Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Allgemeinen Inhalts. darf! Du willst und verlangst es, daß ich mich mitdir unterreden soll; und du bist zu gütig, zu menschen- freundlich, als daß dir die unvollkommene Art, wie ich es thue, misfallen könnte. Du forderst blos Aufrichtigkeit und ein gutes, gehorsames Herz von mir; und wenn ich diese Eigenschaften an mir habe, so kann ich versichert seyn, daß du stets mit Wohlgefallen auf mein Gebet und auf meine Andachtsübungen herab siehest. Aber du weißt es auch Allwissender, ob ich so ge- Doch nie, o Gott, nie will ich deinem heiligen grö-
Allgemeinen Inhalts. darf! Du willſt und verlangſt es, daß ich mich mitdir unterreden ſoll; und du biſt zu gütig, zu menſchen- freundlich, als daß dir die unvollkommene Art, wie ich es thue, misfallen könnte. Du forderſt blos Aufrichtigkeit und ein gutes, gehorſames Herz von mir; und wenn ich dieſe Eigenſchaften an mir habe, ſo kann ich verſichert ſeyn, daß du ſtets mit Wohlgefallen auf mein Gebet und auf meine Andachtsübungen herab ſieheſt. Aber du weißt es auch Allwiſſender, ob ich ſo ge- Doch nie, o Gott, nie will ich deinem heiligen grö-
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Allgemeinen Inhalts.
darf! Du willſt und verlangſt es, daß ich mich mit
dir unterreden ſoll; und du biſt zu gütig, zu menſchen-
freundlich, als daß dir die unvollkommene Art, wie
ich es thue, misfallen könnte. Du forderſt blos
Aufrichtigkeit und ein gutes, gehorſames Herz
von mir; und wenn ich dieſe Eigenſchaften an
mir habe, ſo kann ich verſichert ſeyn, daß du
ſtets mit Wohlgefallen auf mein Gebet und auf
meine Andachtsübungen herab ſieheſt.
Aber du weißt es auch Allwiſſender, ob ich ſo ge-
gen dich geſinnet bin, wie du willſt, daß ich gegen
dich geſinnet ſeyn ſoll. Umſonſt würde ich mich vor
dir zu verſtellen und dir meine Fehler zu verbergen
ſuchen. Umſonſt würde ich mir Mühe geben, dich
durch leere Verſprechungen meiner Beſſerung zu
täuſchen, wenn es mir kein wahrer Ernſt iſt, beſſer
zu werden. Wenn ich ein ſchlechtes, undankbares
Herz in mir trage, wenn ich Böſes rede und will und
thue, wenn ich meine Pflichten nicht gern und willig
beobachte, ſo kann dir mein Gebet auch nicht gefal-
len, ſo hältſt du mich deßwegen nicht für beſſer und
frömmer als ich bin, ſo erhöreſt du mich nicht, weil
du nur das Gebet des Frommen zu erhören verſpro-
chen haſt.
Doch nie, o Gott, nie will ich deinem heiligen
Willen vorſätzlich zuwider handeln. Nie will ich mich
des Ungehorſams und der Undankbarkeit gegen dich
ſchuldig machen. Jeder Undank für empfangene
Wohlthaten iſt etwas ſchändliches und erniedrigendes
für den Menſchen. Und welcher Undank könnte
grö-
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