nachdenke, wie ich jeden Tag und jeden Theil des Ta- ges recht gut anwenden, wie ich durch Pünktlichkeit und Ordnung den Wohlstand meiner Familie am besten und sichersten befördern will.
Was kann in meinem Stande und in meinen Verhältnissen Tugend seyn, wenn es nicht die Spar- samkeit ist? Worin kann die große Kunst bestehen, das Glück einer Familie zu befördern und blühend zu erhalten, wenn sie nicht in der Sparsamkeit besteht? Welcher Einsichten und Kenntnisse kann ich mich mit größerm Rechte rühmen als der Kenntnis dieser Tu- gend, die vorzüglich in unsern Tagen einen so hohen Werth erhält? Wenn Leichtsinn, Verschwendung und Unwissenheit in dem Gebrauche der irrdischen Güter das ansehnlichste Vermögen in kurzer Zeit verringern und endlich ganz zerstreuen können, so gereicht es der Sparsamkeit zum Ruhme, daß sie bey einem mittel- mäßigen Vorrathe stets der Dürftigkeit vorbauet und das geringste Einkommen beträchtlich vermehret. Ja, o Gott, da du mir einmal diese Stelle angewiesen und solche Geschäffte aufgetragen hast, so kenne ich keine Tugend, die belohnender für mich und andere und mit sichtbarern guten Folgen verbunden wäre, als die vernünftige Sparsamkeit, eine Kunst, die durch den herrschenden Ton des Zeitalters immer mehr ver- nachlässiget und den entgegengesetzten Fehlern aufge- opfert wird.
Und wie viel ist nicht bey der glücklichen Füh- rung meiner häuslichen Geschäffte daran gelegen, daß ich meine Gehülfen und Untergebenen auf die gehörige
Art
Um weiſe Führung
nachdenke, wie ich jeden Tag und jeden Theil des Ta- ges recht gut anwenden, wie ich durch Pünktlichkeit und Ordnung den Wohlſtand meiner Familie am beſten und ſicherſten befördern will.
Was kann in meinem Stande und in meinen Verhältniſſen Tugend ſeyn, wenn es nicht die Spar- ſamkeit iſt? Worin kann die große Kunſt beſtehen, das Glück einer Familie zu befördern und blühend zu erhalten, wenn ſie nicht in der Sparſamkeit beſteht? Welcher Einſichten und Kenntniſſe kann ich mich mit größerm Rechte rühmen als der Kenntnis dieſer Tu- gend, die vorzüglich in unſern Tagen einen ſo hohen Werth erhält? Wenn Leichtſinn, Verſchwendung und Unwiſſenheit in dem Gebrauche der irrdiſchen Güter das anſehnlichſte Vermögen in kurzer Zeit verringern und endlich ganz zerſtreuen können, ſo gereicht es der Sparſamkeit zum Ruhme, daß ſie bey einem mittel- mäßigen Vorrathe ſtets der Dürftigkeit vorbauet und das geringſte Einkommen beträchtlich vermehret. Ja, o Gott, da du mir einmal dieſe Stelle angewieſen und ſolche Geſchäffte aufgetragen haſt, ſo kenne ich keine Tugend, die belohnender für mich und andere und mit ſichtbarern guten Folgen verbunden wäre, als die vernünftige Sparſamkeit, eine Kunſt, die durch den herrſchenden Ton des Zeitalters immer mehr ver- nachläſſiget und den entgegengeſetzten Fehlern aufge- opfert wird.
