Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Aussicht auf künftige Freuden und Leiden.
damit überein, daß du uns eben sowohl durch Leiden
und Widerwärtigkeiten, als durch Freuden und Wohl-
thaten erziehest, daß wir unserm Ziele so wohl auf ge-
bahnten und angenehmen als auf ungebahnten und be-
schwerlichen Wegen entgegen gehen müssen. Diese
doppelte Aussicht will ich also nie aus dem Gesichte
verlieren. Ich will nichts anders von deiner Vorse-
hung erwarten, als was uns dieselbe auf dieser ersten
Stufe unsers Daseyns und in so serne wir Menschen
sind, geben kann.

Ja, ich freue mich schon im voraus auf das
Glück, welches ich im häuslichen und ehelichen Leben
genießen werde. Die Freuden dieses Standes sind
allerdings groß und zahlreich, und sie müssen es seyn,
weil du, unser Vater und Wohlthäter, diesen Stand
verordnet hast. Gewiß werde ich tausend frohe und
vergnügte Stunden in demselben durchleben. Gewiß
werde ich mich in meiner vernünftigen Erwartung
nicht betrogen und die Erfüllung meiner angelegent-
lichsten Wünsche in demselben finden. Unsre gegen-
seitige Liebe und Zärtlichkeit, unsre Theilnehmung,
unsre feste, innige Freundschaft, unsre Zusammen-
stimmung in allen Wünschen und Absichten, unsre
wechselseitige Hülfsleistung und Unterstützung, unsre
eheliche Treue und Tugend, vielleicht unsre Kinder
und die gemeinschaftliche Erziehung derselben, dieß
alles wird und muß uns täglich neuen Stoff zum Ver-
gnügen und zur Zufriedenheit geben.

Und dieses Glück, o Gott, will ich dann mit
einem ruhigen und dankbaren Herzen genießen. Diese

Freu-

Ausſicht auf künftige Freuden und Leiden.
damit überein, daß du uns eben ſowohl durch Leiden
und Widerwärtigkeiten, als durch Freuden und Wohl-
thaten erzieheſt, daß wir unſerm Ziele ſo wohl auf ge-
bahnten und angenehmen als auf ungebahnten und be-
ſchwerlichen Wegen entgegen gehen müſſen. Dieſe
doppelte Ausſicht will ich alſo nie aus dem Geſichte
verlieren. Ich will nichts anders von deiner Vorſe-
hung erwarten, als was uns dieſelbe auf dieſer erſten
Stufe unſers Daſeyns und in ſo ſerne wir Menſchen
ſind, geben kann.

Ja, ich freue mich ſchon im voraus auf das
Glück, welches ich im häuslichen und ehelichen Leben
genießen werde. Die Freuden dieſes Standes ſind
allerdings groß und zahlreich, und ſie müſſen es ſeyn,
weil du, unſer Vater und Wohlthäter, dieſen Stand
verordnet haſt. Gewiß werde ich tauſend frohe und
vergnügte Stunden in demſelben durchleben. Gewiß
werde ich mich in meiner vernünftigen Erwartung
nicht betrogen und die Erfüllung meiner angelegent-
lichſten Wünſche in demſelben finden. Unſre gegen-
ſeitige Liebe und Zärtlichkeit, unſre Theilnehmung,
unſre feſte, innige Freundſchaft, unſre Zuſammen-
ſtimmung in allen Wünſchen und Abſichten, unſre
wechſelſeitige Hülfsleiſtung und Unterſtützung, unſre
eheliche Treue und Tugend, vielleicht unſre Kinder
und die gemeinſchaftliche Erziehung derſelben, dieß
alles wird und muß uns täglich neuen Stoff zum Ver-
gnügen und zur Zufriedenheit geben.

Und dieſes Glück, o Gott, will ich dann mit
einem ruhigen und dankbaren Herzen genießen. Dieſe

