Freuden und Annehmlichkeiten habe ich nicht in diesen ersten Jahren meines Lebens genossen! wie froh und heiter war da mein Gemüthszustand! wie leicht und sorgenfrey gieng ich auf meinem Wege fort! wie we- nig kannte und empfand ich die mannichfaltigen Wi- derwärtigkeiten, die sonst jeden Stand umringen! Ja, die Jahre, welche ich zurückgelegt habe, sind die angenehmsten; denn es sind die Jahre der Kind- heit und Jugend: und Kindheit und Jugend sollen sich ihres Lebens ganz vorzüglich freuen, um sich mit desto mehr Lust und Eifer auf ihre künftige Bestim- mung vorbereiten zu können.
Dank und Lob, o Gott, sey dir für dieses alles von mir gesagt! Ich erkenne und verehre deine weise Güte, deine väterliche Fürsorge, deine huldreiche Menschenliebe, die ich bisher in so reichem Maße an mir und meinen Schicksalen erfahren habe. Dank und Lob sey dir dafür gesagt, daß unter deiner Leitung und Veranstaltung mein Verstand und mein Herz ge- bildet worden sind, daß ich mich nun zu der Würde des Menschen und des Christen erhoben habe, daß ich geschickt und fähig bin, meine weibliche Bestimmung zu erfüllen und das zu werden und zu leisten, was du bey meinem Eintritte in die Welt wolltest, daß ich werden und leisten sollte! Ich sehe mit Dankbar- keit und Rührung auf die verflossenen Jahre und Ta- ge meines Lebens zurück. Das Andenken an diesel- ben wird mich stets vergnügen. Die Erinnerung an meine Jugendfreuden wird stets mit den angenehmsten, frohesten Empfindungen für mich verbunden seyn.
Aber
Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten.
Freuden und Annehmlichkeiten habe ich nicht in dieſen erſten Jahren meines Lebens genoſſen! wie froh und heiter war da mein Gemüthszuſtand! wie leicht und ſorgenfrey gieng ich auf meinem Wege fort! wie we- nig kannte und empfand ich die mannichfaltigen Wi- derwärtigkeiten, die ſonſt jeden Stand umringen! Ja, die Jahre, welche ich zurückgelegt habe, ſind die angenehmſten; denn es ſind die Jahre der Kind- heit und Jugend: und Kindheit und Jugend ſollen ſich ihres Lebens ganz vorzüglich freuen, um ſich mit deſto mehr Luſt und Eifer auf ihre künftige Beſtim- mung vorbereiten zu können.
Dank und Lob, o Gott, ſey dir für dieſes alles von mir geſagt! Ich erkenne und verehre deine weiſe Güte, deine väterliche Fürſorge, deine huldreiche Menſchenliebe, die ich bisher in ſo reichem Maße an mir und meinen Schickſalen erfahren habe. Dank und Lob ſey dir dafür geſagt, daß unter deiner Leitung und Veranſtaltung mein Verſtand und mein Herz ge- bildet worden ſind, daß ich mich nun zu der Würde des Menſchen und des Chriſten erhoben habe, daß ich geſchickt und fähig bin, meine weibliche Beſtimmung zu erfüllen und das zu werden und zu leiſten, was du bey meinem Eintritte in die Welt wollteſt, daß ich werden und leiſten ſollte! Ich ſehe mit Dankbar- keit und Rührung auf die verfloſſenen Jahre und Ta- ge meines Lebens zurück. Das Andenken an dieſel- ben wird mich ſtets vergnügen. Die Erinnerung an meine Jugendfreuden wird ſtets mit den angenehmſten, froheſten Empfindungen für mich verbunden ſeyn.
Aber
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Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten.
Freuden und Annehmlichkeiten habe ich nicht in dieſen
erſten Jahren meines Lebens genoſſen! wie froh und
heiter war da mein Gemüthszuſtand! wie leicht und
ſorgenfrey gieng ich auf meinem Wege fort! wie we-
nig kannte und empfand ich die mannichfaltigen Wi-
derwärtigkeiten, die ſonſt jeden Stand umringen!
Ja, die Jahre, welche ich zurückgelegt habe, ſind
die angenehmſten; denn es ſind die Jahre der Kind-
heit und Jugend: und Kindheit und Jugend ſollen
ſich ihres Lebens ganz vorzüglich freuen, um ſich mit
deſto mehr Luſt und Eifer auf ihre künftige Beſtim-
mung vorbereiten zu können.
Dank und Lob, o Gott, ſey dir für dieſes alles
von mir geſagt! Ich erkenne und verehre deine weiſe
Güte, deine väterliche Fürſorge, deine huldreiche
Menſchenliebe, die ich bisher in ſo reichem Maße an
mir und meinen Schickſalen erfahren habe. Dank
und Lob ſey dir dafür geſagt, daß unter deiner Leitung
und Veranſtaltung mein Verſtand und mein Herz ge-
bildet worden ſind, daß ich mich nun zu der Würde des
Menſchen und des Chriſten erhoben habe, daß ich
geſchickt und fähig bin, meine weibliche Beſtimmung
zu erfüllen und das zu werden und zu leiſten, was
du bey meinem Eintritte in die Welt wollteſt, daß
ich werden und leiſten ſollte! Ich ſehe mit Dankbar-
keit und Rührung auf die verfloſſenen Jahre und Ta-
ge meines Lebens zurück. Das Andenken an dieſel-
ben wird mich ſtets vergnügen. Die Erinnerung an
meine Jugendfreuden wird ſtets mit den angenehmſten,
froheſten Empfindungen für mich verbunden ſeyn.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/154>, abgerufen am 23.06.2024.
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