Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Die Vorsicht bey der Wahl eines Gatten. Aber nun sehe ich auch eine neue und längere Freylich der wichtigste, der bedeutungsvollste winnen
Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten. Aber nun ſehe ich auch eine neue und längere Freylich der wichtigſte, der bedeutungsvollſte winnen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0155" n="143"/> <fw place="top" type="header">Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten.</fw><lb/> <p>Aber nun ſehe ich auch eine neue und längere<lb/> Laufbahn vor mir geöffnet. Nun fordern mich dein<lb/> Wille, meine Verhältniſſe, mein Stand und Alter<lb/> zu einer andern Lebensart auf. Die Zeit iſt da, wo<lb/> ich nach deiner Einrichtung ſelbſt für mich ſorgen und<lb/> zu dem Beſitze meiner Freyheit und Unabhängigkeit<lb/> gelangen ſoll. Ich habe nun die Pflicht auf mir,<lb/> die Schulden meiner Minderjährigkeit abzutragen,<lb/> die vielen und großen Wohlthaten, die ich bisher<lb/> empfangen habe, zu bezahlen und mich dem Beſten<lb/> der Geſellſchaft zu widmen, welcher ich ſo viel ver-<lb/> danke. Du haſt mir bisher hinlängliche Zeit und<lb/> Kräfte und Mittel und Gelegenheit gegeben, mich<lb/> auf meinen Beruf und auf meine weibliche Beſtim-<lb/> mung vorzubereiten. Und nun ſagen mir meine Ver-<lb/> nunft und mein Herz, daß ich mich zu dieſem Berufe<lb/> anſchicken und dieſe Beſtimmung erfüllen ſoll. Mein<lb/> eigenes Glück erfordert und der Wohlſtand meiner<lb/> Nebenmenſchen verlangt es, daß ich Gattin werde.</p><lb/> <p>Freylich der wichtigſte, der bedeutungsvollſte<lb/> Schritt, welchen ich thun kann! Der Freund, wel-<lb/> chen ich zum Gefährten meines Lebens wähle, ſoll<lb/> und muß in jeder Rückſicht der einzige Freund meines<lb/> Herzens ſeyn und bleiben. Die Verbindung, welche<lb/> ich mit ihm eingehe, iſt die innigſte, die feſteſte, die<lb/> unauflösliche Verbindung. Von ihm, von ſeiner<lb/> Denkungsart, von ſeinem Verſtande, von ſeiner<lb/> Tugend hängt großentheils meine Ehre, mein Glück<lb/> und meine Ruhe ab. Durch mich und meinen Cha-<lb/> rakter kann und muß hinwiederum auch Er alles ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">winnen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0155]
Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten.
Aber nun ſehe ich auch eine neue und längere
Laufbahn vor mir geöffnet. Nun fordern mich dein
Wille, meine Verhältniſſe, mein Stand und Alter
zu einer andern Lebensart auf. Die Zeit iſt da, wo
ich nach deiner Einrichtung ſelbſt für mich ſorgen und
zu dem Beſitze meiner Freyheit und Unabhängigkeit
gelangen ſoll. Ich habe nun die Pflicht auf mir,
die Schulden meiner Minderjährigkeit abzutragen,
die vielen und großen Wohlthaten, die ich bisher
empfangen habe, zu bezahlen und mich dem Beſten
der Geſellſchaft zu widmen, welcher ich ſo viel ver-
danke. Du haſt mir bisher hinlängliche Zeit und
Kräfte und Mittel und Gelegenheit gegeben, mich
auf meinen Beruf und auf meine weibliche Beſtim-
mung vorzubereiten. Und nun ſagen mir meine Ver-
nunft und mein Herz, daß ich mich zu dieſem Berufe
anſchicken und dieſe Beſtimmung erfüllen ſoll. Mein
eigenes Glück erfordert und der Wohlſtand meiner
Nebenmenſchen verlangt es, daß ich Gattin werde.
Freylich der wichtigſte, der bedeutungsvollſte
Schritt, welchen ich thun kann! Der Freund, wel-
chen ich zum Gefährten meines Lebens wähle, ſoll
und muß in jeder Rückſicht der einzige Freund meines
Herzens ſeyn und bleiben. Die Verbindung, welche
ich mit ihm eingehe, iſt die innigſte, die feſteſte, die
unauflösliche Verbindung. Von ihm, von ſeiner
Denkungsart, von ſeinem Verſtande, von ſeiner
Tugend hängt großentheils meine Ehre, mein Glück
und meine Ruhe ab. Durch mich und meinen Cha-
rakter kann und muß hinwiederum auch Er alles ge-
winnen
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