielt mich für seine magd/ und gab mich seinem knecht
Dem Heleno zur eh. Das hielt er für sein recht.
Orest dacht aber auch die braut an heim zuführen;
Als ihn begunte nun die lieb und zorn zu rühren/
Der sonst getrieben war von leichter büberey
Und wüte/ sieht auff fug/ wie er ihm komme bey.
Da kam ihm bald zur hand gelegenheit im Tempel/
Da selbst erschlug er ihn mit greulichem Exempel
Fürm altar/ da er sich versahe keiner fahr.
Als Pyrrh nun dergestalt umbs leben kommen war;
Ist Heleno ein theil des lands nach recht geblieben/
Der liesse sich das laud Chaoniam belieben
Zu nennen so/ die weils von Chaon kommen ist/
Der ein Trojaner auch gewesen/ wie man list/
Er
J
Das Dritte Buch.
Wie iſt Polyxena ſo ſelig doch geworden
Fuͤr andern fraͤuelein in jungfraͤulichen orden/
Daß ihr zu Troja iſt bey des Achillis grab
Von feindlicher gewalt der kopff geſchlagen ab!
Man hat nicht/ wie umb mich/ umb ſie das loß geſpielet/
Man hat nach ihren ruhm der keuſchheit nicht gezielet/
Sie hat erfahren nicht des ſieg/ feinds grimmigkeit/
Vnd ligen nicht gedorfft mit zwang an ſeiner ſeit.
Wir aber/ da uns hauß und hoff war angeſtecket/
Und durch ſo manches meer gezogen und getrecket
Ertragen hoͤchſtes zwangs des freueln Pyrrhens joch/
Der nachmals lieffe nach der Hermione noch
Und legte ſie ihm bey/ mich aber ließ er fahren/
Als die ich muſte nur ſein haus und hoff verwahren/
Hielt mich fuͤr ſeine magd/ und gab mich ſeinem knecht
Dem Heleno zur eh. Das hielt er fuͤr ſein recht.
Oreſt dacht aber auch die braut an heim zufuͤhren;
Als ihn begunte nun die lieb und zorn zu ruͤhren/
Der ſonſt getrieben war von leichter buͤberey
Und wuͤte/ ſieht auff fug/ wie er ihm komme bey.
Da kam ihm bald zur hand gelegenheit im Tempel/
Da ſelbſt erſchlug er ihn mit greulichem Exempel
Fuͤrm altar/ da er ſich verſahe keiner fahr.
Als Pyrrh nun dergeſtalt umbs leben kommen war;
Iſt Heleno ein theil des lands nach recht geblieben/
Der lieſſe ſich das laud Chaoniam belieben
Zu nennen ſo/ die weils von Chaon kommen iſt/
Der ein Trojaner auch geweſen/ wie man liſt/
Er
J
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[129/0151] Das Dritte Buch. Wie iſt Polyxena ſo ſelig doch geworden Fuͤr andern fraͤuelein in jungfraͤulichen orden/ Daß ihr zu Troja iſt bey des Achillis grab Von feindlicher gewalt der kopff geſchlagen ab! Man hat nicht/ wie umb mich/ umb ſie das loß geſpielet/ Man hat nach ihren ruhm der keuſchheit nicht gezielet/ Sie hat erfahren nicht des ſieg/ feinds grimmigkeit/ Vnd ligen nicht gedorfft mit zwang an ſeiner ſeit. Wir aber/ da uns hauß und hoff war angeſtecket/ Und durch ſo manches meer gezogen und getrecket Ertragen hoͤchſtes zwangs des freueln Pyrrhens joch/ Der nachmals lieffe nach der Hermione noch Und legte ſie ihm bey/ mich aber ließ er fahren/ Als die ich muſte nur ſein haus und hoff verwahren/ Hielt mich fuͤr ſeine magd/ und gab mich ſeinem knecht Dem Heleno zur eh. Das hielt er fuͤr ſein recht. Oreſt dacht aber auch die braut an heim zufuͤhren; Als ihn begunte nun die lieb und zorn zu ruͤhren/ Der ſonſt getrieben war von leichter buͤberey Und wuͤte/ ſieht auff fug/ wie er ihm komme bey. Da kam ihm bald zur hand gelegenheit im Tempel/ Da ſelbſt erſchlug er ihn mit greulichem Exempel Fuͤrm altar/ da er ſich verſahe keiner fahr. Als Pyrrh nun dergeſtalt umbs leben kommen war; Iſt Heleno ein theil des lands nach recht geblieben/ Der lieſſe ſich das laud Chaoniam belieben Zu nennen ſo/ die weils von Chaon kommen iſt/ Der ein Trojaner auch geweſen/ wie man liſt/ Er J

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/151>, abgerufen am 08.05.2024.