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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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der häuslichen Geschäffte.
nes kann seine Schuldigkeit thun, wenn ich nicht erst
die meinige gethan habe. Mein Beyspiel muß alle
ermuntern, alle anfeuern und zum Fleiße antreiben.
Meine Aufmerksamkeit, meine Gegenwart, meine
Aufsicht auf alles müssen Leben und Thätigkeit verbrei-
ten und unterhalten.

O möchte ich doch in dieser Absicht alle lächerli-
chen Vorurtheile bestreiten und ablegen, die mich zur
Erfüllung dieser Pflichten untüchtig machen! Möchte
ich mich doch durch keine Arbeit, durch keine Besor-
gung meiner Familiengeschäffte für erniedriget hal-
ten, da mich die Tugend und die Beobachtung deines
Willens unmöglich erniedrigen kann! Möchte ich mich
doch keine Zerstreuungssucht, keine Mode, keine
Eitelkeit, keinen Leichtsinn verleiten lassen, meinen
Beruf zu vernachlässigen und die ernsten und heilig-
sten meiner weiblichen Pflichten solchen thörichten und
nichtswürdigen Dingen nachzusetzen!

Will ich meinen häuslichen Geschäfften auf eine
vernünftige und gemeinnützige Art vorstehen, so muß
ich von dem Geiste der Ordnung beseelt seyn und den-
selben auch andern einflößen. Es ist ja billig, daß
ich mir und den meinigen jedes Geschäffte zu erleich-
tern und angenehm zu machen suche. Es ist ja mein
eigener Vortheil, wenn die Zeit recht sorgfältig be-
nutzt und jede Arbeit bald und gut beendiget wird.
Wie fruchtlos ist nicht die angestrengteste Thätigkeit,
wenn sie zu sehr vertheilt und durch Regellosigkeit er-
müdet und geschwächet wird! In dieser Absicht ist es
Pflicht für mich, daß ich oft und ernsthaft darüber

nach-

der häuslichen Geſchäffte.
nes kann ſeine Schuldigkeit thun, wenn ich nicht erſt
die meinige gethan habe. Mein Beyſpiel muß alle
ermuntern, alle anfeuern und zum Fleiße antreiben.
Meine Aufmerkſamkeit, meine Gegenwart, meine
Aufſicht auf alles müſſen Leben und Thätigkeit verbrei-
ten und unterhalten.

O möchte ich doch in dieſer Abſicht alle lächerli-
chen Vorurtheile beſtreiten und ablegen, die mich zur
Erfüllung dieſer Pflichten untüchtig machen! Möchte
ich mich doch durch keine Arbeit, durch keine Beſor-
gung meiner Familiengeſchäffte für erniedriget hal-
ten, da mich die Tugend und die Beobachtung deines
Willens unmöglich erniedrigen kann! Möchte ich mich
doch keine Zerſtreuungsſucht, keine Mode, keine
Eitelkeit, keinen Leichtſinn verleiten laſſen, meinen
Beruf zu vernachläſſigen und die ernſten und heilig-
ſten meiner weiblichen Pflichten ſolchen thörichten und
nichtswürdigen Dingen nachzuſetzen!

Will ich meinen häuslichen Geſchäfften auf eine
vernünftige und gemeinnützige Art vorſtehen, ſo muß
ich von dem Geiſte der Ordnung beſeelt ſeyn und den-
ſelben auch andern einflößen. Es iſt ja billig, daß
ich mir und den meinigen jedes Geſchäffte zu erleich-
tern und angenehm zu machen ſuche. Es iſt ja mein
eigener Vortheil, wenn die Zeit recht ſorgfältig be-
nutzt und jede Arbeit bald und gut beendiget wird.
Wie fruchtlos iſt nicht die angeſtrengteſte Thätigkeit,
wenn ſie zu ſehr vertheilt und durch Regelloſigkeit er-
müdet und geſchwächet wird! In dieſer Abſicht iſt es
Pflicht für mich, daß ich oft und ernſthaft darüber

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[187/0199] der häuslichen Geſchäffte. nes kann ſeine Schuldigkeit thun, wenn ich nicht erſt die meinige gethan habe. Mein Beyſpiel muß alle ermuntern, alle anfeuern und zum Fleiße antreiben. Meine Aufmerkſamkeit, meine Gegenwart, meine Aufſicht auf alles müſſen Leben und Thätigkeit verbrei- ten und unterhalten. O möchte ich doch in dieſer Abſicht alle lächerli- chen Vorurtheile beſtreiten und ablegen, die mich zur Erfüllung dieſer Pflichten untüchtig machen! Möchte ich mich doch durch keine Arbeit, durch keine Beſor- gung meiner Familiengeſchäffte für erniedriget hal- ten, da mich die Tugend und die Beobachtung deines Willens unmöglich erniedrigen kann! Möchte ich mich doch keine Zerſtreuungsſucht, keine Mode, keine Eitelkeit, keinen Leichtſinn verleiten laſſen, meinen Beruf zu vernachläſſigen und die ernſten und heilig- ſten meiner weiblichen Pflichten ſolchen thörichten und nichtswürdigen Dingen nachzuſetzen! Will ich meinen häuslichen Geſchäfften auf eine vernünftige und gemeinnützige Art vorſtehen, ſo muß ich von dem Geiſte der Ordnung beſeelt ſeyn und den- ſelben auch andern einflößen. Es iſt ja billig, daß ich mir und den meinigen jedes Geſchäffte zu erleich- tern und angenehm zu machen ſuche. Es iſt ja mein eigener Vortheil, wenn die Zeit recht ſorgfältig be- nutzt und jede Arbeit bald und gut beendiget wird. Wie fruchtlos iſt nicht die angeſtrengteſte Thätigkeit, wenn ſie zu ſehr vertheilt und durch Regelloſigkeit er- müdet und geſchwächet wird! In dieſer Abſicht iſt es Pflicht für mich, daß ich oft und ernſthaft darüber nach-

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/199>, abgerufen am 23.06.2024.