Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch.
Androgeos kömmt uns von Griechen erst entgegen/
hält uns für freundes volck/ und wil zum streit uns regen:
Ihr brüder saget er/ fort fort/ was zaudert ihr?
Die andern tragen weg das gantze Troja schier:
Ein jeder siehet nur/ wie er sich kan beraffen;
Ihr aber kommet erst vom meer/ und wolt noch gaffen.
Als sie ihm gaben nun kühl antwort und bescheid/
Da wurd ihn also bald sein toller fürwitz leid
Und kunte mercken leicht/ daß es die feinde waren:
Er wird bestürtzt und läßt kein einig wort mehr fahren/
Zeucht maul und fuß zu rück/ gleich einem/ welcher tritt
Auff eine schlang im strauch mit unversehnem schritt.
Und wenn ers wird gewar/ zu rücke plötzlich fliehet/
Die er/ wie sie mit zorn und gifft auffschwillet/ siehet/
So/ als Androgeos sich unter feinden sieht/
Kömmt ihn entsetzen an/ daß er zurücke flieht.
Wir dringen auff sie zu und sind auff allen seiten
Mit feindes volck ümringt; Da geht erst an das streiten;
Theils feinde wissen nicht des orts Gelegenheit/
Theils sind genommen ein mit schnöder furchtsamkeit/
Wir schlagen alles tod. Das glück ist uns gewogen
Bey erst versuchter müh! da kömmet als geflogen
Choraeb aus stoltzem muht und überhebt sich sehr
Des wenigen gelücks. Ihr bruder (saget er)
Laßt uns so unser glück gebrauchen/ weil wir können/
Es zeigt uns diesen weg und wil uns gutes gönnen:
Laßt uns der Griechen schild und wappen nehmen an/
Ich weiß/ es wird der tausch nicht übel seyn gehtan.
Ob
F
Das Andere Buch.
Androgeos koͤmmt uns von Griechen erſt entgegen/
haͤlt uns fuͤr freundes volck/ und wil zum ſtreit uns regẽ:
Ihr bruͤder ſaget er/ fort fort/ was zaudert ihr?
Die andern tragen weg das gantze Troja ſchier:
Ein jeder ſiehet nur/ wie er ſich kan beraffen;
Ihr aber kommet erſt vom meer/ und wolt noch gaffen.
Als ſie ihm gaben nun kuͤhl antwort und beſcheid/
Da wurd ihn alſo bald ſein toller fuͤrwitz leid
Und kunte mercken leicht/ daß es die feinde waren:
Er wird beſtuͤrtzt und laͤßt kein einig wort mehr fahren/
Zeucht maul und fuß zu ruͤck/ gleich einem/ welcher tritt
Auff eine ſchlang im ſtrauch mit unverſehnem ſchritt.
Und wenn ers wird gewar/ zu ruͤcke ploͤtzlich fliehet/
Die er/ wie ſie mit zorn und gifft auffſchwillet/ ſiehet/
So/ als Androgeos ſich unter feinden ſieht/
Koͤmmt ihn entſetzen an/ daß er zuruͤcke flieht.
Wir dringen auff ſie zu und ſind auff allen ſeiten
Mit feindes volck uͤmringt; Da geht erſt an das ſtreiten;
Theils feinde wiſſen nicht des orts Gelegenheit/
Theils ſind genommen ein mit ſchnoͤder furchtſamkeit/
Wir ſchlagen alles tod. Das gluͤck iſt uns gewogen
Bey erſt verſuchter muͤh! da koͤmmet als geflogen
Choraeb aus ſtoltzem muht und uͤberhebt ſich ſehr
Des wenigen geluͤcks. Ihr bruder (ſaget er)
Laßt uns ſo unſer gluͤck gebrauchen/ weil wir koͤnnen/
Es zeigt uns dieſen weg und wil uns gutes goͤnnen:
Laßt uns der Griechen ſchild und wappen nehmen an/
Ich weiß/ es wird der tauſch nicht uͤbel ſeyn gehtan.
