Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Aussicht auf künftige Freuden und Leiden. zum Grunde dienet, eins durch das andere erzeugetund befördert wird. Dieß ist deiner weisen Einrich- tung gemäs; dieß schickt sich am besten für uns sinn- liche Menschen; denn eben deßwegen hast du diese Ver- mischung vom Guten und Bösen, von Vollkommenheit und Unvollkommenheit auf der Erde veranstaltet, weil wir solche und keine andern Geschöpfe sind, sol- che und keine andern Bedürfnisse haben, auf solchen und keinen andern Wegen unsrer Vollkommenheit und Glückseligkeit entgegen gehen sollen. Ich darf mir also in dem Stande, worein ich damit
Ausſicht auf künftige Freuden und Leiden. zum Grunde dienet, eins durch das andere erzeugetund befördert wird. Dieß iſt deiner weiſen Einrich- tung gemäs; dieß ſchickt ſich am beſten für uns ſinn- liche Menſchen; denn eben deßwegen haſt du dieſe Ver- miſchung vom Guten und Böſen, von Vollkommenheit und Unvollkommenheit auf der Erde veranſtaltet, weil wir ſolche und keine andern Geſchöpfe ſind, ſol- che und keine andern Bedürfniſſe haben, auf ſolchen und keinen andern Wegen unſrer Vollkommenheit und Glückſeligkeit entgegen gehen ſollen. Ich darf mir alſo in dem Stande, worein ich damit
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Ausſicht auf künftige Freuden und Leiden.
zum Grunde dienet, eins durch das andere erzeuget
und befördert wird. Dieß iſt deiner weiſen Einrich-
tung gemäs; dieß ſchickt ſich am beſten für uns ſinn-
liche Menſchen; denn eben deßwegen haſt du dieſe Ver-
miſchung vom Guten und Böſen, von Vollkommenheit
und Unvollkommenheit auf der Erde veranſtaltet,
weil wir ſolche und keine andern Geſchöpfe ſind, ſol-
che und keine andern Bedürfniſſe haben, auf ſolchen
und keinen andern Wegen unſrer Vollkommenheit und
Glückſeligkeit entgegen gehen ſollen.
Ich darf mir alſo in dem Stande, worein ich
getreten bin, nicht einen beſtändigen Genuß der Freude
und nicht ein immer gleich großes Glück verſprechen.
Dieſe Hoffnung würde mich oft täuſchen und mehr
oder weniger elend machen. Ich muß es mir viel-
mehr ſchon itzt als möglich, ja als nothwendig und
unvermeidlich vorſtellen, daß ich manches unangeneh-
me in meiner häuslichen Lage erfahren, manche Hin-
derniſſe auf meinem Wege antreffen und manches Lei-
den und manche Widerwärtigkeit zu erdulden haben
werde. Dieß iſt der allgemeine Lauf der menſchlichen
Begebenheiten; dieß iſt ganz beſonders in meinem
Stande unvermeidlich, wo die Schickſale mehrerer
Perſonen ſo innig mit einander verbunden ſind und
einen ſo unverkennbaren gegenſeitigen Einfluß auf ein-
ander haben. Zwar kann und darf ich alles Gute von dir
erwarten, o Gott; zwar bin ich gewiß verſichert, daß
du es uns nie an wahrem Glücke fehlen laſſen wirſt,
wenn wir weiſe und tugendhaft ſind: aber ich weiß
es auch aus Erfahrung und das Chriſtenthum ſtimmt
damit
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