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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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Die reiche Hausfrau.
Entwürfen und Vorsätzen als mit dem Vorsatze, Glück-
seligkeit zu verbreiten angefüllt.

Aber dieses schädlichen und strafbaren Mißbrauchs
will ich mich nie schuldig machen. Stets soll mir der
warnende und lehrreiche Gedanke gegenwärtig seyn und
bleiben, daß ich dir, meinem Herrn und Richter,
Rechenschaft von meinen Gütern und Vorzügen und
auch von dem mir anvertrauten Reichthume ablegen
muß. Jch will den Ueberfluß, dessen ich mich zu er-
freuen habe, mäßig und dankbar und mit einem fro-
hen Herzen genießen; und durch denselben will ich
auch andere erfrenen und viele frohe Herzen machen.
Amen.



VII.
Die Hausfrau, die sich in mittelmäßigen
Glücksumständen befindet.


Gott, wenn Reichthum und Armuth nur Mittel
zu unsrer Erziehung und Vervollkommnung, wenn
sie nur Prüfungen sind und uns in der Weisheit und
Tugend üben sollen: so kenne ich nichts erwünschteres
als mittelmäßige Glücksumstände, so sind sie die leichteste
und am wenigsten gefährliche Schule, in welcher wir uns
zu guten und zufriedenen Menschen bilden können. Ja,
von ganzem Herzen danke ich dir dafür, mein Gott
und Vater, daß du mir weder großen Reichthum noch

dürf-
N 2

Die reiche Hausfrau.
Entwürfen und Vorſätzen als mit dem Vorſatze, Glück-
ſeligkeit zu verbreiten angefüllt.

Aber dieſes ſchädlichen und ſtrafbaren Mißbrauchs
will ich mich nie ſchuldig machen. Stets ſoll mir der
warnende und lehrreiche Gedanke gegenwärtig ſeyn und
bleiben, daß ich dir, meinem Herrn und Richter,
Rechenſchaft von meinen Gütern und Vorzügen und
auch von dem mir anvertrauten Reichthume ablegen
muß. Jch will den Ueberfluß, deſſen ich mich zu er-
freuen habe, mäßig und dankbar und mit einem fro-
hen Herzen genießen; und durch denſelben will ich
auch andere erfrenen und viele frohe Herzen machen.
Amen.



VII.
Die Hausfrau, die ſich in mittelmäßigen
Glücksumſtänden befindet.


Gott, wenn Reichthum und Armuth nur Mittel
zu unſrer Erziehung und Vervollkommnung, wenn
ſie nur Prüfungen ſind und uns in der Weisheit und
Tugend üben ſollen: ſo kenne ich nichts erwünſchteres
als mittelmäßige Glücksumſtände, ſo ſind ſie die leichteſte
und am wenigſten gefährliche Schule, in welcher wir uns
zu guten und zufriedenen Menſchen bilden können. Ja,
von ganzem Herzen danke ich dir dafür, mein Gott
und Vater, daß du mir weder großen Reichthum noch

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N 2
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[195/0207] Die reiche Hausfrau. Entwürfen und Vorſätzen als mit dem Vorſatze, Glück- ſeligkeit zu verbreiten angefüllt. Aber dieſes ſchädlichen und ſtrafbaren Mißbrauchs will ich mich nie ſchuldig machen. Stets ſoll mir der warnende und lehrreiche Gedanke gegenwärtig ſeyn und bleiben, daß ich dir, meinem Herrn und Richter, Rechenſchaft von meinen Gütern und Vorzügen und auch von dem mir anvertrauten Reichthume ablegen muß. Jch will den Ueberfluß, deſſen ich mich zu er- freuen habe, mäßig und dankbar und mit einem fro- hen Herzen genießen; und durch denſelben will ich auch andere erfrenen und viele frohe Herzen machen. Amen. VII. Die Hausfrau, die ſich in mittelmäßigen Glücksumſtänden befindet. Gott, wenn Reichthum und Armuth nur Mittel zu unſrer Erziehung und Vervollkommnung, wenn ſie nur Prüfungen ſind und uns in der Weisheit und Tugend üben ſollen: ſo kenne ich nichts erwünſchteres als mittelmäßige Glücksumſtände, ſo ſind ſie die leichteſte und am wenigſten gefährliche Schule, in welcher wir uns zu guten und zufriedenen Menſchen bilden können. Ja, von ganzem Herzen danke ich dir dafür, mein Gott und Vater, daß du mir weder großen Reichthum noch dürf- N 2

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/207>, abgerufen am 24.11.2024.