Und wie viel iſt nicht bey der glücklichen Füh- rung meiner häuslichen Geſchäffte daran gelegen, daß ich meine Gehülfen und Untergebenen auf die gehörige
Art
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0200"n="188"/><fwplace="top"type="header">Um weiſe Führung</fw><lb/>
nachdenke, wie ich jeden Tag und jeden Theil des Ta-<lb/>
ges recht gut anwenden, wie ich durch Pünktlichkeit<lb/>
und Ordnung den Wohlſtand meiner Familie am beſten<lb/>
und ſicherſten befördern will.</p><lb/><p>Was kann in meinem Stande und in meinen<lb/>
Verhältniſſen Tugend ſeyn, wenn es nicht die Spar-<lb/>ſamkeit iſt? Worin kann die große Kunſt beſtehen,<lb/>
das Glück einer Familie zu befördern und blühend zu<lb/>
erhalten, wenn ſie nicht in der Sparſamkeit beſteht?<lb/>
Welcher Einſichten und Kenntniſſe kann ich mich mit<lb/>
größerm Rechte rühmen als der Kenntnis dieſer Tu-<lb/>
gend, die vorzüglich in unſern Tagen einen ſo hohen<lb/>
Werth erhält? Wenn Leichtſinn, Verſchwendung und<lb/>
Unwiſſenheit in dem Gebrauche der irrdiſchen Güter<lb/>
das anſehnlichſte Vermögen in kurzer Zeit verringern<lb/>
und endlich ganz zerſtreuen können, ſo gereicht es der<lb/>
Sparſamkeit zum Ruhme, daß ſie bey einem mittel-<lb/>
mäßigen Vorrathe ſtets der Dürftigkeit vorbauet und<lb/>
das geringſte Einkommen beträchtlich vermehret. Ja,<lb/>
o Gott, da du mir einmal dieſe Stelle angewieſen<lb/>
und ſolche Geſchäffte aufgetragen haſt, ſo kenne ich<lb/>
keine Tugend, die belohnender für mich und andere<lb/>
und mit ſichtbarern guten Folgen verbunden wäre, als<lb/>
die vernünftige Sparſamkeit, eine Kunſt, die durch<lb/>
den herrſchenden Ton des Zeitalters immer mehr ver-<lb/>
nachläſſiget und den entgegengeſetzten Fehlern aufge-<lb/>
opfert wird.</p><lb/><p>Und wie viel iſt nicht bey der glücklichen Füh-<lb/>
rung meiner häuslichen Geſchäffte daran gelegen, daß<lb/>
ich meine Gehülfen und Untergebenen auf die gehörige<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Art</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[188/0200]
Um weiſe Führung
nachdenke, wie ich jeden Tag und jeden Theil des Ta-
ges recht gut anwenden, wie ich durch Pünktlichkeit
und Ordnung den Wohlſtand meiner Familie am beſten
und ſicherſten befördern will.
Was kann in meinem Stande und in meinen
Verhältniſſen Tugend ſeyn, wenn es nicht die Spar-
ſamkeit iſt? Worin kann die große Kunſt beſtehen,
das Glück einer Familie zu befördern und blühend zu
erhalten, wenn ſie nicht in der Sparſamkeit beſteht?
Welcher Einſichten und Kenntniſſe kann ich mich mit
größerm Rechte rühmen als der Kenntnis dieſer Tu-
gend, die vorzüglich in unſern Tagen einen ſo hohen
Werth erhält? Wenn Leichtſinn, Verſchwendung und
Unwiſſenheit in dem Gebrauche der irrdiſchen Güter
das anſehnlichſte Vermögen in kurzer Zeit verringern
und endlich ganz zerſtreuen können, ſo gereicht es der
Sparſamkeit zum Ruhme, daß ſie bey einem mittel-
mäßigen Vorrathe ſtets der Dürftigkeit vorbauet und
das geringſte Einkommen beträchtlich vermehret. Ja,
o Gott, da du mir einmal dieſe Stelle angewieſen
und ſolche Geſchäffte aufgetragen haſt, ſo kenne ich
keine Tugend, die belohnender für mich und andere
und mit ſichtbarern guten Folgen verbunden wäre, als
die vernünftige Sparſamkeit, eine Kunſt, die durch
den herrſchenden Ton des Zeitalters immer mehr ver-
nachläſſiget und den entgegengeſetzten Fehlern aufge-
opfert wird.
Und wie viel iſt nicht bey der glücklichen Füh-
rung meiner häuslichen Geſchäffte daran gelegen, daß
ich meine Gehülfen und Untergebenen auf die gehörige
Art
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/200>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.