Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
Bey der Wiedergenesung.

Ja, so soll und kann mir der genenwärtige
Vorfall auf mein ganzes Leben nützlich seyn. So soll
und kann er mich in dem Glauben an deine Vorse-
hung und Vaterliebe stärken und befestigen, und mich
zu recht christlichen Gesinnungen und zur völligsten Un-
terwerfung unter deine Anordnungen ermuntern.
Amen.



IX.
Bey dem Tode des Vaters oder der Mutter.


Hart, o Gott, ist der Schlag, der mich itzt trifft;
ich bin tief gebeugt und mein Herz ist schmerz-
haft verwundet worden. Es ist geschehen, was ich ge-
fürchtet und in banger Erwartung geahndet habe. Er
(Sie) ist nicht mehr; er (sie) ist zur Ruhe einge-
gangen. Ja, er (sie) ist nun von den Sorgen und
Beschwerlichkeiten dieses Lebens entlastet. Sein (Ihr)
Geist hat die Fesseln zerbrochen und ist frey geworden.
Dieser wirkt nun in einer andern Gegend deines un-
ermeßlichen Reichs mit größerer und uneingeschränk-
terer Thätigkeit. Ihm (Ihr) ist wohl; denn er
(sie) genießet nun die Belohnungen und Seligkeiten, die
du dem Tugendhaften und Frommen verheißen hast;
er (sie) erndtet die Früchte seiner (ihrer) Arbeit, seiner
(ihrer) Treue und Rechtschaffenheit ein.

Aber
Bey der Wiedergeneſung.

Ja, ſo ſoll und kann mir der genenwärtige
Vorfall auf mein ganzes Leben nützlich ſeyn. So ſoll
und kann er mich in dem Glauben an deine Vorſe-
hung und Vaterliebe ſtärken und befeſtigen, und mich
zu recht chriſtlichen Geſinnungen und zur völligſten Un-
terwerfung unter deine Anordnungen ermuntern.
Amen.



IX.
Bey dem Tode des Vaters oder der Mutter.


Hart, o Gott, iſt der Schlag, der mich itzt trifft;
ich bin tief gebeugt und mein Herz iſt ſchmerz-
haft verwundet worden. Es iſt geſchehen, was ich ge-
fürchtet und in banger Erwartung geahndet habe. Er
(Sie) iſt nicht mehr; er (ſie) iſt zur Ruhe einge-
gangen. Ja, er (ſie) iſt nun von den Sorgen und
Beſchwerlichkeiten dieſes Lebens entlaſtet. Sein (Ihr)
Geiſt hat die Feſſeln zerbrochen und iſt frey geworden.
Dieſer wirkt nun in einer andern Gegend deines un-
ermeßlichen Reichs mit größerer und uneingeſchränk-
terer Thätigkeit. Ihm (Ihr) iſt wohl; denn er
(ſie) genießet nun die Belohnungen und Seligkeiten, die
du dem Tugendhaften und Frommen verheißen haſt;
er (ſie) erndtet die Früchte ſeiner (ihrer) Arbeit, ſeiner
(ihrer) Treue und Rechtſchaffenheit ein.

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0056" n="44"/>
        <fw place="top" type="header">Bey der Wiedergene&#x017F;ung.</fw><lb/>
        <p>Ja, &#x017F;o &#x017F;oll und kann mir der genenwärtige<lb/>
Vorfall auf mein ganzes Leben nützlich &#x017F;eyn. So &#x017F;oll<lb/>
und kann er mich in dem Glauben an deine Vor&#x017F;e-<lb/>
hung und Vaterliebe &#x017F;tärken und befe&#x017F;tigen, und mich<lb/>
zu recht chri&#x017F;tlichen Ge&#x017F;innungen und zur völlig&#x017F;ten Un-<lb/>
terwerfung unter deine Anordnungen ermuntern.<lb/>
Amen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="2">
        <head><hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
Bey dem Tode des Vaters oder der Mutter.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>art, o Gott, i&#x017F;t der Schlag, der mich itzt trifft;<lb/>
ich bin tief gebeugt und mein Herz i&#x017F;t &#x017F;chmerz-<lb/>
haft verwundet worden. Es i&#x017F;t ge&#x017F;chehen, was ich ge-<lb/>
fürchtet und in banger Erwartung geahndet habe. Er<lb/>
(Sie) i&#x017F;t nicht mehr; er (&#x017F;ie) i&#x017F;t zur Ruhe einge-<lb/>
gangen. Ja, er (&#x017F;ie) i&#x017F;t nun von den Sorgen und<lb/>
Be&#x017F;chwerlichkeiten die&#x017F;es Lebens entla&#x017F;tet. Sein (Ihr)<lb/>
Gei&#x017F;t hat die Fe&#x017F;&#x017F;eln zerbrochen und i&#x017F;t frey geworden.<lb/>
Die&#x017F;er wirkt nun in einer andern Gegend deines un-<lb/>
ermeßlichen Reichs mit größerer und uneinge&#x017F;chränk-<lb/>
terer Thätigkeit. Ihm (Ihr) i&#x017F;t wohl; denn er<lb/>
(&#x017F;ie) genießet nun die Belohnungen und Seligkeiten, die<lb/>
du dem Tugendhaften und Frommen verheißen ha&#x017F;t;<lb/>
er (&#x017F;ie) erndtet die Früchte &#x017F;einer (ihrer) Arbeit, &#x017F;einer<lb/>
(ihrer) Treue und Recht&#x017F;chaffenheit ein.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0056] Bey der Wiedergeneſung. Ja, ſo ſoll und kann mir der genenwärtige Vorfall auf mein ganzes Leben nützlich ſeyn. So ſoll und kann er mich in dem Glauben an deine Vorſe- hung und Vaterliebe ſtärken und befeſtigen, und mich zu recht chriſtlichen Geſinnungen und zur völligſten Un- terwerfung unter deine Anordnungen ermuntern. Amen. IX. Bey dem Tode des Vaters oder der Mutter. Hart, o Gott, iſt der Schlag, der mich itzt trifft; ich bin tief gebeugt und mein Herz iſt ſchmerz- haft verwundet worden. Es iſt geſchehen, was ich ge- fürchtet und in banger Erwartung geahndet habe. Er (Sie) iſt nicht mehr; er (ſie) iſt zur Ruhe einge- gangen. Ja, er (ſie) iſt nun von den Sorgen und Beſchwerlichkeiten dieſes Lebens entlaſtet. Sein (Ihr) Geiſt hat die Feſſeln zerbrochen und iſt frey geworden. Dieſer wirkt nun in einer andern Gegend deines un- ermeßlichen Reichs mit größerer und uneingeſchränk- terer Thätigkeit. Ihm (Ihr) iſt wohl; denn er (ſie) genießet nun die Belohnungen und Seligkeiten, die du dem Tugendhaften und Frommen verheißen haſt; er (ſie) erndtet die Früchte ſeiner (ihrer) Arbeit, ſeiner (ihrer) Treue und Rechtſchaffenheit ein. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/56
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/56>, abgerufen am 23.06.2024.