thue, noch so unwissend bin, die ich nur auf den ge- genwärtigen Augenblick rechne, und jede Lust mit Schmerz erkaufen müßte, wenn ich mir und meinen Begierden allein überlassen wäre.
Möchte ich doch recht oft über diese Sache nach- denken, gütigster Gott und Vater! Möchte ich mich oft im Gebete zur Liebe und zum Gehorsam gegen mei- ne Aeltern ermuntern und stärken! Dann, ja dann, werde ich ihnen und dir wohlgefallen; dann werde ich Liebe bey Menschen und bey dir Gnade finden. Amen.
III. Ermunterung zur Lernbegierde.
Gott, du hast dem Menschen Verstand und Ver- nunft gegeben, und ihn dadurch deinem Bilde ähnlich gemacht. Durch Hülfe derseiben kann er die Erde beherrschen und alles auf derselben zu seinem Nutzen und Vergnügen gebrauchen. Durch sie ver- mag er die schwersten Dinge auszurichten, der größten Gewalt zu widerstehen und alle Hindernisse zu besiegen. Vernunft und Verstand sind also der edelste Vorzug, die schönste Zierde, die höchste Würde des Menschen. Sie übertresfen Reichthum, Schönheit, Rang, An- sehen und alle andere äussere Güter. Sie allein ma-
chen
Um Gehorſam gegen die Aeltern.
thue, noch ſo unwiſſend bin, die ich nur auf den ge- genwärtigen Augenblick rechne, und jede Luſt mit Schmerz erkaufen müßte, wenn ich mir und meinen Begierden allein überlaſſen wäre.
Möchte ich doch recht oft über dieſe Sache nach- denken, gütigſter Gott und Vater! Möchte ich mich oft im Gebete zur Liebe und zum Gehorſam gegen mei- ne Aeltern ermuntern und ſtärken! Dann, ja dann, werde ich ihnen und dir wohlgefallen; dann werde ich Liebe bey Menſchen und bey dir Gnade finden. Amen.
III. Ermunterung zur Lernbegierde.
Gott, du haſt dem Menſchen Verſtand und Ver- nunft gegeben, und ihn dadurch deinem Bilde ähnlich gemacht. Durch Hülfe derſeiben kann er die Erde beherrſchen und alles auf derſelben zu ſeinem Nutzen und Vergnügen gebrauchen. Durch ſie ver- mag er die ſchwerſten Dinge auszurichten, der größten Gewalt zu widerſtehen und alle Hinderniſſe zu beſiegen. Vernunft und Verſtand ſind alſo der edelſte Vorzug, die ſchönſte Zierde, die höchſte Würde des Menſchen. Sie übertreſfen Reichthum, Schönheit, Rang, An- ſehen und alle andere äuſſere Güter. Sie allein ma-
chen
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Um Gehorſam gegen die Aeltern.
thue, noch ſo unwiſſend bin, die ich nur auf den ge-
genwärtigen Augenblick rechne, und jede Luſt mit
Schmerz erkaufen müßte, wenn ich mir und meinen
Begierden allein überlaſſen wäre.
Möchte ich doch recht oft über dieſe Sache nach-
denken, gütigſter Gott und Vater! Möchte ich mich
oft im Gebete zur Liebe und zum Gehorſam gegen mei-
ne Aeltern ermuntern und ſtärken! Dann, ja dann,
werde ich ihnen und dir wohlgefallen; dann werde ich
Liebe bey Menſchen und bey dir Gnade finden. Amen.
III.
Ermunterung zur Lernbegierde.
Gott, du haſt dem Menſchen Verſtand und Ver-
nunft gegeben, und ihn dadurch deinem Bilde
ähnlich gemacht. Durch Hülfe derſeiben kann er die
Erde beherrſchen und alles auf derſelben zu ſeinem
Nutzen und Vergnügen gebrauchen. Durch ſie ver-
mag er die ſchwerſten Dinge auszurichten, der größten
Gewalt zu widerſtehen und alle Hinderniſſe zu beſiegen.
Vernunft und Verſtand ſind alſo der edelſte Vorzug,
die ſchönſte Zierde, die höchſte Würde des Menſchen.
Sie übertreſfen Reichthum, Schönheit, Rang, An-
ſehen und alle andere äuſſere Güter. Sie allein ma-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/25>, abgerufen am 16.02.2025.
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