Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Verlobte.
ich meine Geduld und Standhaftigkeit üben, mein
Vertrauen auf dich stärken und mich in Absicht auf
meinen moralischen Charakter vervollkommnen soll.
Mit dankbarem und zufriedenem Herzen will ich die,
wenn auch geringern und sparsamern, Freuden des
häuslichen Lebens genießen; und durch Klugheit und
Tugend will ich die Beschwerlichkeiten und Leiden des-
selben zu verringern oder abzuwenden suchen.

In jedem Falle aber, o Gott, will ich mit
solchen Gesinnungen und Vorsätzen in den neuen Stand
treten, daß ich meine menschliche und christliche Wür-
de in demselben behaupten und meine weibliche Bestim-
mung erreichen kann. Unschuld, Tugend und Treue
sollen mich dahin begleiten. Diese sollen meine Zier-
de im Leben und im Tode meine Ehre seyn. Amen.



XIII.
Morgengebet allgemeinen Inhalts.


Gott, welch ein angenehmes, frohes Gefühl ist
das Gefühl des Lebens! Welche Reize und
Freuden hast du schon mit dem bloßen Daseyn ver-
bunden! Jeder Augenblick, in welchem ich es mit
Bewußtseyn empfinde, daß ich lebe, ist ein Augen-
blick der Wonne und des Vergnügens. Ja, wenn

du

Die Verlobte.
ich meine Geduld und Standhaftigkeit üben, mein
Vertrauen auf dich ſtärken und mich in Abſicht auf
meinen moraliſchen Charakter vervollkommnen ſoll.
Mit dankbarem und zufriedenem Herzen will ich die,
wenn auch geringern und ſparſamern, Freuden des
häuslichen Lebens genießen; und durch Klugheit und
Tugend will ich die Beſchwerlichkeiten und Leiden deſ-
ſelben zu verringern oder abzuwenden ſuchen.

In jedem Falle aber, o Gott, will ich mit
ſolchen Geſinnungen und Vorſätzen in den neuen Stand
treten, daß ich meine menſchliche und chriſtliche Wür-
de in demſelben behaupten und meine weibliche Beſtim-
mung erreichen kann. Unſchuld, Tugend und Treue
ſollen mich dahin begleiten. Dieſe ſollen meine Zier-
de im Leben und im Tode meine Ehre ſeyn. Amen.



XIII.
Morgengebet allgemeinen Inhalts.


Gott, welch ein angenehmes, frohes Gefühl iſt
das Gefühl des Lebens! Welche Reize und
Freuden haſt du ſchon mit dem bloßen Daſeyn ver-
bunden! Jeder Augenblick, in welchem ich es mit
Bewußtſeyn empfinde, daß ich lebe, iſt ein Augen-
blick der Wonne und des Vergnügens. Ja, wenn

du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="152"/><fw place="top" type="header">Die Verlobte.</fw><lb/>
ich meine Geduld und Standhaftigkeit üben, mein<lb/>
Vertrauen auf dich &#x017F;tärken und mich in Ab&#x017F;icht auf<lb/>
meinen morali&#x017F;chen Charakter vervollkommnen &#x017F;oll.<lb/>
Mit dankbarem und zufriedenem Herzen will ich die,<lb/>
wenn auch geringern und &#x017F;par&#x017F;amern, Freuden des<lb/>
häuslichen Lebens genießen; und durch Klugheit und<lb/>
Tugend will ich die Be&#x017F;chwerlichkeiten und Leiden de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben zu verringern oder abzuwenden &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>In jedem Falle aber, o Gott, will ich mit<lb/>
&#x017F;olchen Ge&#x017F;innungen und Vor&#x017F;ätzen in den neuen Stand<lb/>
treten, daß ich meine men&#x017F;chliche und chri&#x017F;tliche Wür-<lb/>
de in dem&#x017F;elben behaupten und meine weibliche Be&#x017F;tim-<lb/>
mung erreichen kann. Un&#x017F;chuld, Tugend und Treue<lb/>
&#x017F;ollen mich dahin begleiten. Die&#x017F;e &#x017F;ollen meine Zier-<lb/>
de im Leben und im Tode meine Ehre &#x017F;eyn. Amen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XIII.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Morgengebet allgemeinen Inhalts.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, welch ein angenehmes, frohes Gefühl i&#x017F;t<lb/>
das Gefühl des Lebens! Welche Reize und<lb/>
Freuden ha&#x017F;t du &#x017F;chon mit dem bloßen Da&#x017F;eyn ver-<lb/>
bunden! Jeder Augenblick, in welchem ich es mit<lb/>
Bewußt&#x017F;eyn empfinde, daß ich lebe, i&#x017F;t ein Augen-<lb/>
blick der Wonne und des Vergnügens. Ja, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">du</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0164] Die Verlobte. ich meine Geduld und Standhaftigkeit üben, mein Vertrauen auf dich ſtärken und mich in Abſicht auf meinen moraliſchen Charakter vervollkommnen ſoll. Mit dankbarem und zufriedenem Herzen will ich die, wenn auch geringern und ſparſamern, Freuden des häuslichen Lebens genießen; und durch Klugheit und Tugend will ich die Beſchwerlichkeiten und Leiden deſ- ſelben zu verringern oder abzuwenden ſuchen. In jedem Falle aber, o Gott, will ich mit ſolchen Geſinnungen und Vorſätzen in den neuen Stand treten, daß ich meine menſchliche und chriſtliche Wür- de in demſelben behaupten und meine weibliche Beſtim- mung erreichen kann. Unſchuld, Tugend und Treue ſollen mich dahin begleiten. Dieſe ſollen meine Zier- de im Leben und im Tode meine Ehre ſeyn. Amen. XIII. Morgengebet allgemeinen Inhalts. Gott, welch ein angenehmes, frohes Gefühl iſt das Gefühl des Lebens! Welche Reize und Freuden haſt du ſchon mit dem bloßen Daſeyn ver- bunden! Jeder Augenblick, in welchem ich es mit Bewußtſeyn empfinde, daß ich lebe, iſt ein Augen- blick der Wonne und des Vergnügens. Ja, wenn du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/164
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/164>, abgerufen am 23.06.2024.