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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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Die schwache und kränkliche Matrone.
immer mehr im Geist und in der Wahrheit, durch Ge-
horsam und Tugend verehren und so deines Beyfalls
immer würdiger werden. Amen.



V.
Die schwache und kränkliche Matrone.


Gott, wie vergänglich und hinfällig sind alle unsre
irrdischen Güter und Vorzüge! Wie kurz und
vermischt sind alle unsre Freuden! Wie mühevoll und
flüchtig ist selbst unser Leben! Kaum daß wir dasselbe
recht zu genießen anfangen, kaum daß wir uns selbst
beherrschen und dadurch unsre Glückseligkeit befördern
lernen, so sind wir am Ziele unsrer Laufbahn. Wel-
che traurige, beunruhigende Erscheinung müßte und
würde das für uns seyn, wenn wir uns nicht unsterb-
lich fühlten, wenn wir keine Hoffnung und keine Aus-
sicht für die Zukunft hätten! Welches Glück und
welche Freuden könnten wohl einen Reiz für uns ha-
ben, wenn wir alles im Tode zu verlieren und ohne
Ersatz zu verlieren fürchten müßten! Aber wie vä-
terlich hast du auch hier für uns und für unsre Zufrie-
denheit gesorgt! Du hast uns zu einem immerfort-
dauernden und höhern Leben gebildet und uns von un-
srer Fortdauer auf das deutlichste unterrichtet. Der

Tod

Die ſchwache und kränkliche Matrone.
immer mehr im Geiſt und in der Wahrheit, durch Ge-
horſam und Tugend verehren und ſo deines Beyfalls
immer würdiger werden. Amen.



V.
Die ſchwache und kränkliche Matrone.


Gott, wie vergänglich und hinfällig ſind alle unſre
irrdiſchen Güter und Vorzüge! Wie kurz und
vermiſcht ſind alle unſre Freuden! Wie mühevoll und
flüchtig iſt ſelbſt unſer Leben! Kaum daß wir daſſelbe
recht zu genießen anfangen, kaum daß wir uns ſelbſt
beherrſchen und dadurch unſre Glückſeligkeit befördern
lernen, ſo ſind wir am Ziele unſrer Laufbahn. Wel-
che traurige, beunruhigende Erſcheinung müßte und
würde das für uns ſeyn, wenn wir uns nicht unſterb-
lich fühlten, wenn wir keine Hoffnung und keine Aus-
ſicht für die Zukunft hätten! Welches Glück und
welche Freuden könnten wohl einen Reiz für uns ha-
ben, wenn wir alles im Tode zu verlieren und ohne
Erſatz zu verlieren fürchten müßten! Aber wie vä-
terlich haſt du auch hier für uns und für unſre Zufrie-
denheit geſorgt! Du haſt uns zu einem immerfort-
dauernden und höhern Leben gebildet und uns von un-
ſrer Fortdauer auf das deutlichſte unterrichtet. Der

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[356/0368] Die ſchwache und kränkliche Matrone. immer mehr im Geiſt und in der Wahrheit, durch Ge- horſam und Tugend verehren und ſo deines Beyfalls immer würdiger werden. Amen. V. Die ſchwache und kränkliche Matrone. Gott, wie vergänglich und hinfällig ſind alle unſre irrdiſchen Güter und Vorzüge! Wie kurz und vermiſcht ſind alle unſre Freuden! Wie mühevoll und flüchtig iſt ſelbſt unſer Leben! Kaum daß wir daſſelbe recht zu genießen anfangen, kaum daß wir uns ſelbſt beherrſchen und dadurch unſre Glückſeligkeit befördern lernen, ſo ſind wir am Ziele unſrer Laufbahn. Wel- che traurige, beunruhigende Erſcheinung müßte und würde das für uns ſeyn, wenn wir uns nicht unſterb- lich fühlten, wenn wir keine Hoffnung und keine Aus- ſicht für die Zukunft hätten! Welches Glück und welche Freuden könnten wohl einen Reiz für uns ha- ben, wenn wir alles im Tode zu verlieren und ohne Erſatz zu verlieren fürchten müßten! Aber wie vä- terlich haſt du auch hier für uns und für unſre Zufrie- denheit geſorgt! Du haſt uns zu einem immerfort- dauernden und höhern Leben gebildet und uns von un- ſrer Fortdauer auf das deutlichſte unterrichtet. Der Tod

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/368>, abgerufen am 28.09.2024.