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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Es muste Priamus sich auff die fleischbanck strecken/
Und das geheilgte feur mit eignem blut beflecken;
Er hatte funfftzig wol der weiber/ hoffte doch
Von selbigen zusehn mehr kindes kinder noch.
Die kammern waren voll arabisch gold und schätzen
Die balcken stunden schön geziert an allen plätzen
Desselben orts mit schmuck/ mit raube/ zeug und pracht/
Diß alles gienge drauff in dieser bösen nacht.
Und was von feuer ist verschonet etwan worden/
Das hat des feindes grimm nach vielem würg- und morden
Geraubt und weggeführt. So aber du bericht
Von königs tod begehrst/ wil ich dirs bergen nicht.
Als er sieht/ daß die stadt von feinden ist gewonnen/
Verheert/ beraubt/ geschleifft und endlich gar verbrunnen;
Ja daß auch mitten drinn in schloß der feind regiert/
Legt er die waffen ümb die schultern/ die man spürt
Wie sie für alterthum/ nicht kalter furcht/ erbeben!
Ist aber alls umbsonst: Er kan das werck nicht heben/
Er ist kein kriegsman mehr/ der waffen längst entwehnt/
Nur daß er gleichwol sich zu wehren etwas sehnt:
Er zeucht die rüstung an/ verweget sich zu sterben/
Wil setzen an den feind/ ein lob noch zu erwerben.
Es stund in blosser lufft im hoff ein groß altar;
Darbey ein lorberbaum von hohem alter war.
Er gienge hoch herfür/ sein dicker schatten deckte
Das gantze schloß herumb/ so weit der hoff sich streckte;
Da läufft die Hecuba mit ihren töchtern hin
Vergebens! zum altar mit hoch bestürtztem sinn.
In
Das Andere Buch.
Es muſte Priamus ſich auff die fleiſchbanck ſtrecken/
Und das geheilgte feur mit eignem blut beflecken;
Er hatte funfftzig wol der weiber/ hoffte doch
Von ſelbigen zuſehn mehr kindes kinder noch.
Die kammern waren voll arabiſch gold und ſchaͤtzen
Die balcken ſtunden ſchoͤn geziert an allen plaͤtzen
Deſſelben orts mit ſchmuck/ mit raube/ zeug und pracht/
Diß alles gienge drauff in dieſer boͤſen nacht.
Und was von feuer iſt verſchonet etwan worden/
Das hat des feindes grim̃ nach vielem wuͤrg- und morden
Geraubt und weggefuͤhrt. So aber du bericht
Von koͤnigs tod begehrſt/ wil ich dirs bergen nicht.
Als er ſieht/ daß die ſtadt von feinden iſt gewonnen/
Verheert/ beraubt/ geſchleifft und endlich gar verbrunnẽ;
Ja daß auch mitten drinn in ſchloß der feind regiert/
Legt er die waffen uͤmb die ſchultern/ die man ſpuͤrt
Wie ſie fuͤr alterthum/ nicht kalter furcht/ erbeben!
Iſt aber alls umbſonſt: Er kan das werck nicht heben/
Eꝛ iſt kein kꝛiegsman mehr/ der waffen laͤngſt entwehnt/
Nur daß er gleichwol ſich zu wehren etwas ſehnt:
Er zeucht die ruͤſtung an/ verweget ſich zu ſterben/
Wil ſetzen an den feind/ ein lob noch zu erwerben.
Es ſtund in bloſſer lufft im hoff ein groß altar;
Darbey ein lorberbaum von hohem alter war.
Er gienge hoch herfuͤr/ ſein dicker ſchatten deckte
Das gantze ſchloß herumb/ ſo weit der hoff ſich ſtreckte;
Da laͤufft die Hecuba mit ihren toͤchtern hin
Vergebens! zum altar mit hoch beſtuͤrtztem ſinn.
In
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[89/0111] Das Andere Buch. Es muſte Priamus ſich auff die fleiſchbanck ſtrecken/ Und das geheilgte feur mit eignem blut beflecken; Er hatte funfftzig wol der weiber/ hoffte doch Von ſelbigen zuſehn mehr kindes kinder noch. Die kammern waren voll arabiſch gold und ſchaͤtzen Die balcken ſtunden ſchoͤn geziert an allen plaͤtzen Deſſelben orts mit ſchmuck/ mit raube/ zeug und pracht/ Diß alles gienge drauff in dieſer boͤſen nacht. Und was von feuer iſt verſchonet etwan worden/ Das hat des feindes grim̃ nach vielem wuͤrg- und morden Geraubt und weggefuͤhrt. So aber du bericht Von koͤnigs tod begehrſt/ wil ich dirs bergen nicht. Als er ſieht/ daß die ſtadt von feinden iſt gewonnen/ Verheert/ beraubt/ geſchleifft und endlich gar verbrunnẽ; Ja daß auch mitten drinn in ſchloß der feind regiert/ Legt er die waffen uͤmb die ſchultern/ die man ſpuͤrt Wie ſie fuͤr alterthum/ nicht kalter furcht/ erbeben! Iſt aber alls umbſonſt: Er kan das werck nicht heben/ Eꝛ iſt kein kꝛiegsman mehr/ der waffen laͤngſt entwehnt/ Nur daß er gleichwol ſich zu wehren etwas ſehnt: Er zeucht die ruͤſtung an/ verweget ſich zu ſterben/ Wil ſetzen an den feind/ ein lob noch zu erwerben. Es ſtund in bloſſer lufft im hoff ein groß altar; Darbey ein lorberbaum von hohem alter war. Er gienge hoch herfuͤr/ ſein dicker ſchatten deckte Das gantze ſchloß herumb/ ſo weit der hoff ſich ſtreckte; Da laͤufft die Hecuba mit ihren toͤchtern hin Vergebens! zum altar mit hoch beſtuͤrtztem ſinn. In

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/111>, abgerufen am 24.11.2024.