Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Dritte Buch. Mit strahlender gestalt: Da gleich mit vollem scheineDer mon durchs fenster schien und blinckte hell und reine. Nach diesen sprachen sie mir also tröstlich zu; Und stellten mein gemüth zur angenehmen ruh/ Was dir zu Delos kan und wird Apollo sagen/ Das wil er dir durch uns hier haben fürgetragen Aus gutem willen/ schau! Als Troja stund im brand/ Sind wir dir nachgefolgt zu wasser und zu land. Ja wir sind neben dir zu felde mit gezogen/ Und haben dir zu gut dem bösen fürgebogen: Wir eben wollen auch hoch preisen dein geschlecht Und künfftig über Rom regieren schlecht und recht. Bau du nur eine stadt/ die herrlich/ groß und mächtig Den grossen Enckeln ist und düncket nicht verächtig. Merck aber dieses auch/ daß du die müh und schweiß Annehmst zu fliehen weg auff göttliches geheiß. Du mussest weg: Es hat dir Febus nicht befohlen/ Daß du dich deiner ruh hier soltest gantz erhohlen An diesem strand und land. Auch wil Apollo nicht/ Daß Creta sey dein sitz. Nun mercke/ was er spricht: Es ist ein ort/ der von den Griechen wird genennet Das Abendland/ das man noch heutigs tages kennet/ Und heist Italien/ ein gut und streitbar land/ Das von Saturnus noch und Janos ist bekand/ Das die Oenotrier bewohnet erstlich haben/ Dem nachmals/ wie man sagt/ die nach gebornen gaben Den namen Welschland von dem fürsten so genand. Schau! dieser sitz ist uns von Göttern zuerkand/ Da
Das Dritte Buch. Mit ſtrahlender geſtalt: Da gleich mit vollem ſcheineDer mon durchs fenſter ſchien und blinckte hell und reine. Nach dieſen ſprachen ſie mir alſo troͤſtlich zu; Und ſtellten mein gemuͤth zur angenehmen ruh/ Was dir zu Delos kan und wird Apollo ſagen/ Das wil er dir durch uns hier haben fuͤrgetragen Aus gutem willen/ ſchau! Als Troja ſtund im brand/ Sind wir dir nachgefolgt zu waſſer und zu land. Ja wir ſind neben dir zu felde mit gezogen/ Und haben dir zu gut dem boͤſen fuͤrgebogen: Wir eben wollen auch hoch preiſen dein geſchlecht Und kuͤnfftig uͤber Rom regieren ſchlecht und recht. Bau du nur eine ſtadt/ die herrlich/ groß und maͤchtig Den groſſen Enckeln iſt und duͤncket nicht veraͤchtig. Merck aber dieſes auch/ daß du die muͤh und ſchweiß Annehmſt zu fliehen weg auff goͤttliches geheiß. Du muſſeſt weg: Es hat dir Febus nicht befohlen/ Daß du dich deiner ruh hier ſolteſt gantz erhohlen An dieſem ſtrand und land. Auch wil Apollo nicht/ Daß Creta ſey dein ſitz. Nun mercke/ was er ſpricht: Es iſt ein ort/ der von den Griechen wird genennet Das Abendland/ das man noch heutigs tages kennet/ Und heiſt Italien/ ein gut und ſtreitbar land/ Das von Saturnus noch und Janos iſt bekand/ Das die Oenotrier bewohnet erſtlich haben/ Dem nachmals/ wie man ſagt/ die nach gebornen gaben Den namen Welſchland von dem fuͤrſten ſo genand. Schau! dieſer ſitz iſt uns von Goͤttern zuerkand/ Da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0140" n="118"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Dritte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Mit ſtrahlender geſtalt: <hi rendition="#fr">D</hi>a gleich mit vollem ſcheine</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er mon durchs fenſter ſchien und blinckte hell und reine.