Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Entsagung des Leichtsinns.
Hausfrau schlecht erfüllen. O wie viel kömmt in allen
diesen Verbindungen und Verhältnissen auf mein itzi-
ges Betragen an! Ja, mein Glück in spätern Jah-
ren und das Glück der Familie, die du mir künftig
anvertrauen wirst, das hängt größtentheils von mei-
ner gegenwärtigen Denkungsart und von dem guten
oder schlechten Verhalten in meinem itzigen Stande
ab. Amen.



IX.
Entsagung des Stolzes.


Gott, was ist und hat und vermag der Mensch,
worauf er stolz seyn könnte? Was ist und hat
und vermag der Mensch, das er sich selbst zu verdan-
ken, das er nicht von dir und deiner Güte empfangen
hätte? Sey dieß noch so groß und ausgezeichnet; es
verliert sich gegen das, was er nicht ist und hat und
vermag und was er erst mit vieler Mühe und Anstren-
gung werden und erwerben soll. O der Stolz ist ein
lächerliches Laster, das die eingeschränkteste Denkungs-
art und den Mangel wahrer Verdienste verräth. Es
ist und bleibt selbst dann lächerlich, wenn auch der
Mensch alle Macht der Erde und alle Weisheit in
sich vereinigt siehet. Aber wie eitel, wie thöricht ist

nicht
I 2

Entſagung des Leichtſinns.
Hausfrau ſchlecht erfüllen. O wie viel kömmt in allen
dieſen Verbindungen und Verhältniſſen auf mein itzi-
ges Betragen an! Ja, mein Glück in ſpätern Jah-
ren und das Glück der Familie, die du mir künftig
anvertrauen wirſt, das hängt größtentheils von mei-
ner gegenwärtigen Denkungsart und von dem guten
oder ſchlechten Verhalten in meinem itzigen Stande
ab. Amen.



IX.
Entſagung des Stolzes.


Gott, was iſt und hat und vermag der Menſch,
worauf er ſtolz ſeyn könnte? Was iſt und hat
und vermag der Menſch, das er ſich ſelbſt zu verdan-
ken, das er nicht von dir und deiner Güte empfangen
hätte? Sey dieß noch ſo groß und ausgezeichnet; es
verliert ſich gegen das, was er nicht iſt und hat und
vermag und was er erſt mit vieler Mühe und Anſtren-
gung werden und erwerben ſoll. O der Stolz iſt ein
lächerliches Laſter, das die eingeſchränkteſte Denkungs-
art und den Mangel wahrer Verdienſte verräth. Es
iſt und bleibt ſelbſt dann lächerlich, wenn auch der
Menſch alle Macht der Erde und alle Weisheit in
ſich vereinigt ſiehet. Aber wie eitel, wie thöricht iſt

nicht
I 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0143" n="131"/><fw place="top" type="header">Ent&#x017F;agung des Leicht&#x017F;inns.</fw><lb/>
Hausfrau &#x017F;chlecht erfüllen. O wie viel kömmt in allen<lb/>
die&#x017F;en Verbindungen und Verhältni&#x017F;&#x017F;en auf mein itzi-<lb/>
ges Betragen an! Ja, mein Glück in &#x017F;pätern Jah-<lb/>
ren und das Glück der Familie, die du mir künftig<lb/>
anvertrauen wir&#x017F;t, das hängt größtentheils von mei-<lb/>
ner gegenwärtigen Denkungsart und von dem guten<lb/>
oder &#x017F;chlechten Verhalten in meinem itzigen Stande<lb/>
ab. Amen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Ent&#x017F;agung des Stolzes.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, was i&#x017F;t und hat und vermag der Men&#x017F;ch,<lb/>
worauf er &#x017F;tolz &#x017F;eyn könnte? Was i&#x017F;t und hat<lb/>
und vermag der Men&#x017F;ch, das er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu verdan-<lb/>
ken, das er nicht von dir und deiner Güte empfangen<lb/>
hätte? Sey dieß noch &#x017F;o groß und ausgezeichnet; es<lb/>
verliert &#x017F;ich gegen das, was er nicht i&#x017F;t und hat und<lb/>
vermag und was er er&#x017F;t mit vieler Mühe und An&#x017F;tren-<lb/>
gung werden und erwerben &#x017F;oll. O der Stolz i&#x017F;t ein<lb/>
lächerliches La&#x017F;ter, das die einge&#x017F;chränkte&#x017F;te Denkungs-<lb/>
art und den Mangel wahrer Verdien&#x017F;te verräth. Es<lb/>
i&#x017F;t und bleibt &#x017F;elb&#x017F;t dann lächerlich, wenn auch der<lb/>
Men&#x017F;ch alle Macht der Erde und alle Weisheit in<lb/>
&#x017F;ich vereinigt &#x017F;iehet. Aber wie eitel, wie thöricht i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0143] Entſagung des Leichtſinns. Hausfrau ſchlecht erfüllen. O wie viel kömmt in allen dieſen Verbindungen und Verhältniſſen auf mein itzi- ges Betragen an! Ja, mein Glück in ſpätern Jah- ren und das Glück der Familie, die du mir künftig anvertrauen wirſt, das hängt größtentheils von mei- ner gegenwärtigen Denkungsart und von dem guten oder ſchlechten Verhalten in meinem itzigen Stande ab. Amen. IX. Entſagung des Stolzes. Gott, was iſt und hat und vermag der Menſch, worauf er ſtolz ſeyn könnte? Was iſt und hat und vermag der Menſch, das er ſich ſelbſt zu verdan- ken, das er nicht von dir und deiner Güte empfangen hätte? Sey dieß noch ſo groß und ausgezeichnet; es verliert ſich gegen das, was er nicht iſt und hat und vermag und was er erſt mit vieler Mühe und Anſtren- gung werden und erwerben ſoll. O der Stolz iſt ein lächerliches Laſter, das die eingeſchränkteſte Denkungs- art und den Mangel wahrer Verdienſte verräth. Es iſt und bleibt ſelbſt dann lächerlich, wenn auch der Menſch alle Macht der Erde und alle Weisheit in ſich vereinigt ſiehet. Aber wie eitel, wie thöricht iſt nicht I 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/143
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/143>, abgerufen am 23.06.2024.