Ob
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0103" n="81"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Andere Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Androgeos ko&#x0364;mmt uns von Griechen er&#x017F;t entgegen/</l><lb/>
          <l>ha&#x0364;lt uns fu&#x0364;r freundes volck/ und wil zum &#x017F;treit uns rege&#x0303;:</l><lb/>
          <l>Ihr bru&#x0364;der &#x017F;aget er/ fort fort/ was zaudert ihr?</l><lb/>
          <l>Die andern tragen weg das gantze Troja &#x017F;chier:</l><lb/>
          <l>Ein jeder &#x017F;iehet nur/ wie er &#x017F;ich kan beraffen;</l><lb/>
          <l>Ihr aber kommet er&#x017F;t vom meer/ und wolt noch gaffen.</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;ie ihm gaben nun ku&#x0364;hl antwort und be&#x017F;cheid/</l><lb/>
          <l>Da wurd ihn al&#x017F;o bald &#x017F;ein toller fu&#x0364;rwitz leid</l><lb/>
          <l>Und kunte mercken leicht/ daß es die feinde waren:</l><lb/>
          <l>Er wird be&#x017F;tu&#x0364;rtzt und la&#x0364;ßt kein einig wort mehr fahren/</l><lb/>
          <l>Zeucht maul und fuß zu ru&#x0364;ck/ gleich einem/ welcher tritt</l><lb/>
          <l>Auff eine &#x017F;chlang im &#x017F;trauch mit unver&#x017F;ehnem &#x017F;chritt.</l><lb/>
          <l>Und wenn ers wird gewar/ zu ru&#x0364;cke plo&#x0364;tzlich fliehet/</l><lb/>
          <l>Die er/ wie &#x017F;ie mit zorn und gifft auff&#x017F;chwillet/ &#x017F;iehet/</l><lb/>
          <l>So/ als Androgeos &#x017F;ich unter feinden &#x017F;ieht/</l><lb/>
          <l>Ko&#x0364;mmt ihn ent&#x017F;etzen an/ daß er zuru&#x0364;cke flieht.</l><lb/>
          <l>Wir dringen auff &#x017F;ie zu und &#x017F;ind auff allen &#x017F;eiten</l><lb/>
          <l>Mit feindes volck u&#x0364;mringt; Da geht er&#x017F;t an das &#x017F;treiten<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Theils feinde wi&#x017F;&#x017F;en nicht des orts Gelegenheit/</l><lb/>
          <l>Theils &#x017F;ind genommen ein mit &#x017F;chno&#x0364;der furcht&#x017F;amkeit/</l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;chlagen alles tod. Das glu&#x0364;ck i&#x017F;t uns gewogen</l><lb/>
          <l>Bey er&#x017F;t ver&#x017F;uchter mu&#x0364;h! da ko&#x0364;mmet als geflogen</l><lb/>
          <l>Choraeb aus &#x017F;toltzem muht und u&#x0364;berhebt &#x017F;ich &#x017F;ehr</l><lb/>
          <l>Des wenigen gelu&#x0364;cks. Ihr bruder (&#x017F;aget er)</l><lb/>
          <l>Laßt uns &#x017F;o un&#x017F;er glu&#x0364;ck gebrauchen/ weil wir ko&#x0364;nnen/</l><lb/>
          <l>Es zeigt uns die&#x017F;en weg und wil uns gutes go&#x0364;nnen:</l><lb/>
          <l>Laßt uns der Griechen &#x017F;child und wappen nehmen an/</l><lb/>
          <l>Ich weiß/ es wird der tau&#x017F;ch nicht u&#x0364;bel &#x017F;eyn gehtan.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0103] Das Andere Buch. Androgeos koͤmmt uns von Griechen erſt entgegen/ haͤlt uns fuͤr freundes volck/ und wil zum ſtreit uns regẽ: Ihr bruͤder ſaget er/ fort fort/ was zaudert ihr? Die andern tragen weg das gantze Troja ſchier: Ein jeder ſiehet nur/ wie er ſich kan beraffen; Ihr aber kommet erſt vom meer/ und wolt noch gaffen. Als ſie ihm gaben nun kuͤhl antwort und beſcheid/ Da wurd ihn alſo bald ſein toller fuͤrwitz leid Und kunte mercken leicht/ daß es die feinde waren: Er wird beſtuͤrtzt und laͤßt kein einig wort mehr fahren/ Zeucht maul und fuß zu ruͤck/ gleich einem/ welcher tritt Auff eine ſchlang im ſtrauch mit unverſehnem ſchritt. Und wenn ers wird gewar/ zu ruͤcke ploͤtzlich fliehet/ Die er/ wie ſie mit zorn und gifft auffſchwillet/ ſiehet/ So/ als Androgeos ſich unter feinden ſieht/ Koͤmmt ihn entſetzen an/ daß er zuruͤcke flieht. Wir dringen auff ſie zu und ſind auff allen ſeiten Mit feindes volck uͤmringt; Da geht erſt an das ſtreiten; Theils feinde wiſſen nicht des orts Gelegenheit/ Theils ſind genommen ein mit ſchnoͤder furchtſamkeit/ Wir ſchlagen alles tod. Das gluͤck iſt uns gewogen Bey erſt verſuchter muͤh! da koͤmmet als geflogen Choraeb aus ſtoltzem muht und uͤberhebt ſich ſehr Des wenigen geluͤcks. Ihr bruder (ſaget er) Laßt uns ſo unſer gluͤck gebrauchen/ weil wir koͤnnen/ Es zeigt uns dieſen weg und wil uns gutes goͤnnen: Laßt uns der Griechen ſchild und wappen nehmen an/ Ich weiß/ es wird der tauſch nicht uͤbel ſeyn gehtan. Ob F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/103
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/103>, abgerufen am 10.05.2024.