</l><lb/> <l>Nach dieſen ſprachen ſie mir alſo troͤſtlich zu;</l><lb/> <l>Und ſtellten mein gemuͤth zur angenehmen ruh/</l><lb/> <l>Was dir zu <hi rendition="#fr">D</hi>elos kan und wird Apollo ſagen/</l><lb/> <l>Das wil er dir durch uns hier haben fuͤrgetragen</l><lb/> <l>Aus gutem willen/ ſchau<hi rendition="#i">!</hi> Als Troja ſtund im brand/</l><lb/> <l>Sind wir dir nachgefolgt zu waſſer und zu land.</l><lb/> <l>Ja wir ſind neben dir zu felde mit gezogen/</l><lb/> <l>Und haben dir zu gut dem boͤſen fuͤrgebogen:</l><lb/> <l>Wir eben wollen auch hoch preiſen dein geſchlecht</l><lb/> <l>Und kuͤnfftig uͤber Rom regieren ſchlecht und recht.</l><lb/> <l>Bau du nur eine ſtadt/ die herrlich/ groß und maͤchtig</l><lb/> <l>Den groſſen Enckeln iſt und duͤncket nicht veraͤchtig.</l><lb/> <l>Merck aber dieſes auch/ daß du die muͤh und ſchweiß</l><lb/> <l>Annehmſt zu fliehen weg auff goͤttliches geheiß.</l><lb/> <l>Du muſſeſt weg: Es hat dir Febus nicht befohlen/</l><lb/> <l>Daß du dich deiner ruh hier ſolteſt gantz erhohlen</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>n dieſem ſtrand und land. Auch wil <hi rendition="#fr">A</hi>pollo nicht/</l><lb/> <l>Daß Creta ſey dein ſitz. Nun mercke/ was er ſpricht:</l><lb/> <l>Es iſt ein ort/ der von den Griechen wird genennet</l><lb/> <l>Das Abendland/ das man noch heutigs tages kennet/</l><lb/> <l>Und heiſt Italien/ ein gut und ſtreitbar land/</l><lb/> <l>Das von Saturnus noch und Janos iſt bekand/</l><lb/> <l>Das die Oenotrier bewohnet erſtlich haben/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>em nachmals/ wie man ſagt/ die nach gebornen gaben</l><lb/> <l>Den namen Welſchland von dem fuͤrſten ſo genand.</l><lb/> <l>Schau! dieſer ſitz iſt uns von Goͤttern zuerkand/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [118/0140]
Das Dritte Buch.
Mit ſtrahlender geſtalt: Da gleich mit vollem ſcheine
Der mon durchs fenſter ſchien und blinckte hell und reine.
Nach dieſen ſprachen ſie mir alſo troͤſtlich zu;
Und ſtellten mein gemuͤth zur angenehmen ruh/
Was dir zu Delos kan und wird Apollo ſagen/
Das wil er dir durch uns hier haben fuͤrgetragen
Aus gutem willen/ ſchau! Als Troja ſtund im brand/
Sind wir dir nachgefolgt zu waſſer und zu land.
Ja wir ſind neben dir zu felde mit gezogen/
Und haben dir zu gut dem boͤſen fuͤrgebogen:
Wir eben wollen auch hoch preiſen dein geſchlecht
Und kuͤnfftig uͤber Rom regieren ſchlecht und recht.
Bau du nur eine ſtadt/ die herrlich/ groß und maͤchtig
Den groſſen Enckeln iſt und duͤncket nicht veraͤchtig.
Merck aber dieſes auch/ daß du die muͤh und ſchweiß
Annehmſt zu fliehen weg auff goͤttliches geheiß.
Du muſſeſt weg: Es hat dir Febus nicht befohlen/
Daß du dich deiner ruh hier ſolteſt gantz erhohlen
An dieſem ſtrand und land. Auch wil Apollo nicht/
Daß Creta ſey dein ſitz. Nun mercke/ was er ſpricht:
Es iſt ein ort/ der von den Griechen wird genennet
Das Abendland/ das man noch heutigs tages kennet/
Und heiſt Italien/ ein gut und ſtreitbar land/
Das von Saturnus noch und Janos iſt bekand/
Das die Oenotrier bewohnet erſtlich haben/
Dem nachmals/ wie man ſagt/ die nach gebornen gaben
Den namen Welſchland von dem fuͤrſten ſo genand.
Schau! dieſer ſitz iſt uns von Goͤttern zuerkand/
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/140 |
Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/140>, abgerufen am 16.02.2025. |