Freu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0184" n="172"/><fw place="top" type="header">Aus&#x017F;icht auf künftige Freuden und Leiden.</fw><lb/>
damit überein, daß du uns eben &#x017F;owohl durch Leiden<lb/>
und Widerwärtigkeiten, als durch Freuden und Wohl-<lb/>
thaten erziehe&#x017F;t, daß wir un&#x017F;erm Ziele &#x017F;o wohl auf ge-<lb/>
bahnten und angenehmen als auf ungebahnten und be-<lb/>
&#x017F;chwerlichen Wegen entgegen gehen mü&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e<lb/>
doppelte Aus&#x017F;icht will ich al&#x017F;o nie aus dem Ge&#x017F;ichte<lb/>
verlieren. Ich will nichts anders von deiner Vor&#x017F;e-<lb/>
hung erwarten, als was uns die&#x017F;elbe auf die&#x017F;er er&#x017F;ten<lb/>
Stufe un&#x017F;ers Da&#x017F;eyns und in &#x017F;o &#x017F;erne wir Men&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;ind, geben kann.</p><lb/>
          <p>Ja, ich freue mich &#x017F;chon im voraus auf das<lb/>
Glück, welches ich im häuslichen und ehelichen Leben<lb/>
genießen werde. Die Freuden die&#x017F;es Standes &#x017F;ind<lb/>
allerdings groß und zahlreich, und &#x017F;ie mü&#x017F;&#x017F;en es &#x017F;eyn,<lb/>
weil du, un&#x017F;er Vater und Wohlthäter, die&#x017F;en Stand<lb/>
verordnet ha&#x017F;t. Gewiß werde ich tau&#x017F;end frohe und<lb/>
vergnügte Stunden in dem&#x017F;elben durchleben. Gewiß<lb/>
werde ich mich in meiner vernünftigen Erwartung<lb/>
nicht betrogen und die Erfüllung meiner angelegent-<lb/>
lich&#x017F;ten Wün&#x017F;che in dem&#x017F;elben finden. Un&#x017F;re gegen-<lb/>
&#x017F;eitige Liebe und Zärtlichkeit, un&#x017F;re Theilnehmung,<lb/>
un&#x017F;re fe&#x017F;te, innige Freund&#x017F;chaft, un&#x017F;re Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;timmung in allen Wün&#x017F;chen und Ab&#x017F;ichten, un&#x017F;re<lb/>
wech&#x017F;el&#x017F;eitige Hülfslei&#x017F;tung und Unter&#x017F;tützung, un&#x017F;re<lb/>
eheliche Treue und Tugend, vielleicht un&#x017F;re Kinder<lb/>
und die gemein&#x017F;chaftliche Erziehung der&#x017F;elben, dieß<lb/>
alles wird und muß uns täglich neuen Stoff zum Ver-<lb/>
gnügen und zur Zufriedenheit geben.</p><lb/>
          <p>Und die&#x017F;es Glück, o Gott, will ich dann mit<lb/>
einem ruhigen und dankbaren Herzen genießen. Die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Freu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0184] Ausſicht auf künftige Freuden und Leiden. damit überein, daß du uns eben ſowohl durch Leiden und Widerwärtigkeiten, als durch Freuden und Wohl- thaten erzieheſt, daß wir unſerm Ziele ſo wohl auf ge- bahnten und angenehmen als auf ungebahnten und be- ſchwerlichen Wegen entgegen gehen müſſen. Dieſe doppelte Ausſicht will ich alſo nie aus dem Geſichte verlieren. Ich will nichts anders von deiner Vorſe- hung erwarten, als was uns dieſelbe auf dieſer erſten Stufe unſers Daſeyns und in ſo ſerne wir Menſchen ſind, geben kann. Ja, ich freue mich ſchon im voraus auf das Glück, welches ich im häuslichen und ehelichen Leben genießen werde. Die Freuden dieſes Standes ſind allerdings groß und zahlreich, und ſie müſſen es ſeyn, weil du, unſer Vater und Wohlthäter, dieſen Stand verordnet haſt. Gewiß werde ich tauſend frohe und vergnügte Stunden in demſelben durchleben. Gewiß werde ich mich in meiner vernünftigen Erwartung nicht betrogen und die Erfüllung meiner angelegent- lichſten Wünſche in demſelben finden. Unſre gegen- ſeitige Liebe und Zärtlichkeit, unſre Theilnehmung, unſre feſte, innige Freundſchaft, unſre Zuſammen- ſtimmung in allen Wünſchen und Abſichten, unſre wechſelſeitige Hülfsleiſtung und Unterſtützung, unſre eheliche Treue und Tugend, vielleicht unſre Kinder und die gemeinſchaftliche Erziehung derſelben, dieß alles wird und muß uns täglich neuen Stoff zum Ver- gnügen und zur Zufriedenheit geben. Und dieſes Glück, o Gott, will ich dann mit einem ruhigen und dankbaren Herzen genießen. Dieſe Freu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/184
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/184>, abgerufen am 23.06.2024.