Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


I.
Allgemeinen Inhalts.


Gott, gütigster Vater und Schöpfer, wohlthätiger
Erhalter und Versorger aller Creaturen, daß
du auch mein Vater und Schöpfer, auch mein Er-
halter und Versorger bist, daß ich dein Geschöpf, dein
Kind bin, dessen freue ich mich jetzt in deiner Gegen-
wart; dafür danke ich dir aufrichtig und von ganzem
Herzen. Ja meine Freude gefällt dir; mein Dank
ist dir angenehm. Du siehest jene und hörest diesen;
denn du siehest und hörest alles, nicht nur, was ich
thue und rede, sondern auch, was ich will und denke.
Du bist überall zugegen und wo ich bin, da bin ich bey
dir, da wandle ich in deiner Gegenwart, da werde
ich von deinem alles durchdringenden Auge bemerkt,
da bist du, Allwissender, der Zeuge dessen, was ich
Gutes und Böses verrichte. Ich bin dir also nicht
nur dann gegenwärtig, wenn ich zu dir bete. Nein,
du bist mir stets nahe; aber ich selbst fühle deine Ge-
genwart stärker und inniger, wenn ich mein Herz zu dir
erhebe und mich mit dir unterrede.

O wie glücklich bin ich, daß ich an dir einen
Vater habe, mit dem ich so vertraut umgehen, dem
ich alles, was mir wichtig ist, vortragen, vor dem
ich mich der Einfalt meines Herzens nicht schämen

darf!
A 2


I.
Allgemeinen Inhalts.


Gott, gütigſter Vater und Schöpfer, wohlthätiger
Erhalter und Verſorger aller Creaturen, daß
du auch mein Vater und Schöpfer, auch mein Er-
halter und Verſorger biſt, daß ich dein Geſchöpf, dein
Kind bin, deſſen freue ich mich jetzt in deiner Gegen-
wart; dafür danke ich dir aufrichtig und von ganzem
Herzen. Ja meine Freude gefällt dir; mein Dank
iſt dir angenehm. Du ſieheſt jene und höreſt dieſen;
denn du ſieheſt und höreſt alles, nicht nur, was ich
thue und rede, ſondern auch, was ich will und denke.
Du biſt überall zugegen und wo ich bin, da bin ich bey
dir, da wandle ich in deiner Gegenwart, da werde
ich von deinem alles durchdringenden Auge bemerkt,
da biſt du, Allwiſſender, der Zeuge deſſen, was ich
Gutes und Böſes verrichte. Ich bin dir alſo nicht
nur dann gegenwärtig, wenn ich zu dir bete. Nein,
du biſt mir ſtets nahe; aber ich ſelbſt fühle deine Ge-
genwart ſtärker und inniger, wenn ich mein Herz zu dir
erhebe und mich mit dir unterrede.

O wie glücklich bin ich, daß ich an dir einen
Vater habe, mit dem ich ſo vertraut umgehen, dem
ich alles, was mir wichtig iſt, vortragen, vor dem
ich mich der Einfalt meines Herzens nicht ſchämen

darf!
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0015" n="[3]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#b">I.<lb/><hi rendition="#g">Allgemeinen Inhalts.</hi></hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in"><hi rendition="#b">G</hi></hi>ott, gütig&#x017F;ter Vater und Schöpfer, wohlthätiger<lb/>
Erhalter und Ver&#x017F;orger aller Creaturen, daß<lb/>
du auch mein Vater und Schöpfer, auch mein Er-<lb/>
halter und Ver&#x017F;orger bi&#x017F;t, daß ich dein Ge&#x017F;chöpf, dein<lb/>
Kind bin, de&#x017F;&#x017F;en freue ich mich jetzt in deiner Gegen-<lb/>
wart; dafür danke ich dir aufrichtig und von ganzem<lb/>
Herzen. Ja meine Freude gefällt dir; mein Dank<lb/>
i&#x017F;t dir angenehm. Du &#x017F;iehe&#x017F;t jene und höre&#x017F;t die&#x017F;en;<lb/>
denn du &#x017F;iehe&#x017F;t und höre&#x017F;t alles, nicht nur, was ich<lb/>
thue und rede, &#x017F;ondern auch, was ich will und denke.<lb/>
Du bi&#x017F;t überall zugegen und wo ich bin, da bin ich bey<lb/>
dir, da wandle ich in deiner Gegenwart, da werde<lb/>
ich von deinem alles durchdringenden Auge bemerkt,<lb/>
da bi&#x017F;t du, Allwi&#x017F;&#x017F;ender, der Zeuge de&#x017F;&#x017F;en, was ich<lb/>
Gutes und Bö&#x017F;es verrichte. Ich bin dir al&#x017F;o nicht<lb/>
nur dann gegenwärtig, wenn ich zu dir bete. Nein,<lb/>
du bi&#x017F;t mir &#x017F;tets nahe; aber ich &#x017F;elb&#x017F;t fühle deine Ge-<lb/>
genwart &#x017F;tärker und inniger, wenn ich mein Herz zu dir<lb/>
erhebe und mich mit dir unterrede.</p><lb/>
        <p>O wie glücklich bin ich, daß ich an dir einen<lb/>
Vater habe, mit dem ich &#x017F;o vertraut umgehen, dem<lb/>
ich alles, was mir wichtig i&#x017F;t, vortragen, vor dem<lb/>
ich mich der Einfalt meines Herzens nicht &#x017F;chämen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">darf!</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0015] I. Allgemeinen Inhalts. Gott, gütigſter Vater und Schöpfer, wohlthätiger Erhalter und Verſorger aller Creaturen, daß du auch mein Vater und Schöpfer, auch mein Er- halter und Verſorger biſt, daß ich dein Geſchöpf, dein Kind bin, deſſen freue ich mich jetzt in deiner Gegen- wart; dafür danke ich dir aufrichtig und von ganzem Herzen. Ja meine Freude gefällt dir; mein Dank iſt dir angenehm. Du ſieheſt jene und höreſt dieſen; denn du ſieheſt und höreſt alles, nicht nur, was ich thue und rede, ſondern auch, was ich will und denke. Du biſt überall zugegen und wo ich bin, da bin ich bey dir, da wandle ich in deiner Gegenwart, da werde ich von deinem alles durchdringenden Auge bemerkt, da biſt du, Allwiſſender, der Zeuge deſſen, was ich Gutes und Böſes verrichte. Ich bin dir alſo nicht nur dann gegenwärtig, wenn ich zu dir bete. Nein, du biſt mir ſtets nahe; aber ich ſelbſt fühle deine Ge- genwart ſtärker und inniger, wenn ich mein Herz zu dir erhebe und mich mit dir unterrede. O wie glücklich bin ich, daß ich an dir einen Vater habe, mit dem ich ſo vertraut umgehen, dem ich alles, was mir wichtig iſt, vortragen, vor dem ich mich der Einfalt meines Herzens nicht ſchämen darf! A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/15
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/15>, abgerufen am 28.11.2024.