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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Da unser bleiben ist: Daher ist Jas kommen
Und könig Dardanus/ von welchen wir genommen
Den ursprung unsers stamms. Wolan/ steh auf zur stund/
Und mache diese mähr dem alten vater kund;
Sag wolgemuth/ er sol sich hierob nicht bedencken
Viel minder seinen sinn vom zweifel lassen kräncken;
Frag nach der stadt Corit und land Italien/
Zevs läßt dir Creta nicht zur wohnung offen stehn.
Als mir nun dies gesicht und stimme schrecken brachte
(Denn damals schlieff ich nicht/ ich lage nur und dachte/
Und ließ bedüncken mich gestalt und haupt zu sehn
Und sichtiglich für mir der Troer Götter stehn/
Es rann ein kalter schweiß von meinem gantzen leibe)
Raff ich mich aus dem bett und länger da nicht bleibe/
Heb beyde hände mit gebät zum himmel hin/
Und opffre meine gab mit unbeflecktem sinn
Nach nöthigen gebrauch/ erfreut vollkomner ehre
Der heilgen opfferung: den vater ich belehre/
Was sich begeben hat/ erzehl ihn nach der reyh
Den handel/ er kömmt drauff/ und findet sich/ daß zwey
Der kind- und eltern seyn: Er habe drumb geirret/
Weil Teucer kommen war von Creta und verwirret
Fast hette seinen sinn. Drauff redet er mich an:
Mein sohn/ der übel du zu Troja warest dran/
Da sie zerstöret wurd/ der du viel hast erduldet:
Cassandra hat diß nur verursacht und verschuldet/
Daß ich geirret hab/ sie propheceyte mir/
Es würde kommen so/ wie ich euch zeigte hier.
Nun
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Das Dritte Buch.
Da unſer bleiben iſt: Daher iſt Jas kommen
Und koͤnig Dardanus/ von welchen wir genommen
Den urſprung unſers ſtam̃s. Wolan/ ſteh auf zur ſtund/
Und mache dieſe maͤhr dem alten vater kund;
Sag wolgemuth/ er ſol ſich hierob nicht bedencken
Viel minder ſeinen ſinn vom zweifel laſſen kraͤncken;
Frag nach der ſtadt Corit und land Italien/
Zevs laͤßt dir Creta nicht zur wohnung offen ſtehn.
Als mir nun dieſ geſicht und ſtimme ſchrecken brachte
(Denn damals ſchlieff ich nicht/ ich lage nur und dachte/
Und ließ beduͤncken mich geſtalt und haupt zu ſehn
Und ſichtiglich fuͤr mir der Troer Goͤtter ſtehn/
Es rann ein kalter ſchweiß von meinem gantzen leibe)
Raff ich mich aus dem bett und laͤnger da nicht bleibe/
Heb beyde haͤnde mit gebaͤt zum himmel hin/
Und opffre meine gab mit unbeflecktem ſinn
Nach noͤthigen gebrauch/ erfreut vollkomner ehre
Der heilgen opfferung: den vater ich belehre/
Was ſich begeben hat/ erzehl ihn nach der reyh
Den handel/ er koͤmmt drauff/ und findet ſich/ daß zwey
Der kind- und eltern ſeyn: Er habe drumb geirret/
Weil Teucer kommen war von Creta und verwirret
Faſt hette ſeinen ſinn. Drauff redet er mich an:
Mein ſohn/ der uͤbel du zu Troja wareſt dran/
Da ſie zerſtoͤret wurd/ der du viel haſt erduldet:
Caſſandra hat diß nur verurſacht und verſchuldet/
Daß ich geirret hab/ ſie propheceyte mir/
Es wuͤrde kommen ſo/ wie ich euch zeigte hier.
Nun
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[119/0141] Das Dritte Buch. Da unſer bleiben iſt: Daher iſt Jas kommen Und koͤnig Dardanus/ von welchen wir genommen Den urſprung unſers ſtam̃s. Wolan/ ſteh auf zur ſtund/ Und mache dieſe maͤhr dem alten vater kund; Sag wolgemuth/ er ſol ſich hierob nicht bedencken Viel minder ſeinen ſinn vom zweifel laſſen kraͤncken; Frag nach der ſtadt Corit und land Italien/ Zevs laͤßt dir Creta nicht zur wohnung offen ſtehn. Als mir nun dieſ geſicht und ſtimme ſchrecken brachte (Denn damals ſchlieff ich nicht/ ich lage nur und dachte/ Und ließ beduͤncken mich geſtalt und haupt zu ſehn Und ſichtiglich fuͤr mir der Troer Goͤtter ſtehn/ Es rann ein kalter ſchweiß von meinem gantzen leibe) Raff ich mich aus dem bett und laͤnger da nicht bleibe/ Heb beyde haͤnde mit gebaͤt zum himmel hin/ Und opffre meine gab mit unbeflecktem ſinn Nach noͤthigen gebrauch/ erfreut vollkomner ehre Der heilgen opfferung: den vater ich belehre/ Was ſich begeben hat/ erzehl ihn nach der reyh Den handel/ er koͤmmt drauff/ und findet ſich/ daß zwey Der kind- und eltern ſeyn: Er habe drumb geirret/ Weil Teucer kommen war von Creta und verwirret Faſt hette ſeinen ſinn. Drauff redet er mich an: Mein ſohn/ der uͤbel du zu Troja wareſt dran/ Da ſie zerſtoͤret wurd/ der du viel haſt erduldet: Caſſandra hat diß nur verurſacht und verſchuldet/ Daß ich geirret hab/ ſie propheceyte mir/ Es wuͤrde kommen ſo/ wie ich euch zeigte hier. Nun H 4

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/141>, abgerufen am 10.05.2024.