Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Entsagung des Neides.
sind, die auf Einem Wege mit mir laufen, die Ein
Ziel mit mir verfolgen, die sich einerley Mittel mit
mir bedienen, dann muß ich mein Herz mit der größ-
ten Sorgfalt bewachen, um dem Neide den Eingang
zu verwehren.

Nein, gütigster Gott und Vater, Unschuld
und Tugend sollen mehr als alles meine Aufmerksam-
keit erregen. Wo ich dieselben an andern sehe, da
soll nicht Neid, da soll edle Nacheiferung in mir er-
wachen. Kein Lobspruch soll mich stärker rühren, als
der meinen Freundinnen ihrer guten Einsichten und
ihres Wohlverhaltens wegen ertheilt wird. Solchen
will ich nachstreben und ähnlich zu werden suchen.
Diese Ehre will ich mit ihnen theilen. In diesem
Stücke will ich es ihnen gleich zu thun oder sie zu
übertreffen suchen. Amen.



XI.
Die Vorsicht
bey der Wahl eines Gatten.


Gott, ich stehe nun am Ende meiner jugendlichen
Laufbahn und werde bald eine neue, ungleich
wichtigere antreten. O wie viel Gutes, wie viele

Freu-

Entſagung des Neides.
ſind, die auf Einem Wege mit mir laufen, die Ein
Ziel mit mir verfolgen, die ſich einerley Mittel mit
mir bedienen, dann muß ich mein Herz mit der größ-
ten Sorgfalt bewachen, um dem Neide den Eingang
zu verwehren.

Nein, gütigſter Gott und Vater, Unſchuld
und Tugend ſollen mehr als alles meine Aufmerkſam-
keit erregen. Wo ich dieſelben an andern ſehe, da
ſoll nicht Neid, da ſoll edle Nacheiferung in mir er-
wachen. Kein Lobſpruch ſoll mich ſtärker rühren, als
der meinen Freundinnen ihrer guten Einſichten und
ihres Wohlverhaltens wegen ertheilt wird. Solchen
will ich nachſtreben und ähnlich zu werden ſuchen.
Dieſe Ehre will ich mit ihnen theilen. In dieſem
Stücke will ich es ihnen gleich zu thun oder ſie zu
übertreffen ſuchen. Amen.



XI.
Die Vorſicht
bey der Wahl eines Gatten.


Gott, ich ſtehe nun am Ende meiner jugendlichen
Laufbahn und werde bald eine neue, ungleich
wichtigere antreten. O wie viel Gutes, wie viele

Freu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0153" n="141"/><fw place="top" type="header">Ent&#x017F;agung des Neides.</fw><lb/>
&#x017F;ind, die auf Einem Wege mit mir laufen, die Ein<lb/>
Ziel mit mir verfolgen, die &#x017F;ich einerley Mittel mit<lb/>
mir bedienen, dann muß ich mein Herz mit der größ-<lb/>
ten Sorgfalt bewachen, um dem Neide den Eingang<lb/>
zu verwehren.</p><lb/>
          <p>Nein, gütig&#x017F;ter Gott und Vater, Un&#x017F;chuld<lb/>
und Tugend &#x017F;ollen mehr als alles meine Aufmerk&#x017F;am-<lb/>
keit erregen. Wo ich die&#x017F;elben an andern &#x017F;ehe, da<lb/>
&#x017F;oll nicht Neid, da &#x017F;oll edle Nacheiferung in mir er-<lb/>
wachen. Kein Lob&#x017F;pruch &#x017F;oll mich &#x017F;tärker rühren, als<lb/>
der meinen Freundinnen ihrer guten Ein&#x017F;ichten und<lb/>
ihres Wohlverhaltens wegen ertheilt wird. Solchen<lb/>
will ich nach&#x017F;treben und ähnlich zu werden &#x017F;uchen.<lb/>
Die&#x017F;e Ehre will ich mit ihnen theilen. In die&#x017F;em<lb/>
Stücke will ich es ihnen gleich zu thun oder &#x017F;ie zu<lb/>
übertreffen &#x017F;uchen. Amen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XI.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Die Vor&#x017F;icht<lb/>
bey der Wahl eines Gatten.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, ich &#x017F;tehe nun am Ende meiner jugendlichen<lb/>
Laufbahn und werde bald eine neue, ungleich<lb/>
wichtigere antreten. O wie viel Gutes, wie viele<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Freu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0153] Entſagung des Neides. ſind, die auf Einem Wege mit mir laufen, die Ein Ziel mit mir verfolgen, die ſich einerley Mittel mit mir bedienen, dann muß ich mein Herz mit der größ- ten Sorgfalt bewachen, um dem Neide den Eingang zu verwehren. Nein, gütigſter Gott und Vater, Unſchuld und Tugend ſollen mehr als alles meine Aufmerkſam- keit erregen. Wo ich dieſelben an andern ſehe, da ſoll nicht Neid, da ſoll edle Nacheiferung in mir er- wachen. Kein Lobſpruch ſoll mich ſtärker rühren, als der meinen Freundinnen ihrer guten Einſichten und ihres Wohlverhaltens wegen ertheilt wird. Solchen will ich nachſtreben und ähnlich zu werden ſuchen. Dieſe Ehre will ich mit ihnen theilen. In dieſem Stücke will ich es ihnen gleich zu thun oder ſie zu übertreffen ſuchen. Amen. XI. Die Vorſicht bey der Wahl eines Gatten. Gott, ich ſtehe nun am Ende meiner jugendlichen Laufbahn und werde bald eine neue, ungleich wichtigere antreten. O wie viel Gutes, wie viele Freu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/153
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/153>, abgerufen am 23.06.2024.