Gott, du setzest einen jeden Menschen an die Stelle, an welcher er das meiste Gute stiften und am gemeinnützigsten für die Welt werden kann. Du wei- sest einem jeden von uns seinen Beruf und seine Ar- beiten an, und deine Weisheit theilet auch die Gaben der Menschen nach den Verhältnissen und Umständen aus, in welchen sie sich befinden. Mir und meinem Geschlechte hast du die Führung der häuslichen Ge- schäffte aufgetragen; und was kann ich wichtigers und vorzüglichers thun, als daß ich über meine Pflichten bey diesem Berufe nachdenke und die beste Art, dem- selben ein Genüge zu leisten, kennen lerne!
Will ich meine häuslichen Geschäffte mit einem guten Erfolge verrichten, so muß ich Fleiß und Ar- beitsamkeit lieben und das, was mir zu thun obliegt, mit Eifer, mit Lust und Anstrengung thun. Träg- heit und Unthätigkeit gereichen jedem Menschen, jedem Christen zur Schande; aber die Hausfrau, die sich dem Laster des Müssiggangs ergiebt, ist doppelt straf- bar. Denn wie viel ist nicht an meiner Aemsigkeit und Unverdrossenheit gelegen! Wie gewiß sind in die- sem Stücke aller Augen auf mich gerichtet! Jedes Mitglied der Familie erwartet die Mittel zur Befrie- digung seiner dringendsten Bedürfnisse von mir. Kei-
nes
Um weiſe Führung
V. Um weiſe Führung der häuslichen Geſchäffte.
Gott, du ſetzeſt einen jeden Menſchen an die Stelle, an welcher er das meiſte Gute ſtiften und am gemeinnützigſten für die Welt werden kann. Du wei- ſeſt einem jeden von uns ſeinen Beruf und ſeine Ar- beiten an, und deine Weisheit theilet auch die Gaben der Menſchen nach den Verhältniſſen und Umſtänden aus, in welchen ſie ſich befinden. Mir und meinem Geſchlechte haſt du die Führung der häuslichen Ge- ſchäffte aufgetragen; und was kann ich wichtigers und vorzüglichers thun, als daß ich über meine Pflichten bey dieſem Berufe nachdenke und die beſte Art, dem- ſelben ein Genüge zu leiſten, kennen lerne!
Will ich meine häuslichen Geſchäffte mit einem guten Erfolge verrichten, ſo muß ich Fleiß und Ar- beitſamkeit lieben und das, was mir zu thun obliegt, mit Eifer, mit Luſt und Anſtrengung thun. Träg- heit und Unthätigkeit gereichen jedem Menſchen, jedem Chriſten zur Schande; aber die Hausfrau, die ſich dem Laſter des Müſſiggangs ergiebt, iſt doppelt ſtraf- bar. Denn wie viel iſt nicht an meiner Aemſigkeit und Unverdroſſenheit gelegen! Wie gewiß ſind in die- ſem Stücke aller Augen auf mich gerichtet! Jedes Mitglied der Familie erwartet die Mittel zur Befrie- digung ſeiner dringendſten Bedürfniſſe von mir. Kei-
nes
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Um weiſe Führung
V.
Um weiſe Führung der häuslichen Geſchäffte.
Gott, du ſetzeſt einen jeden Menſchen an die Stelle,
an welcher er das meiſte Gute ſtiften und am
gemeinnützigſten für die Welt werden kann. Du wei-
ſeſt einem jeden von uns ſeinen Beruf und ſeine Ar-
beiten an, und deine Weisheit theilet auch die Gaben
der Menſchen nach den Verhältniſſen und Umſtänden
aus, in welchen ſie ſich befinden. Mir und meinem
Geſchlechte haſt du die Führung der häuslichen Ge-
ſchäffte aufgetragen; und was kann ich wichtigers und
vorzüglichers thun, als daß ich über meine Pflichten
bey dieſem Berufe nachdenke und die beſte Art, dem-
ſelben ein Genüge zu leiſten, kennen lerne!
Will ich meine häuslichen Geſchäffte mit einem
guten Erfolge verrichten, ſo muß ich Fleiß und Ar-
beitſamkeit lieben und das, was mir zu thun obliegt,
mit Eifer, mit Luſt und Anſtrengung thun. Träg-
heit und Unthätigkeit gereichen jedem Menſchen, jedem
Chriſten zur Schande; aber die Hausfrau, die ſich
dem Laſter des Müſſiggangs ergiebt, iſt doppelt ſtraf-
bar. Denn wie viel iſt nicht an meiner Aemſigkeit
und Unverdroſſenheit gelegen! Wie gewiß ſind in die-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/198>, abgerufen am 23.06.2024.
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